Interview mit "Radio Wuppertal"-Chefredakteur Georg Rose "Radio ist ziemlich unverwüstlich"

Wuppertal · Radio Wuppertal feiert in dieser Woche seinen 25. Geburtstag. Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder gratulierte seinem Hörfunk-Kollegen Georg Rose ...

Rundschau: 25 Jahre Radio Wuppertal — da kann man zwar nicht mehr aus den Dampfradio-Zeiten plaudern, aber technisch hat sich bestimmt eine ganze Menge getan?

Rose: Noch bis 1999 haben wir alle Interviews und Reportagen auf Tonband produziert. Jeder Versprecher, jeder Räusperer musste mit einem kleinen Messer herausgeschnitten werden. Das war mühsam. Die Musik kam viele Jahre von CDs. Aber auch das ist längst Vergangenheit. Unser CD-Archiv haben wir irgendwann auf dem Luisenfest zugunsten unserer Aktion "Kindertal" verkauft. Radio wird längst nur noch digital gemacht.

Rundschau: Auch bei den Sendezeiten hat sich vor allem in der jüngeren Vergangenheit einiges geändert?

Rose: Bis vor ein paar Jahren haben wir nur fünf Stunden am Tag selbst Programm gemacht. Heute sind es zwölf Stunden — von 6 bis 18 Uhr. Und lokale Nachrichten für Wuppertal gibt es seit zwei Jahren nicht mehr nur immer um Halb, sondern auch den ganzen Tag über zur vollen Stunde.

Rundschau: Bei so einer Ausweitung — ist da die Redaktion auch entsprechend verstärkt worden?

Rose: Wir müssen als Privatradio wirtschaftlich arbeiten. Deshalb ist nur eine Redakteursstelle hinzugekommen. Aber wir sind ein sehr gutes und eingespieltes Team. Wir alle haben gewusst, worauf wir uns da einlassen. Und wir alle haben es gewollt. Weil wir viel lieber selbst Radio für Wuppertal machen, als das einem naturgemäß eher anonymen Mantelprogramm zu überlassen.

Rundschau: Wissen Sie eigentlich, in welcher Umgebung Sie die meisten Hörer erreichen? Im Auto, zu Hause oder im Büro?

Rose: Etwa 125.000 Menschen hören uns jeden Tag. Gemessen an der Einwohnerzahl in unserem Sendegebiet gehören wir damit zu den erfolgreichsten Radioprogrammen in Deutschland. Die meisten schalten uns morgens zu Hause ein. Aber viele bleiben auch den Tag über dabei oder schalten später wieder ein, unterwegs natürlich und auch bei der Arbeit. Im Schnitt hören uns die Menschen 175 Minuten am Tag.

Rundschau: Der Lokalfunk in NRW ist ja ein ziemlich kompliziertes Modell. Die Redaktion von Radio Wuppertal ist zum Beispiel bei einem Verein angestellt, nicht bei einer Firma. Ich stelle es mir schwierig vor, mehr als 20 Chefs zu haben...

Rose: Die Mitglieder unserer Veranstaltergemeinschaft sind allesamt gestandene Wuppertalerinnen und Wuppertaler. Die kennen sich hier aus und geben uns oft auch gute Tipps für neue Themen. Und: Sie stehen immer hinter uns und sorgen für gute Arbeitsbedingungen. Das war unter dem langjährigen Vorsitzenden Helmut Pathe so. Und das ist unter seinem Nachfolger Thomas Kroemer nicht anders.

Rundschau: Was war in der Rückschau Ihr größter journalistischer Coup?

Rose: Das waren sicher der GWG-Skandal und später die OB-Wahlkampfaffäre. Bei den Gerichtsverfahren dazu sind schon ein paar Jahre Knast zusammengekommen. Einige der Betroffenen haben damals mit allen Methoden versucht, uns mundtot zu machen. Aber wir haben dafür natürlich auch sehr viel Anerkennung bekommen. Und zwei Journalistenpreise. Die haben uns damals in der aufgeheizten Stimmung sehr geholfen.

Rundschau: Jeder Printredakteur kennt aus leidvoller Erfahrung peinlichen Zeitungsenten. Ihre unangenehmste Falschmeldung?

Rose: Radio ist ein schnelles Medium. Da läuft man immer Gefahr, Dinge schneller zu vermelden als es gut ist. Deshalb arbeiten wir nach dem Prinzip: Richtigkeit vor Schnelligkeit. An eine wirkliche Falschmeldung kann ich mich nicht erinnern. Peinlich war aber vor ein paar Jahren, dass wir etwas nicht gemeldet haben: Wegen Bauarbeiten waren auf der A46 einige Kontaktschleifen abgeklemmt. Über diese Kontaktschleifen werden wir mit den Stauinfos versorgt. Und wir haben also mehrere Wochen lang fröhlich freie Fahrt gemeldet, während die Leute auf der A46 im Stau ins Lenkrad gebissen haben.

Rundschau: Ein Blick in die Zukunft, fast mehr noch in eine Glaskugel: Wie sieht der Sender in 25 Jahren aus?

Rose: Radio ist ziemlich unverwüstlich. Deshalb bin ich mir sicher: Uns wird es auch in 25 Jahren noch geben. Aber die Menschen werden uns viel mehr über das Internet hören. Also mehr über Tablets oder Smartphones, statt über ein klassisches Radiogerät. Schon jetzt spielen ja Livestreams und das Hören über unsere App eine große Rolle. Dieser Trend wird sich verstärken.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)