OB Mucke in der Partnerstadt Matagalpa "Unterricht auf der Müllkippe!"
Wuppertal / Matagalpa · Nach einer 23-stündigen Anreise ist die Delegation um Oberbürgermeister Andreas Mucke am vergangenen Wochenende in Nicaragua angekommen. Die 30-jährige Städtepartnerschaft mit Matagalpa wurde mit einer Parade durch die Stadt gefeiert.
Mucke, der die Reise aus eigener Tasche zahlt, ist der erste OB Wuppertals, der die Partnerstadt besucht.
Dienstagnacht schickte er uns seine mit Fotos unterlegten Eindrücke von seinem Besuch im Zentrum für arbeitende Kinder "Las Hormiguitas": "Hier werden Kinder und Jugendliche betreut, die zwar zu Hause leben, aber das Einkommen der Familie durch eigene Arbeit mit sichern. In diesem Zentrum werden sie zusätzlich zur Schule, die die Kinder auch besuchen, pädagogisch und psychisch betreut. Unter anderem gibt es ein mobiles Klassenzimmer, um Kinder auf der Mülldeponie zu betreuen. Der Städtepartnerschaftsverein trägt maßgeblich zur Finanzierung bei. Diese Spenden werden auch dringend benötigt ..."
Teil 2 des Reiseberichts von OB Andreas Mucke:
"Anlässlich des 30. Geburtstages unserer Städtepartnerschaft gab es eine große Parade durch die Stadt und eine anschließende Feier im Stadttheater. Es war sehr bewegend, mit welcher Herzlichkeit und Offenheit unsere Freunde aus Matagalpa uns empfangen haben.
Kinder verschiedener Schulen, auch der Schule Wuppertal und von Las Hormiguitas, haben gesungen und getanzt. Die Wuppertaler Big Band Knapp Daneben, die Band Tierra Madre aus Matagalpa und der Nachbarstadt Jinotega ( Partnerstadt von Solingen seit 32 Jahren) sowie der Wuppertaler Chor Salto Vocale haben vor vielen hundert Zuschauern musiziert.
Bilder:
In den Ansprache meines Kollegen und mir sowie der Vorsitzenden des Städtepartnerschaftsvereins Wuppertal Matagalpa, Ulla Sparrer, sowie ihres Pendants aus Matagalpa, Danielo River", wurden die Erfolge von 30 Jahren Partnerschaft hervorgehoben- aber auch die Bedeutung von Städtepartnerschaften als Basis der Völkerverständigung in Zeiten globaler Krisen. Insgesamt eine bewegende Zeremonie, die gezeigt hat, dass internationale Solidarität keine Einbahnstraße ist, sondern beiden Städten und Nationen nutzt.
Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass wir gerade jetzt unsere Städtepartnerschaften (St. Étienne, South Tyneside, Legnica, Kosice, Beer Sheva, Matagalpa und Schwerin) vertiefen und stärken müssen. Denn auch der europäische Frieden und die Verständigung sind keine Selbstläufer. Wir merken doch immer deutlicher, dass wir alle auf einem globalisierten Planeten zusammen leben und die Probleme der anderen auch schnell zu unseren werden und umgekehrt. Deswegen will ich unsere Städtepartnerschaften stärken. Weil Frieden und Zusammenhalt nur zwischen Menschen wächst, wenn sie einander kennen."
Am Donnerstag folgte der dritte Reisebericht: "Tief berührt hat mich der Besuch der öffentlichen Schule Wuppertal. Die Schule wurde vor 25 Jahren von Wuppertal finanziert und unterrichtet mittlerweile rund 350 Kinder im Vorschulalter und in den sechs Pflichtschuljahren. Obwohl das Gebäude mittlerweile aus allen Nähten platzt, unterrichten die Lehrkräfte mit Herz und Engagement. Und die Kinder sind mit Begeisterung dabei. Auch hier eine wohltuende Herzlichkeit und Offenheit der Menschen. Aufgrund des mangelnden Platzes wird abwechselnd vormittags und nachmittags unterrichtet. Mittags bekommen die Kinder essen, das von der Regierung finanziert und von den Müttern abwechselnd gekocht wird. Ein Freiwilliger aus Deutschland unterstützt jeweils für ein Jahr die Lehrer vor Ort. Die Schule hat Pläne für einen Anbau und die Schaffung funktionierender sanitärer Anlagen. Aber ohne finanzielle Hilfe aus Wuppertal werden diese Pläne wohl keine Realität, da das Land zu den ärmsten Ländern Amerikas gehört und Matagalpa selbst nicht die benötigten 20.000 Dollar aufbringen kann. Bildung ist jedoch neben Frieden die Basis für den Aufbau des Landes und den Weg aus der Armut."