„Stellenweise sprachlos“
Ölberg · Eritreische Flüchtlinge aus Wuppertal berichteten Schülern der Sophie-Scholl-Gesamtschule in Remscheid über ihr Schicksal.
In der Beratungsstelle "Karawane" in der Marienstraße treffen sich regelmäßig junge Flüchtlinge aus Eritrea. Dort helfen der schon länger hier lebende Dolmetscher und Landsmann Awet Kessete und weitere Mitstreiter ihnen, die Hürden auf dem Weg zur Integration zu meistern.
Die Biografien der Jugendlichen, sie ähneln sich: Aus Angst vor dem menschenverachtenden diktatorischen Führungskader, in der Regel über den Sudan, Libyen und Italien nach Deutschland geflohen, können sie jetzt endlich in Freiheit leben. Allerdings, was hinter ihnen liegt, kann nicht vergessen werden. Das erfuhren jetzt auch Schüler der Sophie-Scholl-Gesamtschule aus Remscheid. Lehrerin Renata Adams: "Wer über Flüchtlinge spricht, sollte Fluchtgeschichten kennen. Vor diesem Hintergrund haben wir ein fächer- und klassenübergreifendes Projekt gestartet, mit der Intention, unsere Schüler für ein brisantes Thema zu sensibilisieren."
Zum Auftakt des Projektes hatte die Schule zwei der jungen Eritreer vom Ölberg, gemeinsam mit Awet Kessete, eingeladen, um mehr über Fluchtursachen zu erfahren. Und was sie hörten, ging unter die Haut. "Davon zu hören, wie die Menschen in Eritrea unterdrückt werden, dass die, die sich nicht dem Regime unterwerfen, mit Gefängnis, Folter und Tod rechen müssen, das hat die Schüler stellenweise sprachlos werden lassen. Und die Schilderung von Berihu, dass seine Mutter ihm zur Flucht geraten hat, in dem Wissen, dass sie dafür mit jahrelanger Haft und Vergewaltigungen den Preis zahlen muss, sorgte für Tränen in vielen Augen. Es waren Momente, in denen das Unfassbare greifbar wurde, wo spontan ein großes Mitgefühl die Brücke baute, die Flüchtlinge in ihrer neuen Heimat tragen sollte," so Renata Adams.
Für sie — wie das ganze Kollegium der Schule — hat diese Veranstaltung innerhalb von zwei Stunden viel bewirkt und einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Und ist "zur Nachahmung empfohlen".
Awet Kessete und seine "Schützlinge" würden sich darüber freuen, wenn sie von weiteren Schulen oder Institutionen eingeladen würden, um denen eine Stimme geben zu können, die sie in Eritrea nicht haben dürfen.