Handball-Bundesliga BHC: „Entscheidung war alternativlos“
Wuppertal / Solingen · Der Handball-Bundesligist Bergischer HC begrüßt den am Dienstag (21. April 2020) bekannt gegebenen Saisonabbruch. „Wir haben gestern für den Handball einen traurigen, aber auch stolzen Tag erlebt“, so Geschäftsführer Jörg Föste. Die Entscheidung sei einstimmig und ohne Streit getroffen worden.
Der BHC habe frühzeitig aus gesellschaftlicher Verantwortung und Fürsorgepflicht gegenüber den Spielern zugestimmt. Ein geordnetes Training sei nicht möglich, außerdem entfielen die Zuschauereinnahmen. Föste rechnet mit Umsatzeinbußen zwischen 300.000 und 400.000 Euro. Die meisten Partner erwarteten keine Rückvergütung. Bei den Tages- und Dauerkarten gebe es bislang nur geringe Rückläufer. Die Kostenseite sei durch staatliche Hilfen und Lohnkostensenkung kleiner. Allerdings gebe es rückwirkend eine Beitragssteigerung durch die Verwaltungsberufsgenossenschaft für 2019. „Das sehen wir als blanken Hohn an“, so Föste, der mit einem hohen fünfstelligen Bereich und ligaweit mit 1,5 Millionen Euro rechnet. Der BHC hat unterdessen die Lizenz ohne Auflagen erhalten.
Der Zeitraum bis zum 30. Juni wird mit einem Gesellschafterdarlehen (500.000 Euro) und einem KfW-Darlehen im siebenstelligen Bereich überbrückt, „um Unwägbarkeiten vorzubeugen“. Ziel sei es, mit derselben Struktur in die neue Saison zu starten, „mit voller Kader- und Organisationsstärke“. Grundlage sei eine sehr positive Entwicklung der vergangenen drei, vier Jahre, so Föste. Der BHC plant „fest“ mit einem Saisonstart zum 1. September. Ausschlaggebend könne das „Berliner Modell“ mit bis zu 1.000 Zuschauern bis zum 31. August und ab dem 1. September bis zu 5.000 Zuschauern sein. Die Hygienevorkehrungen seien äußerst wichtig. Wichtiger als die Zahl seien aber die Standards. So seien 4.000 Fans in der Uni-Halle anders zu werten als in einer großen Arena.
Die Tageskarten können in Form eines Gutscheins umgetauscht werden, aber auch zurückerstattet. „Wir spüren viel Rückenwind und viel Solidarität“, so Geschäftsführer Philipp Tychy. Die Rückförderungsquote sei „marginal“. Stattdessen gebe es viele Anfragen nach neuen Dauerkarten. Die, die eine haben, können sie in ein Stammblatt umwandeln und haben dadurch in der kommenden Saison zwei Spiele mehr. Als Dank bleibe das Stammblatt auch in den kommenden Jahren stabil, der Preis erhöhe sich nicht und bleibe garantiert fest. Außerdem gibt es auch hier eine Gutscheinlösung. Tychy vergleicht die Situation mit dem legendären letzten Spieltag gegen Hannover. „Wir sind fest davon überzeugt, dass wir auch jetzt da stabil durchgehen“, so Tychy. Die Partner signalisieren demnach viel Rückenwind, die Solidarität der Fans und Unternehmen sei groß. Neuer Ausrichter wird ab dem 1. Juli 2020 die Firma Kempa, die auch die Nationalmannschaft beliefert. Der bisherige Partner Salming ist ab dann exklusiv für den Schuhbereich verantwortlich.
Trainer Sebastian Hinze: „Es ist eine Zeit der Ungewissheit. Gestern war ein trauriger Tag, wir hätten uns am liebsten sportlich gemessen. Ich glaube aber auch, dass die Entscheidung alternativlos war. Momentan passt es gesellschaftlich einfach nicht, Handball zu spielen. Die Spieler halten sich individuell fit. Die Vorbereitung wird anderes laufen als all anderen. Wir arbeiten darauf hin, ab September in die Saison zu starten. Meine Aufgabe ist es, unter den Rahmenbedingungen die Jungs optimal vorzubereiten.“ Anfang Juni soll es losgehen – wie, das ist noch offen. „Wir wissen ja nicht, ob es Körperkontakt geben darf. Wir wollen aber den Zeitraum nutzen, um fit zu sein“, so Hinze. Ein Trainingslager, wieder in Österreich, könne man gegebenenfalls anpassen. Die ausländischen Spieler dürfen zunächst in die Heimat.