Initiative „BUGA SO NICHT“ „Die Gefahr der Zerstörung ist real“

Wuppertal · Die Bürgerinitiative „BUGA SO NICHT“ hat sich in einer Stellungnahme zu „Fragen zu Umwelt- und Klimaproblemen der BUGA in Wuppertal – Königshöhe“ geäußert. Der Wortlaut.

Frank Khan (li. im Bild) leitete den Spaziergang der Anti-Bundesgartenschau-Bürgerinitiative "BUGA SO NICHT" über die Königshöhe (Archivbild).

Foto: Wolfgang Buchholz

„Die Umwelt- und Klimakrise zeigt: Wir müssen die Resilienz des Buchenwaldes auf der Königshöhe stärken - die BUGA bringt aber die unwiederbringliche Zerstörung des Landschaftsschutzgebietes Königshöhe. Es muss alles getan werden für die Stärkung des Waldbestandes, mit dem vorliegenden Konzept kommt es im Gegenteil zur Gefährdung des alten Buchenwaldes durch vielfältige unangemessene Eingriffe.

Lediglich ein Teil des westlichen Bereiches Königshöhe kann nach der Machbarkeitsstudie im jetzigen Zustand erhalten werden, das zentrale Gelände wird mit der Seilbahn, der Hängebrücke, der Veranstaltungsbühne, den vier Ausstellungsflächen und dem neu anzulegenden Panoramaweg nahezu komplett umgestaltet.

Die Bergstation der Seilbahn benötigt Platz, hier ist heute dichter Wald. Auch für die Seilbahn-Trasse zum Löwengehege müssen viele Bäume gefällt werden.  Der künftige Eingangsbereich Erbslöhweg, gegenüber der Bergstation der Seilbahn, benötigt ein Tor, ein Kassenbereich ist in der Planung verzeichnet. Auf jeden Fall muss auf der Königshöhe ein Gebäude für Material und die Buga-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter entstehen.

Die Materialien und Werkzeuge für Instandhaltung, Reinigung und Pflanzenpflege müssen gelagert werden, ein Aufenthaltsraum für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer Toilettenanlage muss im Versorgungsgebäude installiert werden. Sind am Eingangsbereich Erbslöhweg Stellplätze für Fahrräder vorgesehen im Rahmen des Mobilitätskonzeptes?

Weitere technische Bauwerke sind auf der Königshöhe notwendig zur Durchführung der BUGA, etwa die Einrichtung einer Zaunanlage. Die Umzäunung des Geländes mit Hanglage wäre aufwendig und teuer wegen der Größe des BUGA-Geländes.  Alternativ wird ein Projekt ,virtueller Zaun‘ diskutiert, dies meint die elektronische Überwachung ohne einen physischen Zaun. In diesem Fall muss aber permanent eine größere Wachmannschaft vor Ort sein, um bei Alarm schnell den eindringenden Menschen entgegenzugehen.

Ein leistungsfähiger Nebeneingang für die Besucherinnen und Besucher muss nordwestlich an der Hindenburgstraße eingerichtet werden, auf Höhe der Bushaltestelle. Dort soll ein Pendelverkehr mit E-Bussen vom Eingang des Zoos enden bei der erwarteten Überlastung der Seilbahn an den besucherstarken Tagen.

Wird der jetzige Fußweg vom Von-der-Heydt-Turm zum Ehrenfriedhof hinunter an der nordöstlichen Seite mit einem Tor ausgestattet? Wird dies ein Ein- und Ausgang für Besucherinnen und Besucher werden oder lediglich für den Betrieb?  In den Plänen ist in den Bereichen Zoo und Tesche ein sanitärer Bereich eingezeichnet. Kann ein Event mit mindestens 1,8 Millionen Menschen wirklich ohne eine große Toilettenanlage auf der Königshöhe durchgeführt werden?

Welche Dimension soll die geplante Freilichtbühne haben? Für den Betrieb muss eine belastbare Zufahrt eingerichtet werden und technische Infrastruktur gelegt werden. Die Stützen der Hängebrücke benötigen viel Platz, ebenso das Sekundärbauwerk. Beides muss tief im Fels verankert werden. Wie viel Stahl und Beton muss verbaut werden?

Die Hängebrücke wird als Verkehrsweg deklariert, obwohl die Brücke per Definition nicht barrierefrei ist. Sie wird also nicht für alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer nutzbar sein. Das ist eine Diskriminierung behinderter Menschen. Und: Die Brücke kann dadurch nicht im notwendigen Maß emissionsfreien Verkehr generieren. Die Wege/Straßen zur Brücke müssen mit Beleuchtung ausgestattet werden.

