Fußball-Regionalliga WSV-Neuzugang Christopher Schorch: „Ich liebe es aufzusteigen“
Wuppertal · Einen offiziellen Vertrag bei Real Madrid unterschrieben zu haben, das können nun wirklich nicht viele Fußballer von sich behaupten. Christopher Schorch schon. Von 2007 bis 2009 trug der neue Innenverteidiger des Regionalligisten Wuppertaler SV das Trikot des spanischen Renommierclubs. Und auch sonst blickt der 31-Jährige auf eine beeindruckende Karriere zurück.
Die begann für den in Halle an der Saale geborenen Defensivspezialisten beim Nietlebener SV Askania 09 und führte ihn über den Halleschen FC 2004 in die U17 von Hertha BSC. Seinerzeit bestritt Schorch 17 Spiele für die deutsche U16- und U17-Nationalmannschaft. Es folgten acht weitere in der U18 und U19 unter Horst Hrubesch. Seine Bundesliga-Premiere feierte Schorch am 23. Februar 2007, als er von Trainer Falko Götz beim Auswärtsspiel in Stuttgart eingewechselt wurde – in der 77. Minute vor 45.000 Zuschauern für den späteren Weltmeister Jerome Boateng, nun beim FC Bayern.
„Das war natürlich etwas ganz Besonderes“, erinnert sich Schorch. „Genauso wie der Wechsel nach Madrid, die Aufstiege mit dem MSV Duisburg, dem KFC Uerdingen und dem 1. FC Saarbrücken oder das DFB-Pokal-Halbfinale mit Saarbrücken gegen Bayer Leverkusen.“ Aus dem Saarland, wo er zwei Jahre unter Vertrag stand, ist der 1,91 Meter große Verteidiger nun nach Wuppertal gekommen: „Stephan Küsters (Sportlicher Leiter des WSV, Anm. der Red.) hat mich angerufen und mich gefragt, ob ich mir das vorstellen kann. Ich bin dann hingefahren und habe mich auch mit Trainer Björn Mehnert unterhalten. Denn ich brauche immer ein Ziel. Alles klingt gut, auch das Umfeld stimmt. Und dass der Verein jemanden in der Hinterhand hat, der ihn sehr unterstützt (Schorch meint Sponsor Friedhelm Runge, Anm. der Red.), das ist nicht selbstverständlich, schon gar nicht in dieser Zeit.“
So kann er sich gut vorstellen, längerfristig zu bleiben. „Der WSV ist ein Verein mit Tradition, der in diesen Tabellenregionen eigentlich nichts zu suchen hat. Deshalb wurde ja auch der Umbruch eingeleitet. Die beiden Auftaktsiege waren sehr wichtig und geben Selbstvertrauen. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg, aber der ist noch sehr, sehr lang. Das Ziel in dieser Saison ist es, so schnell wie möglich den Klassenerhalt zu schaffen.“ Momentan sucht er noch eine Wohnung in Wuppertal. Die soll künftig auch seine Lebensgefährtin Celine Preuß, die beim Süd-Zweitligisten 1. FC Saarbrücken unter Vertrag steht, und den Labrador beherbergen: „Der Stadtteil ist eigentlich egal.“
Bleibt noch die Sache mit dem Transfer zu Real Madrid für die kolportierte Ablöse von einer Million Euro. Stimmen die Geschichten über die damals kuriose Kontaktaufnahme? „Ja“, schmunzelt Schorch, „ich war da noch sehr jung, und es gab vorher immer mal wieder Telefonstreiche.“ Was war geschehen? Reals damaliger Sportdirektor Predrag Mijatovic hatte ihn angerufen und mitgeteilt, dass er ihn verpflichten wolle. Schorch glaubte aber an einen Scherz eines Teamkollegen, sagte nur „Ja, ist klar“ – und legte auf. Kurz darauf rief sein Berater recht fassungslos an, bestätigte die Echtheit des Angebots. Das Trio traf sich in einem Berliner Restaurant, der Innenverteidiger entschuldigte sich „tausendmal“ bei Mijatovic, der Wechsel ging über die Bühne. Sehr zum Unmut von Hertha-Manager Dieter Hoeneß, dessen Vertragsangebot er logischerweise ablehnte. Dass letztlich in Madrid „nur“ Einsätze in der zweiten Mannschaft heraussprangen und er bei Real, das 2008 von Bernd Schuster trainiert wurde, doch nicht Nachfolger von Fabio Cannavaro wurde, änderte nichts daran, dass es ein ganz besonderes Kapitel war.
2009 folgte der Wechsel zum 1. FC Köln, später ging es weiter zum VfL Bochum, zu Energie Cottbus, zum MSV Duisburg, FSV Frankfurt, KFC Uerdingen und eben nach Saarbrücken. Nun soll Wuppertal seine neue Heimat werden. Genügend Flächen für ausgiebige Spaziergänge mit Freundin und Vierbeiner hat der bekennende Hundeliebhaber in Deutschland grünster Großstadt auf jeden Fall. Jetzt soll noch der sportliche Erfolg hinzukommen. „Ich liebe es aufzusteigen“, sagt Schorch und lächelt.