Schiedsamt in Wuppertal Wenn Nachbarn streiten ...

Wuppertal · Ein Nachbar, der ständig poltert, ein Hund, der unentwegt bellt, Zigarettenqualm, der unerwünscht in die Wohnung zieht – das sind kleine Ärgernisse des Alltags, die vermutlich allen schon begegnet sind. In den meisten Fällen löst ein klärendes Gespräch das Problem. Trifft das nicht zu, hilft die Mediation einer ehrenamtlichen Schiedsperson.

Peter Dombrowsky ist seit sechs Jahren Streitschlichter im Bezirk Elberfeld-West.

Foto: Wuppertaler Rundschau/flo

Peter Dombrowsky, ehemaliger Kriminalbeamter und wohnhaft im Zooviertel, bekleidet seit sechs Jahren das Ehrenamt des Streitschlichters. Hinzugezogen wird er, wenn es zu Streitigkeiten im Bezirk Elberfeld-West kommt. Zwölf Schiedspersonen gibt es in Wuppertal. Anbieten kann sich für das Ehrenamt jeder, der Konfliktlösungspotenzial und etwas Zeit mitbringt. Ernannt werden die Schiedspersonen vom Wuppertaler Amtsgericht. Sie vermitteln bei Zivilverfahren, also kleineren Nachbarschaftsstreitigkeiten, sowie bei Strafverfahren, wenn es um Beleidigungen, Hausfriedensbruch und leichte Körperverletzung geht.

Das klingt nach viel Verantwortung und ist es auch. Auf die Frage, ob sich Peter Dombrowsky von Anfang an der Aufgabe gewachsen fühlte, antwortet er allerdings lässig: „Im Polizeidienst hatte ich sicher schwerere Kaliber.“ Im Gespräch mit ihm wird schnell klar, warum sich Dombrowskys für das Ehrenamt eignet: Er spricht besonnen und ruhig, strahlt eine heitere Fröhlichkeit aus und seine wachsamen Augen hinter den runden Brillengläsern vermitteln das Gefühl, gehört zu werden. Von kuriosen Fällen möchte der Schiedsmann nicht berichten („Damit sich niemand in meinen Erzählungen wiedererkennt“). Dafür erwähnt er die Dankbarkeit, die ihm ab und zu nach erfolgreichen Schiedsverfahren widerfährt.

Auf der Webseite des Wuppertaler Amtsgerichts finden sich die Kontaktdaten aller Streitschlichter. Ein bis zwei Mal im Monat klingelt Peter Dombrowskys Telefon. „Es dürfte auch gerne mehr sein“, wirft er ein. Das Gespräch durch die Leitung und eine erste, telefonische Beratung sind kostenlos. Möchte der Anrufer anschließend Dombrowskys Hilfe in Anspruch nehmen, wird ein Schiedsverfahren eröffnet, es werden 40 Euro Vorschuss fällig. Der Schiedsmann holt die zerstrittenen Parteien an einen Tisch und versucht, eine Einigung zu erzielen. Vielleicht könnte der Nachbar sich so auf den Balkon setzen, dass der Zigarettenqualm in eine andere Richtung zieht? Vielleicht ringt sich der Lärmverursacher zu einer Entschuldigung durch?

„Ein Schiedsverfahren ist immer die günstigste Möglichkeit, ein Gerichtsverfahren wird teuer“, wird der pensionierte Kriminalbeamte nicht müde zu betonen. Bei einer Einigung fallen rund 25 Euro an. Die Differenz zwischen den 40 Euro Vorschuss und den Einigungskosten wird zurückgezahlt. Kommt es zu keiner Einigung, werden rund 10 Euro fällig. Erstrebenswert ist das nicht, schließlich geht das Verfahren dann vermutlich weiter zu Gericht. Peter Dombrowsky bedauert, dass die Funktion einer Schiedsperson in der Öffentlichkeit zu wenig bekannt sei. „Streitereien unter Nachbarn können schließlich nur gelöst werden, wenn beide Parteien einen Schritt aufeinander zugehen“, erklärt der Schiedsmann. Er ist Experte darin, den Weg für diesen Schritt zu ebnen.

Zum Abschluss des Gesprächs gibt der Pensionär noch einen kleinen Geschichtsexkurs: „Wussten Sie, dass das Schiedsverfahren selbst nur in preußischen Ländern der Bundesrepublik besteht? Ins Leben gerufen wurde es nämlich von Friedrich dem Großen.“