Amtsgericht Wuppertal Mit 380 PS über die Friedrich-Engels-Allee

Wuppertal · Eine Fahrt mit ständigen Spurwechseln, aufbrüllendem Motor und „krassen Fahrmanövern“ auf der nächtlichen Friedrich-Engels-Allee - so beschrieben Polizisten im Amtsgericht die Tour eines 26 Jahre Angeklagten im November 2018. Er muss wegen illegalen Straßenrennens seinen Führerschein abgeben und Strafe zahlen, urteilte das Amtsgericht.

Symbolfoto.

Foto: Polizei / Jochen Tack

Laut Zeugen war es die erste Fahrt des arbeitslosen Mannes mit dem 380-PS-Mercedes-Sportwagen eines Bruders. Beamten hatten dem Richter über ihren Einsatz berichtet: „Er hat ständig versucht, zwischen zwei vorausfahrenden Autos durchzukommen, sobald sich eine Lücke bot. Wir haben uns gesagt: Das kann doch nicht grade live passieren!“

Eine Streifenwagenbesatzung hatte die drei Autos beobachtet, die mit anscheinend hohem Tempo und eng beieinander vom Steinweg in Barmen auf die Bundesstraße einbogen und Richtung Elberfeld fuhren. Sie hätten sofort Blaulicht eingeschaltet. Der Fahrer des Polizeiautos sagte: „Ich habe gelenkt, gefunkt und Positionen durchgegeben, alles gleichzeitig. Ich hatte nicht mal Zeit, den Tacho abzulesen.“ Der Mercedes-Fahrer hielt schließlich an, die anderen Beteiligten fuhren unerkannt weiter.

Der Verteidiger des 26-Jährigen erklärte dem Gericht: Sein Mandant sei auf die Allee eingebogen, habe runtergeschaltet und Gas gegeben: „Ihm kam es auf den Klang des Auspuffs an.“ Der 26-Jährige habe die Polizeikontrolle als 40 Minuten lange „Schikane“ empfunden. Ebenso, dass die Beamten das Auto sicherstellten - wo sie es doch wenige Tage später an den Bruder wieder herausgeben mussten. Und: „Er hat gehört, wie ein Polizist Bemerkungen darüber machte, es seien ‚immer Fahrer mit türkischer Abstammung, die mit solchen Autos Probleme machen‘.“

Den Polizisten zufolge war es wiederum der Angeklagte, der durch völlig uneinsichtiges Verhalten auffiel: Er habe erklärt: „Ich habe halt mal beschleunigt. Wozu hat man sonst ein Auto mit so einem Motor?“

Richter Lars Petersen überging die Wortgefechte vom Straßenrand. Zur Fahrt über die Bundesstraße stellte er fest: „Zwei fuhren vorweg, einer hinterher. Das war ein Geschicklichkeitsrennen um die Spitzenposition. Etwas anderes macht gar keinen Sinn.“

Wird das Urteil rechtskräftig, darf der Angeklagte zehn Monate lang keinen neuen Führerschein beantragen. Die Geldstrafe von 1.350 Euro entspricht seinen Angaben zum Einkommen von drei Monaten.