Schöller Ein kleines, großes Kirchen-Juwel

Wuppertal · Sie ist die älteste Kirche in Wuppertal und im Kirchenkreis Niederberg, zu dem sie seit jeher gehört — und öffnet am Sonntag (9. September 2018) beim "Tag des offenen Denkmals" zum ersten Mal ihre Türen: Die Dorfkirche von Schöller ist längst zum Pilgerort geworden.

Das Innere der kleinen Dorfkirche von Schöller am Westrand von Wuppertal — rechts von der Mitte das Taufbecken aus dem 9. Jahrhundert.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Spaziergänger und Radfahrer halten dort inne, um zur Ruhe zu kommen.

Der Kirchturm ist aus dem 12. Jahrhundert und irgendwann zog ein Taufbecken bei ihr ein, das noch vier Jahrhunderte mehr auf dem sprichwörtlichen Buckel hat. Ihre Architektur ist von einer wunderbaren Schlichtheit. "Bis zur Jahrtausendwende standen hier noch Stühle", zeigt Jürgen Fritz vom Förderverein auf die hölzernen Kirchenbänke. So etwas gab es dort auch früher schon, hoch oben auf der Empore. Eingeritzt die Namen derjenigen, die ringsum auf den Höfen wohnten. Vermutlich hat es damals niemand gewagt, ihnen ihren angestammten Platz streitig zu machen.

Mit dem Ohr an die alten Kalksteinmauern gelehnt, kann man den Geschichten lauschen, die die Kirche zu erzählen hat. Es sind traurige wie die von ihrer dritten Glocke, die zu Kriegszeiten eingeschmolzen und durch eine neue ersetzt wurde. Oder die vom Brand in der Scheune nebenan, als die Funken hinüberflogen in ihr Gebälk. Und dann gibt es noch die von ihrem Mittagsläuten, dass über Jahrzehnte hinweg gegen den Zwölf-Uhr-Knall im benachbarten Steinbruch ankämpfen musste. Dort wurde gesprengt — und nicht nur das Donnern der brechenden Steine, sondern auch noch die Warnsirene machten zu gleicher Zeit ein ordentliches Getöse. "Wir haben hier auf dem Dorf kurze Wege. Die Kalkwerke sprengen jetzt eine halbe Stunde früher", so Jürgen Fritz.

Es gibt noch vieles an der Dorfkirche, das schon vor 800 Jahren unter großen Mühen aufgebaut wurde. Man vergisst oft, dass in diesen Zeiten kein Baukran anrückte, um Stein auf Stein zu setzen. Ihre Erbauer haben viel Schweiß gelassen, um einen Ort des Glaubens zu schaffen.

Jahrhunderte später wurde in ihrer Nachbarschaft der Humanist Konrad Heresbach geboren. Dessen klare Gesinnung, die auch der Pfarrer und die damaligen Herren von Schöller teilten, führte schließlich um 1530 zur Einführung des evangelischen Gottesdienstes. Seither gilt Schöller als die älteste evangelische Gemeinde im Bergischen Land.

Die Schöllerkirche ist ein echtes Juwel — voller kirchengeschichtlicher Kostbarkeiten. Eine barocke Kanzel zog bei ihr ein, ebenso wie eine Einbaumtruhe. Aus Erkrath kam die erste Orgel, aus Wuppertal die zweite. Ihr Kirchenschiff wurde umgebaut, die Flachdecke durch ein Holztonnengewölbe ersetzt und die Fenster wurden vergrößert.

Vor ein paar Wochen flog eine Drohne über ihren Turm hinweg. Danach musste sie sich von ihrer Kuppel und dem Wetterhahn trennen. Noch im Herbst soll ein Tunnel im Eingangsbereich ihre Besucher davor schützen, vom Mörtel getroffen zu werden, der aus den Fugen ihres Turms rieselt. Aber all das ist nur vorübergehend: Es gibt schon Gutachter, die sich ihr sorgsam zuwenden. Und Architekten, in deren Händen sie gut aufgehoben zu sein scheint. Spätestens in zwei Jahren soll auch der Wetterhahn wieder an seinem Platz sein.

Am Sonntag (9. September 2018) von 11.15 bis 18 Uhr lädt der Förderverein mit Führungen und Vorträgen zum "Tag des offenen Denkmals" in die Kirche Schöller ein. In der Reihe "Kultur im Dorf" folgt am 16. September um 17 Uhr ein Bläserkonzert. Die Erlöse aus beiden Veranstaltungen fließen in die Renovierung der denkmalgeschützten Kirche.