Projekt Seilbahn "unrentabel und unvernünftig"
Wuppertal · Verkehrsexperte Harald Wolff sieht in dem geplanten Bauwerk keine ÖPNV-Alternative — und spricht von einer Irreführung. Die Kritiker ziehen unterdessen mit dem Infoabend "Braucht Wuppertal eine Seilbahn?
" am Dienstag (14. November 2017) im Cronenberger Festsaal (Holzschneider Straße 16) eine Zwischenbilanz. Beginn ist um 19 Uhr.
Die Wuppertaler Stadtwerke werben für das Seilbahnprojekt 2025 mit der Verbindung vom Döppersberg über die Uni bis hinauf zum Küllenhahn unter anderem mit Stellungnahmen und Kosten-Nutzen-Untersuchung verschiedener Gutachter. Diese Informationen bemängelt Harald Wolff, emeritierter Universitäts-Professor für das Fachgebiet "Angewandte Verkehrssicherheitstechnik" an der Bergischen Universität Wuppertal.
Er hält die Behauptung der Gutachter, dass Errichtung als auch Betrieb der vom Döppersberg nach Küllenhahn geplanten Seilbahn rentabel seien, als eine bewusst lancierte Täuschung und Irreführung der Öffentlichkeit. "Jenseits einer mehr emotionalen, vielleicht auch romantisierenden Seilbahnbetrachtung gibt es genügend harte Fakten, die ein solches Unterfangen als in jeder Beziehung unrentabel und verkehrstechnisch unvernünftig ausweisen", sagt Wolff. "Es gibt bundesweit keinen sich selbst tragenden ÖPNV. Der ÖPNV ist eine vom Grundgesetz vorgesehene Mobilitätsgarantie für die Bevölkerung als Auftrag an die Länder und in weiterer Folge an die Kommunen, die ihrerseits Verkehrsunternehmen mit der Organisation und der Durchführung, wie hier Stadt Wuppertal an WSW, beauftragen."
Dass dabei immer ein Defizit zu verbuchen ist, scheint vorprogrammiert. "Laut eines Interviews mit Stadtkämmerer Johannes Slawig waren es im Jahr 2016 rund 45 Millionen Euro", erinnert sich Wolff. Besonders im Blick hat er den Verkehrsstrom zur Uni und zum Schulzentrum Süd. "Die Planungsgesellschaft Verkehr Köln hat morgens 3.400 aus den Bussen steigende Personen gezählt. Laut Schulzentrum Süd besuchen 873 Schüler, aus dem Norden Wuppertals kommend, die Schule. Es besteht die Möglichkeit, dass sie Busse vom Döppersberg aus benutzen. Im Weiteren sollen laut WSW diese auch 2.520 Berufspendler vom Döppersberg bis Cronenberg nutzen. Die Idee und der Wunsch der WSW und offensichtlich auch der Stadtverwaltung Wuppertal und anderen, profitgierigen Personen ist, die Fahrgäste des bisherigen gut funktionierenden Busverkehrs auf vielen Buslinien nun auf einer linearen Seilbahntrasse mit drei Haltstationen zusammengepfercht zu transportieren."
Unverständlich für ihn ist es, wie dies zeitlich zu schaffen sein soll: "Jeder Fahrgast möchte morgens seine Arbeit zeitgerecht beginnen. Es sind also 6.783 Fahrgäste zu transportieren bei einer maximalen Beförderungskapazität von 3.500 Personen pro Stunde, was innerhalb von rund zwei Stunden die letzte Person ankommen lässt. Bei Beförderung der in der Studie Spiekermann geplanten Anzahl von Fahrgästen, 18.350 Personen auf dem unteren Abschnitt bis zur Uni und 6.520 auf dem oberen Teil zur Bergstation, würde die Seilbahn voll ausgelastet und bei optimalem Verlauf nach 5,2 Stunden die letzte Person verspätet zur Arbeit oder Schule gebracht haben."
Seiner Meinung nach hat die Seilbahnidee keine Chance, den bestehenden ÖPNV zu ersetzen. "Mit dieser zwingenden Feststellung sind auch die überaus zahlreichen mit der Seilbahnidee verbundenen Nachteile, die bisher jahrelang geäußert wurden, und zusätzlich noch der Vorwurf der unterlassenen Schulwegsicherung vom Tisch", so Wolff.