Online-Kartenwerk Wo ist die Wuppertaler Bratwurst?

Wuppertal · Die Wuppertaler Ortslage mit dem kuriosen Namen ist aus dem Online-Kartenwerk verschwunden. Wie konnte das passieren?

Leider ist dieser Screenshot nicht mehr aktuell.

Foto: Google Maps

Wer hat die Bratwurst geklaut? Nein, nicht die vom Grill. Es geht um die Wuppertaler Bratwurst. Jene eigentlich nur noch historische Ortslage am Westfalenweg, die ob ihres kuriosen Namens auch über die Grenzen der Stadt bekannt wurde. Spätestens, als die Warn-App Nina im Hochwasser-Sommer 2021 den Namen, der auf analogen Landkarten eigentlich schon seit den 1930er Jahren nicht mehr zu finden war, optisch so prominent und groß ausspielte, dass die Nutzerinnen und Nutzer meinen konnten, die Bratwurst stünde auf einer Stufe mit Elberfeld und Barmen.

Grundlage für Nina dürften die Daten von Google Maps gewesen sein. Doch genau aus dem Online-Kartenwerk, das (vermutlich) haarklein jedes Pazifik-Inselchen, jedes Hügelchen und jeden Tümpel weltweit auflistet, ist die Bratwurst offenbar verschwunden.

Wer jetzt „Bratwurst Wuppertal“ in Google Maps sucht, bekommt alle möglichen Imbisse im Tal angezeigt – nur die einzig wahre Bratwurst sucht man vergebens. Irgendwann kurz vor Ostern müssen der oder die Täter zugeschlagen haben. Im Internet wurde schon scherzhaft spekuliert, wer es war. Ein Hund dürfte ausscheiden. Ebenso radikale Vegetarierinnen und Vegetarier, gibt es Bratwürste doch längst auch in der fleischlosen Version. Wer war es also dann? Die, die es wissen müssten, geben sich zugeknöpft.

Google antwortet auf Rundschau-Anfrage, freundlich ausgedrückt, zurückhaltend. Man äußere sich nicht zu Einzelfällen. Google sei bemüht, Google Maps so aktuell wie möglich zu halten und Nutzerinnen und Nutzern korrekte Informationen anzuzeigen. Ein Skandal aus Rundschau-Sicht, als ob die Bratwurst eine Fälschung gewesen wäre.

Doch während der eine oder andere vielleicht der Bratwurst bei Google Maps ein Tränchen hinterherweinen wird, sieht der, der der Ortslage vermutlich zum – jetzt verblassenden – Ruhm erst mit verholfen hat, die Angelegenheit locker: „Es ist mir eigentlich gleich, ob das bei Google oder anderen Kartendiensten prominent oder überhaupt nicht erscheint.“

Der Wuppertaler Lokalgeograph, der anonym bleiben möchte, hatte vor Jahren mit einem Wikipedia-Beitrag die Bratwurst ins Rollen gebracht. Um Aufmerksamkeit sei es ihm dabei gar nicht gegangen. „Es war nur einer von vielen hundert Ortslagenartikeln, die ich aus lokal-geografisch/-historischem Interesse heraus erstellte oder noch erstellen wollte“, sagt er.

Dass der Name kurios ist, sei ihm natürlich klar gewesen. „Deshalb habe ich mich auch bevorzugt mit der Bratwurst und nicht mit Meier-/Müller-/Schmidthaus befasst.“ Dass andere aber so darauf angesprungen seien, „hat mich erstaunt“, räumt er ein. „Und mehr noch das Beharrungsvermögen von Google, nicht zuzugeben, manipuliert worden zu sein.“ Denn dass die Bratwurst buchstäblich so groß rauskam, habe vermutlich an „Internet-Trollen“ gelegen: Je öfter jemand bei Google einen Ort meldet, desto prominenter taucht er auf. Weshalb die Bratwurst selbst gestandenen Wuppertaler Stadtteilen den Rang ablief.

Zu Unrecht übrigens, sagt der Lokalgeograph. „Einzelne Falscheinträge kann man, wie die berühmte Steinlaus im Pschyrembel zeigt, ja durchaus als Auflockerung sehen“, betont er, „Aber in Masse ist das nicht so sinnvoll.“

Fälle wie die Bratwurst gibt es öfter. Bei der Wuppertaler Ortslage, die ihren Namen übrigens wohl wirklich daher hat, weil es dort früher an einem heute nicht mehr existenten Kotten Bratwurst für die Reisenden gab, dauerte die Korrektur durch Google offensichtlich etwas länger. Einen neuen „Troll-Versuch“ hält der Wuppertal-Geograph für aussichtslos. Da mutet es schon ein bisschen unfair an, dass zum Beispiel die Hölle, auch so ein Wuppertaler Ort, den praktisch kaum noch jemand kennt, bei Google Maps weiter vertreten ist ...