Kein Winterschwimmen im Neuenhof AWG: „Leben in außergewöhnlichen Zeiten“
Wuppertal · Seit vielen Jahren konnten Schwimmerinnen und Schwimmer auch im Winter das Freibad des SV Wuppertal-Neuenhof nutzen – dank der in der Müllverbrennungsanlage Korzert entstehenden Abwärme, die das Wasser auf 28 Grad Celsius brachte. Damit ist nun aus Energiespargründen Schluss, die Kritik der Betroffenen groß. Die Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) hat die Entscheidung in einer Rückantwort an einen Bürger, der zuvor die Ratsfraktionen kontaktiert hatte, begründet. Der Wortlaut der AWG-Antwort.
„Vielen Dank für Ihre E-Mail. Zehn Jahre lang haben Sie das Schwimm-Angebot des SV Neuenhof nutzen können. Die AWG hat das Schwimmbad sogar noch über einen deutlich längeren Zeitraum unterstützt. Doch angesichts der massiven Auswirkungen des Ukraine-Krieges ist eine Unterstützung in dieser Form leider nicht mehr möglich.
Auch der städtische Koordinierungsstab ,Gasmangellage‘ hat sich dafür ausgesprochen, dass die AWG nach den Schulherbstferien die Wärmelieferung für das Schwimmbecken des SV Neuenhof einstellt. Hintergrund dafür ist die Aufforderung des Bundes und der Bundesnetzagentur, den Gesamtenergieverbrauch in Deutschland um 20 Prozent zu senken.
Die im Neuenhof eingesparte Fernwärme geht ins Fernwärmenetz Wuppertal und vermeidet so, dass das Kraftwerk in Barmen zusätzlich Gas in diesem Beheizungssystem verbraucht. Wie Sie wissen, hat auch die Stadt bereits auf die massive Energieversorgungskrise reagiert. Wo es möglich ist, werden nicht notwendige Energieverbräuche eingeschränkt: von reduzierter Straßen- und Gebäudebeleuchtung über kalte Duschen in. Sporthallen bis hin zu gesenkten Wassertemperaturen und geschlossenen Saunen in den städtischen Hallenbädern. In den Verwaltungsgebäuden wurde die Raumtemperatur auf maximal 19 Grad reduziert.
Die AWG hat Verständnis für den Verein, aber wir leben in außergewöhnlichen Zeiten, die Energieeinsparungen erfordern. Schon vor mehreren Wochen wurde mit dem Verein die aktuelle Lage umfassend besprochen.
Eine Entspannung auf dem Energiemarkt hat es seither nicht gegeben und sie ist durch den Ausfall der Belieferung mit russischem Gas auch nicht zu erwarten. Vielmehr ist derzeit eine Versorgung von Privathaushalten und Unternehmen unserer Wirtschaft in den kommenden beiden Wintern nicht hinreichend sichergestellt.
Um ihren Beitrag leisten zu können, hat auch die AWG frühzeitig mit der Umsetzung von Sparpotenzialen begonnen. Auch wenn für Sie das Ende der Versorgung ,abrupt‘ erscheint, ist der Verein selbstverständlich frühzeitig informiert worden.
Es ist bedauerlich, dass es in diesem Herbst/Winter für Sie nicht das gewohnte Schwimmen im Neuenhof gibt. Die Stadt hat aber angekündigt, dass auch bei einer Verschärfung der Energiekrise zumindest die Schwimmoper und das Schwimmleistungszentrum - beide werden nicht mit Gas, sondern mit Fernwärme aus dem MHKW versorgt - geöffnet bleiben sollen. Hoffentlich gibt es dort für Sie ein Angebot, dass Sie auch in diesen schwierigen Zeiten zufriedenstellt.“