Lichtkunst von Gregor Eisenmann Nerdy und ziemlich faszinierend
Wuppertal · Dieses Jahr war nicht normal. Zumindest nicht für den Künstler und Visual Artist Gregor Eisenmann. Hingerissen sitzt er an seinem Schreibtisch, den Blick auf den Bildschirm gerichtet, die Hände am Controller.
Aber satt in einer virtuellen Welt zu "zocken", spielt der Wuppertaler Künstler mit Licht.
"Oder auch das Licht, und zwar wie ein Instrument", sagt er. Denn nicht nur Musik, sondern auch der Strahl einer Straßenlaterne hat für den Wuppertaler einen eigenen Rhythmus, einen Beat, den er aufspürt und einfängt — in seiner Kunst.
Gregor Eisenmann lebt und arbeitet schon länger in Wuppertal. Vor einigen Jahren stand er oft farbbekleckst vor einer riesigen Leinwand mitten auf der Nordbahntrasse. Mittlerweile ist er mit seinem Atelier umgezogen, an die Düppeler Straße. Richtig in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt ist der Künstler allerdings erst in den letzten zwei, drei Jahren. Und zwar nicht durch Malerei, sondern durch Lichtkunstinstallationen.
Beim Viertelklang-Festival illuminierte er den Bürgerbahnhof in Vohwinkel, an zwei Samstagen im Advent löste er die Fassade des Bahnhofsgebäudes am Döppersberg in Farben und Bildern auf. Videomapping nennt er das. Für die Show in Wuppertals neuer Mitte hat der Künstler zwei Wochen lang in seinem Atelier an der Ecke der Düppeler Straße gefeilt. "Minimum", sagt er. Normalerweise nimmt er sich mehr Zeit. Aber die Anfrage kam kurzfristig, und Gregor Eisenmann wollte es unbedingt machen.
Zwischen der ersten und zweiten Performance am Döppersberg lädt er uns ein, ihm bei seinen Vorbereitungen über die Schulter zu schauen. In seinem Atelier steht die Fassade der Bundesbahndirektion, aus Pappe und im Miniaturformat. Eisenmann richtet den Beamer auf des Mini-Gebäude und startet seine Show: Weiße Farbstriche zeichnen die Konturen nach, Fensterrahmen und Türen erstrahlen und verschwinden. Von rechts schwebt Wuppertals Luftansicht über das Gebäude. Fotografien der Schwebebahn, der Nordbahntrasse und der Schwimmoper springen auf, strudeln zusammen und bilden ein Mandala, das pocht, pulsiert und den wehrlosen Zuschauer in seinen Bann zieht. Die passende Musik dazu produzierten Jonas Leve und Jonas Herbert.
"Manche finden es zu abstrakt", sagt Eisenmann. Für ihn ist es faszinierend. Fünf verschiedene Programme kommunizieren an seinem Computer und produzieren das, was er intuitiv beim Betrachten des Gebäudes spürt. Zur Vorbereitung wanderte er in einer Nacht- und Nebelaktion mit seinem Beamer über den Döppersberg, leuchtete heimlich sein Umfeld aus, scannte die Gebäude und speiste sie in die Programme ein. Bis zum Tag X kannte er seine Performance selbst nur als Mini-Version auf seiner Papp-Bundesbahndirektion. "Und dann stand ich auf dem Platz, im strömenden Regen, und die Gebäudestruktur löste sich unter meiner Illumination auf, transponierte sich. Das war eine tolle Show." Aber auch ziemlich "nerdy", dieses ganze Computer-Illuminations-Zeug, das gibt Eisenmann selbst zu. Und leider auch recht weit weg von seiner Malerei.
Aber tatsächlich scheinen seine Lichtkunstinstallationen aktuell stärker gefragt zu sein als Gregor Eisenmanns Bilder. " Ich hatte überhaupt nicht mit so vielen Anfragen in diesem Jahr gerechnet. Das war einfach schon fast abnormal", blickt Eisenmann immer noch überwältigt zurück.
Den Tanztunnel, die Diakoniekirche, den Döppersberg und den Bürgerbahnhof — all diese Orte hat der Wuppertaler mit seiner Lichtkunst aufgelöst und neu zusammen gesetzt. Vom Glaspavillon im Skulpturenpark Waldfrieden träumt er noch, oder von der Fassade des Rathauses in Barmen.
Mehr Informationen zu Gregor Eisenmann, seiner Kunst und seinen Projekten unter www.gregoreisenmann.de.