Schaeffler-Werk in Wuppertal „Massive Fehlentscheidung des Managements“
Wuppertal · In Wuppertal regt sich massiver Widerstand gegen die drohende Schaeffler-Werkschließung. Die Stimmen.
Der Wuppertaler DGB-Vorsitzende Guido Grüning: „Es drängt sich der Gedanke auf, dass die aktuelle Situation missbraucht wird, Lösungen zu Lasten der Beschäftigten zu suchen, anstatt den Transformationsprozess des Unternehmens gemeinsam mit den Beschäftigten zu gestalten.“ Zwara sei derzeit in vielen Branchen, nicht nur wegen der Folgen der Corona-Pandemie, der Veränderungsdruck groß sei. „Ein Kahlschlag, wie bei Schaeffler vorgesehen, ist jedoch ein einzigartiger Vorgang in Wuppertal, der nicht nur bei den Beschäftigten und in der IG Metall auf Widerstand stoßen wird. Die Beschäftigten bei Schaeffler kaufen in der Stadt ein, finanzieren Immobilien, geben Geld aus in der Gastronomie, in Theatern und Kino, und unterstützen Vereine und Initiativen. Die Beschäftigten bangen um ihre Existenz, aber es geht um viel mehr.“ Der DGB erwarte, dass die Schaeffler-Gruppe nun unmittelbar Gespräche aufnimmt mit dem Ziel, den Standort in Wuppertal zu sichern und zukunftsfest zu machen. „Eine Lösung ohne Standortsicherung, nachdem die Beschäftigten bei Schaeffler bereits in der Vergangenheit erhebliche Einschnitte in Kauf nehmen mussten, ist inakzeptabel.“
Der SPD-Bundestagsagbeordnete Helge Lindh: „Volle Solidarität mit den Beschäftigten des Schaeffler-Werks in Wuppertal. Das Vorgehen des Managements ist indiskutabel, zynisch und spricht die kalte Sprache des Neoliberalismus. Mit fadenscheinigen Argumenten wird der Standort Wuppertal schlechtgeredet, nachdem zuvor jahrelang jede Zukunftsinvestition unterlassen wurde. Die Konzernspitze hat den Standort aushungern lassen und wirft nun den Beschäftigten vor, unrentabel zu sein. Das Werk in Wuppertal verfügte über Alleinstellungsmerkmale und besonderes Know-how, die keine Berücksichtigung mehr fanden. Das ist eine Respektlosigkeit und Unverfrorenheit vor der Leistung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Werk.
Aus Gesprächen mit dem Betriebsrat weiß ich, dass die Situation vor Ort hausgemacht ist. Konstruktive Vorschläge der Arbeitnehmervertretung wurden abgelehnt, die Warnungen vor Verlagerung von Produktion ignoriert, der Standort sollte anscheinend ausbluten. Nun sollen auf dem Höhepunkt der Coronakrise die Beschäftigten die Zeche zahlen. So geht’s nicht! Gemeinsam mit IG Metall und Betriebsrat werden wir um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Wir lassen die fadenscheinigen Argumente des Konzerns nicht unwidersprochen. Betriebsrat und Gewerkschaft haben stets kooperativ gehandelt, die Arbeitgeberseite in diesem Fall jedoch nicht.
Gerade jetzt, wo Sozialpartnerschaft, Vertrauen und Zusammenarbeit geboten wären, vermissen wir genau das in der Ankündigung der Schaeffler Gruppe. Wir werden alles tun, um die Schließung in Wuppertal zu verhindern. Wir fordern die Schaeffler Gruppe auf, unverzüglich in einen ehrlichen Dialog zurückzukehren. Der Wuppertaler Standort hat eine Perspektive verdient!“
Der Wuppertaler SPD-Vorsitzende Srevet Köksal: „Die jetzt presseöffentlich verkündete mögliche Schließung des Werkes Wuppertal der Schaeffler Technologies AG & Co. KG ist ein Schlag ins Gesicht für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die Unternehmensleitung hatte den Standort für eine angeblich wirtschaftlich stärkere Aufstellung jahrelang verkleinert. Die Ankündigung der möglichen Schließung macht zwei Dinge deutlich: 1. Die massive Fehlentscheidung des Managements. 2. Dass Schaeffler sich einem neoliberalen Gedankengut verpflichtet fühlt, welches die Beschäftigten als reine Produktionsfaktoren betrachtet.
Die Interessen der Beschäftigten und ihrer Familien werden trotz der Auswirkungen der Pandemie, untergeordnet. Das werden wir nicht widerstandslos hinnehmen und stehen solidarisch an der Seite der Beschäftigten. Ich fordere auch die Landesregierung auf, unverzüglich ihrer Verantwortung gerecht zu werden und sich für eine Absicherung des Standorts mit allen Mitteln einzusetzen.
Die Vorschläge der Beschäftigten zur Modernisierung des Standortes Wuppertal sind nicht aufgegriffen worden. Von daher müssen wir davon ausgehen, dass die mögliche Schließung des Werkes Wuppertal von der Unternehmensführung von langer Hand als ein Sterben auf Raten geplant ist. Ich bin unserem Oberbürgermeister Andreas Mucke dankbar, der erklärt hat: ‚Wir sind im Bergischen Land einen verantwortungsvolleren Umgang mit Mitarbeitern gewohnt‘ und er wolle nicht kampflos aufgeben. Ich selber kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass eine Unternehmensgruppe, die sich den Begriff der ‚Transformation‘ ganz oben auf ihre Fahnen schreibt, die Chancen zu dieser Transformation am Standort Wuppertal nicht nutzen will. Schaeffler steht damit in der Verantwortung.“