Musikalisches Talent Wiener Sängerknabe aus Wuppertal

Wuppertal · Er singt nun mal gerne — und gut! Bei der Wuppertaler Kurrende hat der zehnjährige Lennart Sippel "gelernt". Seit Anfang des Jahres ist er bei den Wiener Sängerknaben.

Lennart Sippel.

Foto: www.lukasbeck.com

Mit ihnen unternimmt der Sopran im September eine Tournee nach Südamerika und von Oktober bis zum 22. Dezember durch die USA. In unserem Interview erzählt der junge Mann, wie stressig das Leben bei einem weltberühmten Chor ist — und warum es trotzdem Spaß macht.

Rundschau: Ich habe gehört, du hast im Dezember nach dem Auftritt der Wiener Sängerknaben in der Stadthalle spontan vorgesungen?

Lennart Sippel: Na ja, ich habe mich schon früh mit dem Singen beschäftigt, habe im November die Anzeige für das Konzert gelesen und meine Mutter hat dann dort angerufen, ob ich mal vorsingen kann.

(Lennart ist ganz schön bescheiden. Seine Mutter hat mir im Vorgespräch verraten, dass er sich auch schon beim Dresdner Kreuzchor, den Thomanern und den Regensburger Domspatzen erfolgreich beworben hat. Aber die Wiener waren halt für ihn das "Größte".)

Rundschau: Und, warst du nervös, so ganz allein auf der Bühne der Stadthalle?

Lennart Sippel: Nur ein wenig — bei der Kurrende habe ich ja auch schon quasi alleine gesungen.

Rundschau: Es hat ja offensichtlich auch prima funktioniert, seit Januar bist du ein Wiener Sängerknabe. Wie sieht denn dort dein Tagesablauf aus?

Lennart Sippel: 6.50 Uhr Wecken, waschen, anziehen, frühstücken, ab 7.30 Uhr vier Schulstunden mit Pausen, dann zwei Stunden Chorprobe, Mittagessen und ausruhen, ab 14.30 noch mal vier Schulstunden, um 18 Uhr gibt's Abendessen, danach ist Freizeit.

Rundschau: Was macht ihr in der Freizeit so?

Lennart Sippel: Vor allem viel Sport. Fußball, Tischtennis — das war ja auch in der Kurrende schon sehr angesagt.

Rundschau: Und wie ist der Kontakt zu den anderen — das ist ja schon ein ganz schön internationaler Club?

Lennart Sippel: Ja, ja da sind welche aus Japan, aus Island, aus Neuseeland, Kanada, Korea, aus allen möglichen Ländern, natürlich aus Österreich, aber auch einige aus Deutschland.

Rundschau: Ist Heimweh denn ein Thema, meist bleibst du ja auch am Wochenende in Wien?

Lennart Sippel: Eigentlich nicht, ich habe einige ganz gute Freunde gefunden, wir gehen dann in den Zoo oder ins Kino, waren auch im Winter Eislaufen ...

(Über Ostern war er mal wieder zu Hause, aber das wird nur sehr selten vorkommen, bestätigt Lennarts Mutter. Aber die Trennung scheint er ganz gut zu verkraften - "wir haben das nie forciert, es war sein eigener Wunsch." Den Eindruck vermittelt der junge Mann auch am Telefon durchaus.)

Rundschau: Wie ist denn die Chorarbeit im Vergleich zur Kurrende?

Lennart Sippel: Etwas fröhlicher, wir haben einen lustigen Kapellmeister. Allerdings müssen wir alles auswendig lernen, das macht die Sache ein wenig schwerer.

Rundschau: Du singst auch ein anderes Repertoire als zuvor bei der Kurrende?

Lennart Sippel: Ja, wir singen hier viele weltliche Lieder, das macht aber auch Spaß. Gerade hatten wir ein "Bella Italia"-Konzert mit italienischen Volksliedern wie "O sole mio".

(Wie anspruchsvoll es auch zugehen kann, wird erst beim Nachgespräch mit der Pressesprecherin der Sängerknaben deutlich. So hat Lennart schon die Krönungsmesse von Mozart in der Hofburg mitgesungen — zusammen mit Männern des Staatsopernchors und den Wiener Philharmonikern. Nach nur zwei Wochen Einstudierungszeit! Tina Breckwoldt: "Das wird hier schon erwartet, aber das kann er auch, er hat halt schon viel mitgebracht.")

Rundschau: Dieses internationale Programm hat die Sängerknaben ja weltweit berühmt gemacht. Und das wird dich auch noch ins Ausland führen.

Lennart Sippel: Oh ja, im Herbst war unser Chor in Asien unterwegs, in diesem Jahr wird er nach Südamerika fahren, später geht es dann nach Nordamerika. Da freue ich mich schon jetzt auf das Konzert in der New Yorker Carnegie Hall.