Kommentar über ein (noch) schlecht genutztes Juwel Nicht über — an der Wupper gehen!

Wuppertal · Erinnern Sie sich noch? Als die ersten Pläne für den Umbau der ehemaligen Nordbahntrasse in einen Freizeit- und Radweg präsentiert wurden, waberten die beiden Wuppertaler Leitmotti durch die Stadt: "Datt gibt keinen" und "Datt braucht keiner".

Rundschau-Redakteur Jörn Koldehoff.

Foto: Bettina Osswald

Das Ende ist bekannt. Die Nordbahntrasse wurde zu einem Publikumsmagneten, einem weiteren Wahrzeichen — dank der Beharrlichkeit der "Wuppertalbewegung"-Macher und, trotz aller zwischenzeitlichen Differenzen, der Helfer in der Verwaltung.

Eigentlich müsste es nun an der Zeit sein, ein weiteres städtebauliches Thema gedanklich intensiv zu verfolgen: Wie kann man die Außenbereiche der Wupper so gestalten, dass sie viel besser in das Leben der Menschen integriert wird? Konkret gefragt: Sollte nicht alles unternommen werden, die Ufer derart umzubauen, dass die Wuppertaler und ihre Gäste dort spazieren und attraktive gastronomische Angebote nutzen können — entlang eines "Wupper-Boulevards"?
Städte wie Köln und Düsseldorf haben längst vorgemacht, wie man Fluss und Freizeit bestens miteinander verbindet. Keine Frage: Die Ausgangslage ist wegen der engen Wuppertaler Tallage nicht zu vergleichen, am Rhein war jede Menge Platz.

Doch ist es nicht möglich, Raum zu schaffen? In dem man beispielsweise Unternehmen, die direkt an der Wupper angesiedelt sind, das Wasser aber längst nicht mehr brauchen, Ersatzstandorte anbietet? Die frei werdenden Flächen ließen sich bestens vermarkten — für Wohnbebauung, Gastronomie und eben einen wunderbaren Weg.

Der Wupperverband kümmert sich seit Jahren erfolgreich darum, die noch in den 1970er Jahren mausetote Wupper in ein natürliches Gewässer umzuwandeln. Durch Störsteine, Inseln und Steinschüttungen am Ufer entsteht ein lebendigeres Flussbett mit abwechslungsreichen Strömungen. 8,5 der insgesamt 15 städtischen Wupper-Kilometer sind bereits geschafft. Auch dadurch kehren Wanderfische wie Lachse und Meerforellen immer öfter zurück.

Und vorallem ist die akribische Arbeit des Vereins "Neue Ufer" nicht hoch genug zu schätzen. Wie heißt es auf der Homepage? "Nur der Mensch zögert noch; die Stadt wendet dem Fluss nach wie vor den Rücken zu. Es ist Zeit, das gemeinsam zu ändern. Der Zugang zum Ufer ist in der Stadt nur an wenigen Stellen vorgesehen. Betriebe nutzen ihre Wupper-Grundstücke nur als Lagerplätze, die Wupper ist an vielen Stellen ein Hinterhof geblieben. Das möchten wir ändern.(…) Wir wünschen uns das, was einen Stadtfluss eigentlich ausmachen sollte: Nähe, Sichtbarkeit, Berührbarkeit, Aufenthaltsqualität, einen Fluss zum Anfassen."
Dem ist nichts hinzuzufügen.