Für alle Bauwerke müssen Fundamente gegossen werden, es muss vorher gerodet und Baugruben müssen ausgehoben werden, und alles dies muss zunächst abtransportiert und dann angeliefert werden. Schließlich müssen die Bauwerke errichtet werden, zum Teil mit Strom- und Wasseranschluss.

Es werden über Jahre täglich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Bau und die Durchführung der BUGA auf das Gelände kommen müssen. Für diese Menschen muss auch eine temporäre Infrastruktur geschaffen werden. Nicht nur auf dem BUGA-Gelände, auch im Umfeld, in den Quartieren Heimatplan, Zooviertel, südlicher Arrenberg, Zeppelin-Allee bis zum Küllenhahn wird es zu Belastungen und Umgestaltungen für das Event BUGA 2031 kommen.

Die absehbaren Umweltfolgen auf der Königshöhe sind enorm. Die Böden werden zweifach geschädigt, einmal wird durch die Fällungen die Erosion zunehmen. Das Wurzelwerk kann den Boden nicht mehr festhalten. Die Gefahr von Erdrutschen steigt an.

Der Bauverkehr führt gleichzeitig zu großflächigen Verdichtungen, beides verringert die Fähigkeit zur Wasserspeicherung im Boden und steht zusammen mit der Versiegelung durch die Bauwerke dem Konzept ,Schwammstadt‘ entgegen. Die Gleichzeitigkeit von Erosion, Verdichtung und Versiegelung werden besonders im Fall von Starkregen zu einem ernsthaften Problem.

Es wird zu einer Verschlechterung des Mikroklimas kommen, denn das jetzt vorherrschende Waldklima wird nicht erhalten bleiben können. Die Lichtverhältnisse ändern sich. Der übrig gebliebene Wald kann nicht mehr wie bisher Feuchtigkeit und Kälte speichern.

Die absehbaren Veränderungen der Windverhältnisse durch Baumfällungen werden bei Sturm zu einer höheren Gefährdung führen. Bei weniger Bäumen wird die Lärmbelastung durch das Sonnborner Kreuz ansteigen, auch da die vorherrschende Windrichtung West ist.

Die Flora kann also im zentralen Bereich der BUGA nicht erhalten werden, und auch die Fauna wird in der heutigen Form nicht mehr existieren. Für die heutige Tierwelt ist dann kein Platz mehr. Der geplante Rundweg als Hauptzugang zur Hängebrücke ist neu anzulegen. Hier ist heute Wald und es hat sich typische, aber auch seltene Flora und Fauna angesiedelt. Dies zeigt sich auch am regen Wildwechsel in diesem Gebiet.

Wie werden die vier Ausstellungsflächen von Unkraut freigehalten? Wird dies umweltschonend gemacht oder muss dafür Chemie eingesetzt werden? Sind die Pflegemaßnahmen für den Waldbereich chemiefrei? Üblicherweise wird bei Umweltschädigungen auf zu schaffende Ausgleichsflächen verwiesen. In der wissenschaftlichen Diskussion wird festgestellt, dass die Umsetzung auf allen Ebenen häufig defizitär ist, mit anderen Worten die Ausgleichsflächen können häufig nur unzureichenden Ersatz für die Verluste schaffen.

Die CO2-Schulden steigen durch die Bauwerke enorm, die Möglichkeit der CO2 Speicherung wird zugleich reduziert. Bauverkehre und Energiebedarf emittieren zusätzlich CO2.  Wie soll der Bezirk Elberfeld-West diese Klimaschuld ausgleichen?

Leider würde die BUGA die Folgen des Klimawandels verstärken (Erosion, Hitze, Artensterben) und zugleich den Klimawandel selbst beschleunigen (Rodungen, mehr Verkehr, Versiegelungen). Damit konterkariert diese Buga alle Bemühungen in Wuppertal um Emissionssenkungen. Der Klimaschutz wird mit Füßen getreten!

Die Gefahr der Zerstörung des Landschaftsschutzgebietes Königshöhe durch die BUGA ist real. Wir bitten alle an Umweltschutz und Klimaschutz interessieren Menschen in Wuppertal, sich gemeinsam mit uns für den Schutz dieses alten Buchenwaldes einzusetzen.“