Ende einer Ära Nach 52 Jahren in Barmen: Abschied an der Wursttheke
Wuppertal · Wenn am Samstagnachmittag (11. Januar 2020) in Barmen die Klappen des Verkaufswagen schließen, dann geht für Dragutin Jovanovic eine Ära zu Ende: 52 Jahre stand er mit dem mobilen Fleisch- und Wurstwarengeschäft jeden Samstag auf dem Marktplatz hinter dem Rathaus. Zum großen Abschied wird mit den Kunden angestoßen.
Über ein halbes Jahrhundert versorgte Draja, unter diesem Namen kennen ihn die Wuppertaler, gemeinsam mit seiner Frau Grete Arlitt nicht nur die Barmer Kundschaft mit schlesischen Wurstspezialitäten. Innerhalb Wuppertals und über die Stadtgrenzen hinaus war das Ehepaar mit seinen Waren unterwegs. In Elberfeld auf dem Neumarkt von 1977 bis 2003 sogar mit einem festen Stand. Um den kümmerte sich vorwiegend Grete Arlitt.
Zum „Traditions-Wurstwarenverkäufer“ wurde Draja eher zufällig, erzählt er. „Die Familie meiner Frau war schon lange in der Branche tätig. Ihre Mutter hatte einen eigenen Betrieb und so kam es, dass ich gemeinsam mit Grete einen Verkaufswagen übernahm. Von ihr habe ich auch alles gelernt.“ Während sich Draja daran erinnert, wie 1968 in Barmen alles begann, muss er schmunzeln. „Ich war gerade erst in Deutschland angekommen und konnte die Sprache nicht. Bin aber direkt mit in den Betrieb eingestiegen und hatte natürlich auch Kontakt zu Kunden. Das war schon lustig, wie wir uns mit Händen und Füßen verständigten bis klar war, was die Leute kaufen möchten. Und wenn ich gar nicht verstand, das kam anfangs oft vor, stupste ich meine Frau immer wieder am Arm an und fragte sie. Ich glaube, dass sie nach einem langen Arbeitstag häufig einen ganz blauen Arm davon trug.“
Die Sprache lernte Draja schnell und auch das Handwerk. Der freundliche Umgang mit Kunden stand für ihn immer an erster Stelle. Nette Worte, aber auch gerne mal einen flotten Spruch, gab es zu Salami und Co. immer inklusive. So ist es kein Wunder, dass die meisten seiner Käufer Stammkunden sind und seit Jahren, sogar Jahrzehnten, bei ihm einkaufen.
Doch nun ist Schluss. So richtig aufhören möchte der 74-Jährige eigentlich nicht, aber es muss sein: „Meine Frau ist leider schwer krank und ich möchte mich noch mehr um sie kümmern. 2014 musste sie aufhören zu arbeiten. Ich liebe meine Arbeit, aber nun muss ich auch aufhören. Voraussichtlich wird unsere Tochter weiter machen. Sie ist gelernte Metzgereifachverkäuferin.“