Alte Feuerwache "Reformen sind nicht in Sicht"

Wuppertal · Streit um Raum für die "Eritreische Frauenunion": Der gebürtige Eritreer Kessete Awet beklagt eine Feier in der Alten Feuerwache.

Eine Veranstaltung der „Eritreischen Frauenunion“, die Samstag in der Alten Feuerwache stattfindet, sorgt für Diskussionsstoff. Wie schon mehrfach.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Es ist ein Konflikt, der schon lange schwelt und mindestens einmal im Jahr neu entflammt. So auch aktuell, da Samstag (3. November 2018) die "Eritreische Frauenunion" (HMDE) offiziell die Friedensvereinbarung zwischen Eritrea und Äthiopien in der Alten Feuerwache an der Gathe feiern wird.

Awet, Wuppertaler Sozialpädagoge mit eritreischen Wurzeln, ist einmal mehr entsetzt. In einer ausführlichen E-Mail hat er sich an die Alte Feuerwache sowie an Vertreter der Stadt und Politik gewendet. "Die Organisation HMDE untersteht der HGDF-Partei in Eritrea. Das Regime steht für jegliche Menschenrechtsverletzungen, welche für Eritrea beispiellos sind. Wie kann es sein, dass ein weltweit bekannter Diktator sich in einem öffentlich geförderten Gebäude Wuppertals feiern lassen kann?" So die zentrale Anklage von Awet, der die Gefühle eritreischer Flüchtlinge mit Füßen getreten sieht.

Im Gespräch mit der Rundschau verweist der promovierte Bildungswissenschaftler auf die Einladungskarte zur Feier, auf der Eritreas Präsident Isayas Afewerki mit Äthiopiens Premier Abyi Ahmed beim Händeschütteln zu sehen ist. "Das soll glauben machen, dass der Friedensvertrag irgendwelche Verbesserungen für das eritreische Volk bringt. Das ist definitiv nicht der Fall. Und das Eintrittsgeld von zehn Euro wird garantiert auch als Zwangsabgabe an das diktatorische Regime fließen."

Für eine Unterstellung hält dies Joachim Heiß, Leiter der Alten Feuerwache: "Nichts deutet darauf hin." Heiß ist sich allerdings nicht erst heute einer heiklen Situation bewusst: "Es ist ja nicht so, dass keine Gespräche stattgefunden hätten. Schon vor einiger Zeit haben wir zum Beispiel vereinbart, dass der eritreische Nationalfeiertag nicht in der Feuerwache gefeiert werden darf. Das können und wollen wir nicht unterstützen."
Aber ausgerechnet ein Fest zu unterbinden, das einen Friedensvertrag feiert, hält Joachim Heiß für unangemessen: "Das ist aus unserer Sicht überhaupt kein Grund abzusagen."

Jürgen Lemmer, Leiter des Ressorts Zuwanderung und Integration, lässt Awet per E-Mail wissen: "Die Frauenunion HMDE verstößt nicht gegen geltendes Recht. Sicherlich wäre eine Diskussion hierzu in der Eritreischen Community gut und sinnvoller, als wechselseitige Verbote für die Raumvergabe zu fordern."

Und Joachim Heiß betont nochmals deutlich, wofür die Alte Feuerwache seit fast 30 Jahren bekannt ist: "Es geht schließlich auch um Integration. Und das bedeutet auch Streitkultur. Die Feuerwache versteht sich diesbezüglich auch als Streitforum."

Unbefriedigende Aussagen für Awet: "Mit Anhängern dieses Regimes kann man nicht reden, schon gar nicht streiten. Sie stehen für eine unterdrückerische Schweigekultur auch hier in Wuppertal. Deshalb gibt es leider nichts zu feiern. Im Gegenteil. Der so genannte Friedensschluss mit Äthiopien hat nichts verändert, und auch sind Reformen, die eine Veränderung bewirken könnten, nicht in Sicht."

Awet und seine Mitstreiter haben jedenfalls für Samstag ab 18 Uhr eine Demonstration an der Alten Feuerwache angemeldet.