Der Blog der Rundschau-Redaktion (7) Jetzt sieht die Welt ganz anders aus
Wuppertal · Hier bloggen wir, was hinter den Rundschau-Kulissen passiert. Schauen Sie mal rein.
+++Manchmal dauert's richtig lang+++
Es gibt Momente, da berührt die "Weltpolitik" auch die (schon länger zurückliegende) Arbeit der Rundschau. Im Herbst 2007 begleitete Rundschau-Redakteur Stefan Seitz im Rahmen des Projektes "Spuren des deutschen Kolonialismus" der Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz eine Klasse des Gymnasiums Sedanstraße nach Namibia.
In dem Land, das vor über 100 Jahren einmal Deutsch-Südwest-Afrika war, ging es in vielen Gesprächen auch um die Vernichtungsfeldzüge der deutschen Kaisertruppen gegen die aufständischen Herero-Ureinwohner. Deren Nachkommen sahen (und sehen) die Vorgänge als Völkermord. Deutschland hat die Verwendung dieses Begriffes stets kategorisch abgelehnt: Auch der deutsche Botschafter Arne von Kittlitz, mit dem die Wuppertaler Schülergruppe seinerzeit in Namibias Hauptstadt Windhoek persönlich über das Thema sprach, nahm das Wort Völkermord nicht in den Mund.
Jetzt, neun Jahre später, sieht die Welt ganz anders aus: Bundestagsvizepräsident Norbert Lammert (CDU) nannte erstmals im Sommer 2015 das Verhalten der deutschen Kolonialtruppen öffentlich einen Völkermord. Und das vierteljährlich in Göttingen erscheinende "Namibia-Magazin" hat dem Thema in zwei Ausgaben bereits mehrere Seiten gewidmet.
Unsere Bilder zeigen das nördlich von Windhoek gelegene Felsmassiv Waterberg und Teile des dortigen Soldatenfriedhofes: Hier unterlagen am 4. August 1904 die Herero den deutschen Truppen. Die Herero-Bevölkerung wurde vor dem Massaker auf 50.000 bis 80.000 geschätzt, es überlebten nur rund 15.000 Menschen. Unter Historikern herrscht Einigkeit, dass es sich bei den Ereignissen um den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts handelt.