Mit Bildergalerie Sie sieht das Plastik in den Wellen
Wuppertal · Wenn Jule Companie (25) etwas sieht, das sie bewegt, dann hält sie es fest. Manchmal in bunten, expressiven Bildern, manchmal mit der Kamera. Als die Wuppertaler Studentin in Kambodscha Müll statt unberührte Natur vorfand, fotografierte sie das viele Plastik.
Und dann sammelte sie es auf.
Festlegen, das wäre ja nicht Jule. An diesem Tag sitzt sie am Mirker Bahnhof, es ist ziemlich warm und sie streckt entspannt ihr Gesicht in die Sonne. Die rostroten Locken fallen ihr locker ins Gesicht, ihr Shampoo erzählt sie, macht sie übrigens schon länger selbst. "Kernseife und Kokosöl — so simpel", lächelt sie.
Wer ist diese junge Frau? Künstlerin, Aktivistin, die 25-jährige Jule Companie ist so viel, dass Meredith Brooks einen Song aus ihr stricken könnte. Sie selbst sagt: "Ich bin noch Studentin." Und dann erzählt sie auf ihre leicht vergnügte Art und Weise über ganz anderes.
In Kambodscha, im Urlaub, wollten sie und ihr Freund die Natur genießen. Schon einmal war sie dort gewesen. Doch der Strand hatte sich seitdem verändert: Dort, wo sie sich damals in die weißen Strände verliebt hatte, schwamm nun Müll. Bierdosen und Plastikflaschen schunkelten in den Wellen auf und ab, unnachgiebig und wie eine Plage. Einzeln nur lästig, langsam mehr werdend und bedrohlich. Und weil wegschauen etwas ist, was nicht zu Jule Companie passt, holte sie Müllsäcke und ihre Kamera. "Ich wollte dokumentieren, was der Mensch anrichtet." Jeden Tag zog das Wuppertaler Pärchen zwei Stunden am Strand entlang. Fotografieren und sammeln.
Zu Hause in Wuppertal begegnete ihr das Plastik wieder. Als hauchdünne Haut um Gurken, starre Kisten für Obst, als Vakuumverpackung um Fleisch, dünne, flattrige Tüten, in denen Käse abgepackt wird, Shampoo, Schoko — alles umklammert von diesem unnachgiebigen, nicht verrottenden Material. Regal für Regal, man könnte so leicht zugreifen, weil es so praktisch scheint, aber das wollte Jule Companie nicht mehr.
Seitdem suchen sie und ihr Freund Alternativen. Und das führt sie oft zu kleinen, hübschen Lädchen — mit Obst in Holzkisten und zu Metzgern, die das Fleisch gerne in ihre mitgebrachte Glasdose legen. "Einkaufen macht so viel mehr Spaß", sagt Jule Companie. "Es ist ein Bummel, mehr als ein schnelles, kopfloses Einpacken."
Im Moment ist die 25-Jährige wieder unterwegs. In Kroatien, an der Adriaküste, stellt sie Fotografien aus, keine von Müll, dafür großformatige Drucke, die Männer mit wilder Schminke zeigen. "Auch ein Projekt von mir", sagt sie und lächelt vergnügt.
Wieder eine andere Geschichte ...