Wuppertaler Bestatter Für mehr kreative Friedhofs-Ideen
Wuppertal · „Wir stehen unter Druck“ – so hatte sich Ende November vergangenen Jahres der evangelische Friedhofsverband in Person seines Geschäftsführers Ingo Schellenberg an die Öffentlichkeit gewandt. Die Rede war von starken Veränderungen der Bestattungskultur, teuren Personal- und Entsorgungskosten und der Tatsache, dass der laufende Friedhofsbetrieb nur über die Friedhofsgebühren finanziert werden könne. Genau die – und ihre Folgen – kritisieren nun die drei Wuppertaler Bestatter Barbara Neusel-Munkenbeck, Stefano Bähr und Ralph Sondermann.
Die drei Mitglieder des Bestatterverbandes, die mit ihren Unternehmen seit vielen Jahrzehnten in Wuppertal verwurzelt sind, sehen nicht etwa nur eine Veränderung in der Bestattungskultur – sondern diese sogar in der Gefahr zu verfallen. Die Tatsache, dass einem Bestatter nichts anderes übrig bleibe als die Gebühren, an denen ja bekanntlich (wie bei allen Gebühren) nichts zu ändern ist, an ihre Kunden weitergeben zu müssen, bringe die Unternehmer in eine unangenehme und undankbare Rolle. Ralph Sondermann: „Der Unmut der Menschen über die Friedhofsgebühren ist sehr groß, und wir, die nichts dafür können, bekommen diesen Ärger dann ab.“
Barbara Neusel-Munkenbeck ergänzt: „Man fühlt sich im Gespräch mit Menschen, die sich ohnehin in einer schwierigen Zeit befinden, wie der Überbringer einer noch zusätzlich traurigen Botschaft.“ Stefano Bähr sieht die Veränderung der Begräbniskultur hin zu deutlich mehr Urnengräbern nicht etwa nur darin begründet, dass viele heutige Familien weit über Deutschland oder gar Europa verstreut sind und man sich deswegen nicht mehr so intensiv und regelmäßig um das Grab eines Angehörigen kümmern kann. Bähr: „Die Änderung unserer Begräbniskultur hat auch viel mit dem Thema Geld zu tun. Vor sieben Jahren beispielsweise hat ein pflegefreies Rasengrab 490 Euro gekostet, heute müssen dafür 1.350 Euro bezahlt werden.“ Und beim Thema Erdbestattung im Sarg seien die Kosten von früher 890 auf mittlerweile 1.800 Euro gestiegen.
Diese Zahlen, die für viele Betroffene ein gewichtiges Argument für bestimmte Entscheidungen darstellen, lassen, so die drei Bestatter im Gespräch mit der Rundschau, oft „ganz nebenbei“ Veränderungen geschehen, die noch vor Jahren undenkbar gewesen seien. Es werde beispielsweise am Blumenschmuck oder anderen symbolischen Details gespart – oder aber man entscheide sich gar dafür, den Angehörigen in einer Nachbarstadt bestatten zu lassen. Denn – und da finden Barbara Neusel-Munkenbeck, Stefano Bähr und Ralph Sondermann klare Worte – die Gebührenstruktur der städtischen Friedhöfe in Remscheid, Solingen oder Schwelm sei deutlich preisgünstiger als die der kirchlichen Areale in Wuppertal.
Für ein Kolumbarium beispielsweise, also eine Nische zur Aufnahme einer Urne (mittlerweile eine sehr beliebte Bestattungsform), fallen nach Information von Ralph Sondermann in Wuppertal 260 Euro Gebühren an – in Schwelm dagegen nur 30. „Und“, so Sondermann, „dabei geht es in Sachen Arbeitsaufwand nur darum, eine Platte abzunehmen, die Urne ins Kolumbarium zu stellen und die Platte wieder anzubringen.“
Kritik geübt wird auch am Umgang der kirchlichen Friedhofsträger mit der Frage, welche Bestattungsformen bei den Menschen beliebt sind. Immer wieder komme es beispielsweise vor, dass der Wunsch nach einer komplett anonymen Beerdigung geäußert werde. Eine solche ist aber nur in Solingen möglich – auf Wuppertals kirchlichen Friedhöfen seien „echte“ anonyme Bestattungen nicht erwünscht. „Die dabei anfallenden Gebühren, die sich pro Jahr auf etwa 100.000 Euro summieren können, entgehen den Wuppertaler Friedhofsträgern natürlich“, sagt Ralph Sondermann.
Grundsätzlich wünschen sich die Bestattungsunternehmer, dass die Kirchen stärker mit ihnen kommunizieren. Sondermann: „Wir wissen doch, welche Bestattungsarten bei den Menschen gefragt sind.“ Stefano Bähr schlägt den Bogen noch weiter: „Mir fehlen in Wuppertal wirklich kreative Ideen zur Gestaltung von Grabfeldern. Mit Wegen, Wasserflächen, Bänken und Skulpturen könnten Bereiche geschaffen werden, die wirklich schön und für Familienangehörige attraktiv sind.“ Bähr weiter: „Wo es so etwas gäbe, könnten viele Menschen daran gehindert werden, mit ihrem Bestattungsfall in eine andere, preiswerte Stadt abzuwandern.“
Die Kritik trifft evangelische und katholische Friedhofsträger gleichermaßen. Barbara Neusel-Munkenbeck: „Die Kirche kann sich nicht immer darüber beschweren, dass die Friedhöfe immer leerer werden, sondern muss selbst Ideen entwickeln, um Menschen an sich zu binden. Bisher sehe ich aber nur eine einzige Idee, und das ist die Erhöhung von Gebühren.“
Die Bestatterin weiter: „Man hört immer wieder, was nicht geht. Keine Beerdigungen freitags nach 14 Uhr oder die Urne darf nicht selbst getragen werden. Das Urne-Tragen ist in Remscheid beispielsweise gar kein Problem.“