Halbzeit der ersten Amtsperiode OB Mucke: "Ja, ich will!"

Wuppertal · Es war der 21. Oktober 2015, kurz vor 8 Uhr, als Andreas Mucke als neuer Oberbürgermeister erstmals sein Dienstzimmer im Rathaus betrat. Ein wenig aufgeregt und mit großer Neugier und Vorfreude auf dieses wichtige Amt.

Andreas Mucke.

Foto: Wuppertaler Rundschau / Max Höllwarth

Zweieinhalb Jahre sind seitdem vergangen. Zeit, zur Halbzeit eine erste Bilanz zu ziehen.

"Es klingt alles, als wäre es gestern gewesen, die Zeit ist mit viel Arbeit so dahingeflossen." Andreas Mucke lacht freundlich, er ist ein charmanter Gastgeber. Er hat die Presse eingeladen in sein Dienstzimmer, um selbst zurück- und natürlich auch nach vorn zu blicken. Auf dem Tisch stehen Frikadellen und Kartoffelsalat, der OB gibt sich zünftig und bürgernah. Viel habe er seither erledigt, sagt er, aber ganz viel sei auch noch zu tun.

Es folgt ein Abriss über die Lage Wuppertals. "Wir können erleben, dass es in der Stadt aufwärts geht", so beginnt die Einleitung seines durchweg positiven Resümees. Wuppertal wachse, das bringe große Herausforderungen für die Stadt mit. Aber: "Es gibt 125.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigte, das ist der höchste Stand seit Ende der 90er Jahre", freut sich der 51-Jährige. Später wird er sagen, dass man dort weitermachen müsse.

Pro Jahr will Mucke künftig 1.000 weitere neue Arbeitsplätze schaffen. Wie? "Wir benötigen dazu neue Gewerbeflächen." Dazu habe man jetzt ein Handlungsprogramm erarbeitet. Unter anderem soll die Nächstebrecker Straße schnell erschlossen werden. Im Fokus sei auch das Gelände Blombach Süd. "Und das an der Bergischen Sonne haben wir ja gerade gekauft." Sein Schluss: Gewerbeflächen schaffen Arbeitsplätze und Arbeit sei ein wichtiger Faktor im Kampf gegen Armut.

Der sei ein Schwerpunkt seiner Arbeit, betont Mucke. Das "Bündnis gegen Armut" soll dabei helfen, ein "sehr, sehr langfristig angelegtes Konzept". Die ersten 20 Maßnahmen daraus seien jetzt angelaufen. Denn: "Derzeit sind 15.000 Menschen in Wuppertal länger als vier Jahre ohne Arbeit. Und ein Drittel aller Kinder in Wuppertal sind von Armut betroffen. Sie alle profitieren nicht vom Aufschwung der Stadt. Das kann eine Stadt wie Wuppertal so nicht hinnehmen", mahnt Mucke. Um das Leben für Familien in der Stadt zu verbessern, würden zudem die U3-Betreuung sowie die Plätze in Kitas generell ausgebaut — und weitere 150.000 Euro in die Sanierung von Schulen fließen.

Damit es aber auch dynamisch weitergehe in Wuppertal, habe die Verwaltung ein integriertes Stadtentwicklungskonzept erarbeitet. "Sowas gab es noch nie bei uns", sagt der OB und mahnt, es sei wichtig, dass sich Wuppertal endlich als moderne Stadt begreife — und das auch nach außen strahle. Daher gibt's ein Stadtmarketingkonzept gleich dazu, das ein Leitbild für Wuppertal für die nächsten Jahre entwickeln soll. Weitere Projekte, die die Stadt nach vorne bringen sollen: Wuppertal als "Digitale Modellkommune", der Breitbandausbau, das Engelsjahr 2020 — und natürlich die Großprojekte Bundesgartenschau, Seilbahn und Pina-Bausch-Zentrum.

Und hier heißt es beim OB nicht "entweder oder", sondern "einmal mit alles, bitte". "Die drei Großprojekte gehören zusammen. Die Stadt braucht solche Glanzlichter", ist Mucke überzeugt und fürchtet auch nicht, sich dabei zu verzetteln. So sei die Seilbahn ja ein Projekt der WSW und somit nicht in der Verantwortung der Stadtverwaltung. Und an den anderen Projekten würden ohnehin ganz unterschiedliche Fachgruppen arbeiten.

In Sachen Tanzzentrum hofft Andreas Mucke auf ein Signal vom Bund, dass man die Unterhaltungskosten stemmen wird. "Pina Bausch ist kulturelles Erbe und wir sind zu Recht stolz darauf. Das Haus wäre ein internationales Glanzlicht." Bei der Bundesgartenschau (BUGA) sieht Mucke den Zug für 2025 bereits abgefahren: "Da hat sich Rostock schon in Stellung gebracht und befindet sich fast schon auf der Zielgeraden. Das hat den Charme, dass wir zwei Jahre mehr für die Vorbereitung und die Finanzierung hätten."

Allerdings sei das Land NRW für 2027 als Ausrichter der Internationalen Gartenschau (IGA) im Gespräch. "Wenn man sich für die IGA entscheidet, sind wir mit der BUGA vermutlich raus", glaubt der Sozialdemokrat. Alle Projekte seien wichtig, um neue Menschen in die Stadt zu holen.

Und sonst? Alles gut? Wenn man Andreas Mucke zuhört, macht es ganz den Eindruck. Die Wuppertaler Bühnen mit Oper, Schauspiel und Orchester seien gut aufgestellt und können nach einer langen Phase des Abbaus und der Unsicherheiten dank etwas mehr Geld aus dem städtischen Haushalt und einer Finanzspritze des Landes NRW nun bald optimistisch in die Zukunft blicken. Und selbst die Stadtfinanzen nennt Mucke "solide". "Mit etwas Glück erreichen wir dieses Jahr einen ausgeglichenen Haushalt und danach auch wieder einen Überschuss", ist der Oberbürgermeister überzeugt.

Vieles scheint also auf dem Weg. Gibt's denn schon etwas Handfestes vorzuweisen in der persönlichen Bilanz des OB? "Das Einwohnermeldeamt", sagt Mucke. Hier habe man die Situation konkret verbessert und die Wartezeit von sechs Stunden auf vier Minuten verbessert. Und auch in Sachen Sauberkeit habe man mit den ESW ein Einsatzkonzept erarbeitet, mit dem die Quartiere bereits sauberer geworden sind. Grünflächen und Wupper sollen folgen. "Und bald wird es ein Team geben, das die Fußgängerzonen sauber hält", verspricht er.

Selbstkritik übt Mucke an diesem Tag nicht und bleibt bei Nachfragen zur oft gescholtenen GroKo gewohnt diplomatisch. "Ich möchte stabile Mehrheiten im Rat, damit die Arbeit möglich ist. Über die Kooperation entscheiden die Parteien und der Rat." Wenn es nach ihm geht, dann heißt Wuppertals OB auch nach 2020 Andreas Mucke.

Auf die Frage, ob er noch einmal kandidieren wolle, sagt er entschieden und mit dem ihm eigenen humorigen Unterton: "Ja, ich will!"