Reisebericht der Wuppertaler Initiative "Cars of Hope" "Mit Tränen in den Augen"

Wuppertal · Die Initiative "Cars of Hope Wuppertal" hat vom 20. bis 28. März und vom 1. bis 4. April 2016 Flüchtlinge im griechischen Idomeni unterstützt. Die Mitglieder Gruppe verteilten u.a. Nahrung, Wasser, Hygieneartikel und SIM-Karten.

Foto: Cars of Hope

Sie installierte auch mobile Ladestationen für Handys aufgebaut. Hier ihr Reisebericht:

"Die Situation der Geflüchteten in Idomeni war schockierend für die Teilnehmer der Hilfsaktion. René Schuijlenburg, einer der Aktivisten von ,Cars of Hope Wuppertal‘: ,Eines der ersten Dinge, die wir in Idomeni gesehen haben, als wir ankamen, waren Menschen, die alles Mögliche an Grünzeug aus dem Boden gerupft und gegessen haben. Sie hatten richtig Hunger.

Die Gruppe kaufte vor Ort Lebensmittel ein und verteilte sie an Geflüchtete im Flüchtlingscamp in Idomeni und einem weiteren Camp an einer Tankstelle in Polykastro. Schuijlenburg: ,Wir haben viele der Lebensmittel, die wir verteilt haben in kleine Läden vor Ort gekauft. Die griechische Wirtschaft steckt weiterhin in einer tiefen Krise und wir finden es wichtig kleine Läden vor Ort indirekt mit zu unterstützen, indem wir die Hilfsgüter für Geflüchtete genau dort einkaufen. Die meisten Hilfsgüter haben wir dann in dem Flüchtlingscamp in Idomeni verteilt, einen kleineren Teil aber auch in zwei Flüchtlingscamps an zwei Tankstellen zwischen Polykastro und Idomeni an der E75. Neben den über 10.000 Geflüchteten in Idomeni stecken auch rund 3.000 Menschen an diesen Tankstellen fest.‘

Die Stimmung vor Ort war ein ganz andere als die, die die Aktivisten in November 2015 während einer Hilfsaktion auf der Balkan-Route in Slowenien, Kroatien und Serbien erlebt hatten. Schuijlenburg sagt: ,Im November 2015 haben wir schlimme Dinge gesehen, aber die Menschen waren voller Hoffnung. Sie waren unterwegs nach Nord-Europa. Jetzt harren sie seit über einem Monat vor der griechisch-mazedonischen (FYROM) Grenze aus, es geht im Moment nicht weiter für sie und viele Menschen sind zunehmend verzweifelt.‘

Die Aktivisten von ,Cars of Hope Wuppertal' haben auch viel mit Menschen geredet. Schuijlenburg: ,Viele Menschen in Idomeni können gar nicht glauben, dass sie in der EU sind. Sie sehen den Grenzzaun, dahinter gepanzerte Fahrzeuge, Soldaten mit automatischen Gewehren und es kreisen fast permanent Hubschrauber über ihren Köpfen. Menschen fragten uns immer wieder, wann die Grenze wieder aufgemacht wird, aber einige glauben auch, dass die Grenze geschlossen bleibt. Viele Menschen fühlen sich von Europa im Stich gelassen. Meistens werden damit die europäischen Regierungen gemeint, die Menschen sind froh über die Verteilung von Hilfsgütern und wissen, dass diese Hilfe nur möglich ist durch Spenden von Menschen aus ganz Europa. Sie wissen, dass viele Menschen in Europa die Abschottungspolitik der EU ablehnen.‘

Während der zweiten Fahrt nach Idomeni wurden die ersten Flüchtlinge von den griechischen Inseln in die Türkei abgeschoben. Schuijlenburg dazu: ,Die erste Abschiebungen in die Türkei waren für viele Geflüchtete in Idomeni ein furchtbarer Moment. Viele Menschen haben in die Türkei entsetzliche Dinge erlebt. Viele Menschen in Idomeni wissen, dass das Abkommen zwischen der EU und der Türkei sie erst mal nicht betrifft, aber sagen auch, dass sie wegen dieses Abkommens kein Vertrauen mehr in die EU haben. Sie haben Angst, dass sich bei einer erneuten Gesetzesänderung die Lage noch mal verschlechtern könnte und sie doch noch in die Türkei abgeschoben werden. Als die Nachricht von den ersten Abschiebungen in die Türkei kam, hab ich in Idomeni Menschen mit Tränen in den Augen gesehen.‘

Die griechische Regierung möchte die spontan entstandenen Flüchtlingscamps in Piräeus und Idomeni räumen; viele Geflüchtete wollen die Camps aber nicht verlassen. Schuijlenburg: ,Viele Geflüchtete wissen, dass die Versorgungslage in den offiziellen Camps noch schlechter als in Idomeni ist. Ich habe mehrere Menschen gesprochen, die aus dem Grund sogar aus einem der offiziellen Camps wieder zurück nach Idomeni gegangen sind. Auch der Fakt, dass von den offiziellen Camps auf den griechische Inseln über Nacht Internierungslager wurden, hält Menschen davon ab in die offiziellen Camps zu gehen. Wer geht schon freiwillig in ein Lager was über Nacht zu einem Gefangenenlager werden kann?‘

Die Initiative ,Cars of Hope Wuppertal' wird weiter machen. Ende April wird wieder eine Gruppe nach Griechenland aufbrechen, um dort Geflüchtete zu unterstützen. Falls die Situation es erfordert, werden die Aktivisten auch woanders in Europa Hilfe für Geflüchtete leisten. Schuijlenburg: ,Wir planen jetzt am 29. April wieder nach Nord-Griechenland zu fahren. Wir sind jedoch sehr flexibel und können unseren Einsatzort jederzeit ändern, falls das Camp in Idomeni geräumt wird oder die Grenze wieder geöffnet wird. Wir gehen aber davon aus, dass die Grenze geschlossen bleibt.‘

Die Gruppe hofft auf weitere Unterstützung für ihre Arbeit mit Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Vertreibung sind. Schuijlenburg: ,Ohne die großartige Unterstützung von vielen Menschen und Initiativen wäre unsere Arbeit für Geflüchtete gar nicht möglich gewesen. Dafür möchten wir allen, die unsere Projekte unterstützt haben, danken. Wir hoffen auf weitere Unterstützung für zukünftige Hilfsaktionen, wie zum Beispiel die Aktion, die am 29. April starten wird. Menschen können sich aber auch aktiv einbringen und, wenn sie möchten, mit nach Griechenland kommen. Dafür wäre es aber wichtig, dass sie zu unseren Treffen kommen, damit wir die Hilfsaktion gemeinsam planen können. Wir laden alle Interessierten herzlich zu unserem nächsten Treffen am 12. April im Café Stil Bruch ein. Wenn Menschen sich ein Bild von unserer Arbeit machen wollen, können sie gerne zu einer Präsentation unserer Arbeit kommen. Diese findet am 21. April im Café Stil Bruch statt."