Neues aus dem Krisenstab Plan: Mobile Impfteams in belasteten Quartieren
Wuppertal · Ein Inzidenzwert, der zum ersten Mal seit drei Wochen unter 200 liegt, eine stabile Lage in den Krankenhäusern und große Fortschritte bei den Impfungen: Der Krisenstab der Stadt Wuppertal traf am Mittwoch (5. Mai 2021) mit leichter Entspannung zusammen. Sorgen bereiten aber die gestiegenen Infektionen unter Kindern.
„Trotz dieser hoffnungsvollen Signale ist es allerdings viel zu früh für eine Lockerungs-Euphorie, wie sie teilweise bereits zu spüren ist“, meinen Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Krisenstabsleiter Johannes Slawig. „Mit Blick auf die Zielmarke eines Inzidenzwertes unter 50 bleiben Vorsicht und Zurückhaltung oberstes Gebot. Auf keinen Fall soll der Eindruck entstehen, es werde ohnehin alles bald aufgehoben, also müssten wir uns nicht mehr an die Regeln halten. Die positiven Entwicklungen sind noch labil.“ Sorgen bereiten ihnen insbesondere die Infektionen unter Kindern. Seit Anfang der Woche gab es alleine 38 Fälle an Schulen und 9 in Kitas. Die Altersgruppe der 0- bis 9-jährigen nahm am Montag erstmals fast ein Drittel der Gesamtbefunde ein. Die Zahlen bei den kleinen Kindern stiegen relativ an, während sie in allen anderen Altersgruppen zurückgingen.
Im Impfzentrum am Campus Freudenberg wurde am Dienstag (4. Mai) die 100.000. Impfung vorgenommen. Zusammen mit der Zwischenbilanz der niedergelassenen Ärzte kommt Wuppertal aktuell auf mehr als 130.000 Impfungen. Mit der Freigabe der ersten Berufsgruppen aus der 3. Priorisierungsstufe der Bundesimpfverordnung können nun unter anderem auch die Beschäftigten im Lebensmitteleinzelhandel geimpft werden. Sie erhalten ihre Termine ausschließlich über das Reservierungssystem der Kassenärztlichen Vereinigung. Die Terminierung über das Servicecenter der Stadt Wuppertal wird ab sofort weitestgehend eingestellt. Beim Service-Center, aber auch bei vielen anderen Stellen gehen weiterhin zahlreiche Anfragen zum Thema Impfberechtigung ein. Krisenstabsleiter Johannes Slawig: „Die Vorgaben des Landes sind hier strikt einzuhalten. Daher bitten wir herzlich darum, dass sich die Impfwilligen auf unserer Homepage über die jeweils freigegebenen Berufsgruppen informieren und von Nachfragen absehen.“ Ab dem 7. Juni sollen auch Betriebsärzte in den Unternehmen impfen dürfen. Für diesen Kreis wird die Koordinierungsgruppe des Impfzentrums für den 19. Mai zu einem ersten Runden Tisch zur Abstimmung einladen.
Ein weiteres Element, um möglichst viele Menschen mit einem Impfangebot zu erreichen, bereitet der Krisenstab vor: mobile Impfteams in belasteten Quartieren. „Dort leben Menschen in besonders beengten Verhältnissen, sie benutzen öfter den ÖPNV und haben oft Arbeitsplätze, wo das Einhalten der Hygiene- und Abstandsregeln schwieriger ist“, erklärt Gesundheitsdezernent Stefan Kühn. „Zur Auswahl der Orte werden wir Daten des Sozialdatenatlas und Auswertungen des Infektionsgeschehens nutzen und kleinräumig herunterbrechen.“
Das Land will in ausgewählten Kommunen für solche Impf-Aktionen im Rahmen eines Modellversuchs zusätzliche Impfdosen zur Verfügung stellen. „Aber auch wenn Wuppertal nicht Teil des Modellversuches wird, werden wir so eine Initiative starten“, berichtet Slawig. Mehrsprachige Informationen, Podcasts für die Sozialen Medien und insbesondere die Netzwerke in den Quartieren und Communities sollen im Vorfeld in eine intensive Kommunikations-Offensive einbezogen werden. Die mobilen Impfaktionen werden ohne zusätzliche Impfdosen vom Land allerdings erst beginnen, wenn genug Impfstoff zur Verfügung steht.
Nachweise noch nicht durch EU und Bund geklärt
Beim Thema Nachweise für Geimpfte und Genesene blieben im Krisenstab noch viele Fragen offen. „Leider haben EU und Bund noch keine einheitlichen Lösungen erarbeitet“, bedauert Slawig. „Daher sind wir hier noch in einem Stadium der Zettelwirtschaft, das von den Ansprüchen des Staates und der Bürger an Digitalisierung meilenweit entfernt ist.“
Zum Nachweis der Impfung muss aktuell der gelbe Impfpass oder eine gestempelte Bescheinigung auf Papier herhalten. Noch mehr Kopfzerbrechen bereitet der Nachweis eines positiven PCR-Laborbefundes, der dazu noch nach den Vorgaben des Landes älter als 28 Tage, aber nicht älter als sechs Monate sein darf. Die städtische IT prüft für diesen Personenkreis, der in Wuppertal alleine 10.000 Menschen umfasst, eine technische Übergangslösung. „Die Situation ist äußerst unbefriedigend“, so Slawig. „Hier sind Berlin und Brüssel jetzt am Zug, kurzfristig einheitliche digitale Lösungen zu schaffen.“
Schnelltestzentren: Landesförderung endet
Zum Stichtag 1. Mai hat das Land die finanzielle Förderung der Schnelltestzentren mit einer Investitionspauschale und laufenden Betriebskostenzuschüssen von 1.000 Euro monatlich beendet. Rund 160 Zentren bieten aktuell in Wuppertal die Bürger-Tests an, weitere 40 haben vor dem Stichtag Anträge gestellt. Inzwischen sind alle „weißen Flecken“ auf der Stadtkarte beseitigt. Die stationären Angebote werden durch Testbusse ergänzt, die etwa am Dönberg oder in Langerfeld verschiedene Standorte anfahren. Mit Stand 2. Mai waren dem Krisenstab 196.000 durchgeführte Schnelltests gemeldet, davon waren 1.258 positiv. Das entspricht stabil 0,64 Prozent.
„Mit diesem Netz ist der Bedarf in Wuppertal ausreichend gedeckt“, erklärt Krisenstabsleiter Johannes Slawig. „Nach dem anfänglichen Andrang melden uns Testzentren heute, dass sie nur gering ausgelastet sind. Zum Wegfall der finanziellen Förderung kommt die Entwicklung bei den Impfungen, die endlich breit in die Fläche geht. Unter diesen Aspekten können wir weiteren potentiellen Betreibern von einem wirtschaftlichen Risiko nur eindringlich abraten. Der Appell des Krisenstabs endet hier mit einem herzlichen Dank an alle, die unserem Aufruf gefolgt sind und so den schnellen Aufbau eines sehr guten dezentralen Testangebotes ermöglicht haben.“