Forderung von „Volt“ Erneuter Antrag auf Umbenennung der Mohrenstraße
Wuppertal · ,,Derartige Straßenumbenennungs-Prozesse sind im Jahr 2021 überfällig und müssen gleichzeitig Anlass zu einer institutionalisierten Aufarbeitung der Kolonialgeschichte Deutschlands werden”, sagt Emre-Can Tan von der neuen Wuppertaler Partei „Volt“.
„Volt“ Wuppertal fordert die Bezirksvertretung Heckinghausen dazu auf, das Verfahren zur Umbenennung der Mohrenstraße erneut aufzunehmen und den Vorgang zur Umbenennung zu beginnen. Darüber hinaus fordert die Partei die Einbeziehung in den Neubenennungsprozess von Bürgern, die sich durch die Verwendung der Bezeichnung „Mohr” diskriminierten fühlen.
„Volt“ schließe sich dem Vorschlag der Initiative „POWER of COLOR” und dem Verein „KiTma“ zur Neubenennung der Mohrenstraße in Anton-Wilhelm-Amo-Straße an, um ein Signal für den reflektierten Umgang mit der deutschen Kolonialgeschichte zu setzen. Zu einem progressiven und antidiskriminierenden Image der Stadt Wuppertal gehöre es, rassistisch eingestufte Begriffe aus dem Stadtbild zu entfernen, schreibt die junge Partei in einer Pressemitteilung.
Joshua Chima Ikpegbu von „POWER of COLOR“ und Vorsitzender von „KiTma“ dazu: „Der Begriff ‚Mohr’ wurde für Schwarze Menschen in einer Zeit verwendet, in der sie als nicht vollwertige Menschen angesehen wurden. Unabhängig von dem Ursprung und der Motivation der ursprünglichen Straßenbenennung in M*straße, ist es in der heutigen Zeit für eine inklusive Stadt geboten, auf die Empfindlichkeiten von Minderheiten Rücksicht zu nehmen. Ein Verweis auf die Gewohnheit und mit der Umbenennung zusammenhängenden Kosten als Argument für die Beibehaltung des Straßennamens in seiner jetzigen Form, zeugt von einem Unwillen, Verantwortung für die historische Verwebung mit dem Kolonialismus zu übernehmen und die Empfindlichkeiten Schwarzen Mitmenschen bzw. Mitmenschen afrikanischer Abstammung in Wuppertal anzuerkennen, anstatt sie zu marginalisieren.“
„Volt“ spricht sich jedoch gegen den eingebrachten Vorschlag der Neubenennung in ‚Zum Gaskessel’ aus, da dies keine Aufarbeitung und Reflektion des vorherigen Straßennamens signalisiere. Mit der Umbenennung in Anton-Wilhelm-Amo-Straße würde eine von Teilen der Gesellschaft als rassistisch und diskriminierend empfundene Bezeichnung aus dem Stadtraum entfernt und einer der ersten Schwarzen Professoren in Deutschland geehrt werden.
Hintergrund: Wer war Anton Wilhelm Amo?
Anton Wilhelm Amo, geboren 1703 in Ghana, kam als Sklave nach Amsterdam und machte in Deutschland einen beachtlichen Lebensweg. Amo wurde als einer der ersten prägenden Schwarzen Philosophen und Rechtswissenschaftler in Deutschland bekannt. Um die Verfahrensrichtlinien zu dem Prozess der Straßenumbenennung einzuhalten, spricht sich „Volt“ für eine Beteiligung und Aufklärung der Anwohner und ansässigen Firmen der Mohrenstraße zum Umbenennungsprozess aus. Damit für Anwohner und ansässige Firmen keine finanzielle Nachteile entstehen, fordert Volt die Stadt Wuppertal auf, die Kosten für Änderungen der Anschrift in offiziellen Dokumenten (wie Ausweise und Visitenkarten) zu übernehmen. „Volt“ verstehe die Umbenennung einzelner Straßennamen als ersten Schritt, um diskriminierende Symbole aus Wuppertal zu entfernen. Kolonialgeschichtliche Aufarbeitung solle für die Stadt als Prozess gesehen und aktiv vorangetrieben werden. Weiterhin lädt die Partei alle demokratischen Parteien, (Jugend)-Organisationen und Initiativen in Wuppertal zur Unterstützung dieses Vorhabens ein.