Wieder mal ein Gonzalo?

Sie sind vier bis sieben Jahre alt. Offiziell nennt sich diese Spielklasse G-Liga. Besser bekannt sind die jüngsten Kicker aber als "Bambini". Viktoria Rott ist hier mit 17 Kindern vertreten.

Bei Viktoria Rott kümmern sich zwei Trainer schon um den allerjüngsten Fußballnachwuchs.

Foto: Macheroux

Die nennen ihre Trainer beim Vornamen. Knuth und Spilbert sind sozusagen "Väter" für die kleinen Spieler. Nur sie dürfen am Spielfeldrand in die sogenannte Coaching-Zone. Gespielt wird ohne Schiedsrichter: Im Fußballkreis Wuppertal-Niederberg ist das für die Jüngsten im Rahmen der "Fair Play Aktion" üblich. Die Trainer der beiden konkurrierenden Mannschaften sollen sich als Partner verstehen und nur dann eingreifen, wenn die Kinder sich nicht einigen können. Eine Reglung, mit der überaus positive Erfahrung gemacht wurden.

Und die Eltern müssen 25 Meter vom Spielfeldrand entfernt den Ball-Wettbewerb ihrer Kinder verfolgen. So soll das ständige und lautstarke "Eingreifen" mancher Übereifriger gebremst werden. Die beiden Rotter Trainer haben übrigens bei den Müttern und Vätern ein gutes Standing. Trainer Knuth gab vor 23 Jahren seinen Einstieg als Jugend- Coach. Die Fußball-Jugendabteilung auf dem Rott hieß damals Post SV Wuppertal. Ein bestimmter kleiner Kicker bewies seinerzeit höchste Aufmerksamkeit. Sein Name — Gonzalo Castro. Heute ist er einer der besten und begehrtesten Spieler der Bundesliga.

Gibt es bei der aktuellen Bambini-Mannschaft einen potenziellen Nachfolger des Bundesliga-Spielers von Bayer Leverkusen? Knuth schüttelt den Kopf: "Wir haben zwei oder drei talentierte Spieler, deren Entwicklung positiv verlaufen könnte. Gonzalo Castro aber war jeden Tag auf dem Sportplatz und trainierte, wenn er keine Mitspieler hatte, mit seinem Vater".
Plötzlich steht ein junges Mädchen neben dem Trainer. "Entschuldigen Sie, was kostet es, wenn mein kleiner Bruder sich hier anmeldet?", fragt sie. Trainer Knuth schaltet schnell: "Der Jahresbeitrag beträgt 48 Euro und 15 Euro Anmeldegebühren kommen dazu".

Auf dem Rott lebt jedes vierte Kind in einem Haushalt, der mit Harz IV auskommen muss: Dieser Tatsache hat der Verein mit dem geringsten Beitrag der Wuppertaler Sportvereine Rechnung getragen.
Und Trainer Knuth schaut dem kleinen fünfjährigen Djamal tief in Augen. "Wenn du willst, kannst du direkt mittrainieren." Djamal, dessen Eltern aus Togo stammen, hüpft vor Freunde in die Luft — nach wenigen Minuten war er im Kreis der kleinen Kicker schon integriert. Und der Ball war sein Freund. Vielleicht spielt doch wieder ein kleiner Gonzalo auf dem Rott...