"Mr. Flohmarkt" gestorben Adalbert Jassers Herz schlug stets für Vohwinkel

Wuppertal · 20 Jahre war Adalbert Jasser der Macher des Flohmarkts im Westen der Stadt. Jetzt starb er mit 89 Jahren in seiner Wahlheimat Hamm. Bis zuletzt lagen ihm die Belange Vohwinkels am Herzen.

Für seine vielfältigen Verdienste wurde Adalbert Jasser 1980 mit dem Bundesverdienstkreuz und 1985 mit dem „Wuppertaler“ ausgezeichnet.

Foto: Familie Jasser

Das Licht der Welt erblickte Adalbert Jasser in Waldbröl, doch schon nach der Lehre zog es ihn nach Wuppertal, wo er die damalige Werkkunstschule besuchte. Eine Wohnung fand sich in Vohwinkel. Der Zugereiste fand sofort Anschluss, später Arbeit im Farbenhaus Ackermann, das er zuletzt in Eigenregie führte.

Doch Jasser wollte mehr, sich in seiner Wahlheimat engagieren. Vohwinkel aus dem Dornröschenschlaf erwecken, den Stadtteil wieder attraktiv machen. Denn in den Jahren 1960 bis 1970 war der Westen der Stadt aufs Abstellgleis gefahren. Hotels, Geschäfte und das Kino schlossen, der Schwebebahnhof bot ein Bild des Grauens. Zwar gab es schon die "Aktion V" und die Arbeitsgemeinschaft Vohwinkeler Vereine (AGVV), aber auch da tat sich wenig.

Das sollte sich im Juni 1970 ändern: "Aktion V" und AGVV stellten sich neu auf, fanden zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit und beschlossen, sich an der "Wuppertaler Woche" zu beteiligen. "Es entstand die Idee, einen Flohmarkt zu organisieren, eine Mischung aus Pariser Flair und Solinger Zöppkesmarkt sollte es werden, ein bergisches Volksfest. Doch die Idee fand wenig Resonanz. Nur 200 Meter Festmeile an der Lienhardstraße wurden uns von der Stadt genehmigt", erinnert sich Jasser in seinen Aufzeichnungen.

Auch damals schon fand am Vortag das Vereinsfest auf dem Lienhardplatz statt, doch erst nach dem Wochenmarkt. Keine Wuppertaler Brauerei war bereit, einen Bierstand zu stellen, Hilfe kam aus Essen. "Am Veranstaltungstag stand ich um 6 Uhr an der Lienhardstraße, die Absperrungen hatte ich selber aufgestellt. Außer mir war nur das DRK mit der Gulaschkanone dort, doch dann kamen die Trödler", so Jasser. 30.000 Besucher konnte man am Abend zählen.

Es stand fest: Im nächsten Jahr soll es wieder einen Flohmarkt geben. Bei der Wiederholung genehmigte die Stadt weiterhin nur 200 Straßenmeter, eröffnen wollte man im Oktober 1972 um 11 Uhr, doch schon um 10 Uhr platzte die Festmeile aus allen Nähten. In diesem Jahr ließ sich auch die politische Stadtspitze blicken: Oberbürgermeister Gurland und Bürgermeister Frowein folgten der Einladung nach Vohwinkel.

Mit dem 20. Flohmarkt im Jahr 1990 gab Adalbert Jasser seinen Vorstandsposten bei der AGVV ab. Mit ihm trat auch sein langjähriger tatkräftiger Unterstützer und Freund Volker Hinkeldey zurück. Aus den einst so bescheidenen Anfängen war mittlerweile der weltweit größte Eintagesflohmarkt geworden, der Einzug ins "Guinness Buch der Rekorde" hielt und Besucher aus der ganzen Region anlockte.

Jasser zog vor 20 Jahren mit seiner Frau nach Hamm, doch der Kontakt zur Heimat riss nicht ab. "Ich musste meinem Stiefvater jede Zeile schicken, die über Vohwinkel geschrieben wurde. Oder meine Tochter, die Enkel und ich nahmen ihm die Zeitungen bei unseren Besuchen mit. Auch Michael Spitzer, Vorsitzender der ,Aktion V', hielt ihn auf dem Laufenden. Mit allem, was hier so passierte, war er nicht einverstanden, auch den neuen Machern des Flohmarkts traute er anfangs diese Aufgabe nicht zu. Umso schöner für alle Vohwinkeler, dass es doch klappte und sein Lebenswerk fortgesetzt wird", erzählt Stieftochter Brigitte Gregor, die Jasser als liebevollen Familienmenschen kennen gelernt hat. "Nach Hamm ist er mit meiner Mutter gezogen, da dort meine Schwester lebt, die sich bis zuletzt sorgsam um die beiden gekümmert hat."

Jasser, der in der Werbung tätig war, für die Beschriftung der Wuppertaler Telefonhäuschen sorgte, liebte das Vereinsleben. "Treffpunkt war häufig das Farbenhaus Ackermann, damals eine Institution wie Feuerstein. Und Adalbert hat gezeichnet, Tapetenmuster entworfen. Ein besonders schönes ließ er drucken und tapezierte damit dann eigenhändig das Haus seiner Eltern in Waldbröl", erinnert sich Gregor, die selbst Zeichnungen und Entwürfe des Flohmarktmachers in ihrer Wohnung hängen hat.

"Ein wunderschönes Tapetenmuster mit Tierbildern ist nun einer Freundin meiner Tochter aufgefallen, sie möchte daraus Bettwäsche für Kinder machen", freut sich Brigitte Gregor über die späte Ehre für den Mann, der Vohwinkel immer in seinem Herzen trug.

Gestorben ist er zwar in Hamm, aber seine letzte Ruhestätte wird er in Vohwinkel finden. "Das war sein großer Wunsch, den wir ihm auf jeden Fall erfüllen wollen", wird Adalbert Jasser bei ihr in liebevoller Erinnerung bleiben. Adalbert Jassers Dokumentation über 20 Jahre "Vohwinkeler Flohmarkt" mit vielen Anekdoten und Bildern ist noch in der Buchhandlung Jürgensen an der Kaiserstraße erhältlich.