Kirche, Diakonie, Pro Asyl und Kommune zur Integration von Flüchtlingen „Menschenrechte und Barmherzigkeit sind nicht begrenzbar“
Wuppertal · Auf der Pressekonferenz der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) machten sich die Vertreter von Kirche, Diakonie, Pro Asyl und der Kommune mit dem Besuch eines Deutsch-Intensivkurses der CVJM-Einrichtung in Wuppertal-Oberbarmen ein eigenes Bild von der Lage der aktuellen Integration von Kindern aus geflüchteten Familien.
Anlass war der Start der VEM-Menschenrechtskampagne 2016 unter dem Motto "Zuflucht ist ein Menschenrecht.
Die VEM unterstützt Flüchtlingsprojekte wie die des CVJM in Asien, Afrika und Deutschland. Mit Blick auf die aktuelle Diskussion um Kontingente und Begrenzung von Flüchtlingsströmen in Deutschland und Europa forderte Dr. Jochen Motte, stellvertretender Generalsekretär der VEM, dass alle geplanten Regelungen sich an der uneingeschränkten Geltung der Menschenrechte und des individuellen Asylrechtes orientieren müssten.
Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland wies darauf hin, dass es nicht nur um Willkommenskultur geht, sondern um nachhaltige Integration. Hier müssten weitere Fortschritte sicht- und erlebbar sein. Dabei sollte stets klar sein, dass Barmherzigkeit und Menschenrechte nicht begrenzbar sind. Außerdem forderte er von der Bundesregierung, auch die Fluchtursachen wie die Folgen des Klimawandels, Menschenrechtsverletzungen und bittere Armut zu bekämpfen. "Wir leben blendend von der Globalisierung und gehören zu den Gewinnern, aber jetzt bekommt die Globalisierung ein Gesicht durch die Menschen, die zu uns kommen und die zu den Verlierern gehören," so der Präses. Seiner Ansicht nach geht es letztlich auch um die Frage des Teilens, ein Anliegen, das die Evangelische Kirche im Rheinland künftig nachverfolgen wird. Um eine tatsächliche Integration zu erreichen, ist seiner Meinung nach eine große Koalition aus Kirche, Zivilgesellschaft und Politik erforderlich.
Nach Ansicht des Geschäftsführers von Pro Asyl, Günter Burkhardt sind "Menschenrechte keine Schönwetterrechte und müssen sich gerade dann bewähren, wenn es drauf ankommt." Er wies darauf hin, dass der Schlüssel zur Integration der Aufenthaltsstatus ist. Gerade junge Menschen benötigen diesen Aufenthaltsstatus, um eine Chance auf einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Er beklagte die langen Prüfungsphasen von Asylverfahren, die die Menschen in monatelange Warteschleifen schickten. Mit Blick auf das aktuelle VEM-Kampagnenplakat sei der dargestellte Stacheldrahtzaun momentan in Europa leider sehr zutreffend.
Dr. Martin Hamburger, Geschäftsführer der Diakonie Wuppertal würdigt die intensive und gute Kooperation zwischen den hauptamtlichen, ehrenamtlichen und kommunalen Mitwirkenden. Er kündigte an, dass vormalige Projekt zur Ausbildung der dringend benötigten Sprach- und Integrationsmittler SPRINT als Genossenschaftsmodell weiter zu führen. Die Diakonie Wuppertal strebt eine Verstetigung des Projekts an und würde sich eine offizielle Anerkennung der Ausbildung ähnlich der Dolmetscherausbildung wünschen.
"Deutschland braucht mehr Wuppertal", mit diesem Zitat aus der "ZEIT" erläuterte Dr. Stefan Kühn, Sozialdezernent der Stadt Wuppertal die aktuelle Situation bei der Unterbringung von momentan 7.000 Neubürgern. Die Willkommenskultur in der Schwebebahnstadt ist nach Angabe des Sozialdezernenten immer noch sehr ausgeprägt, aber die Kommunen bräuchten multiprofessionelle und multidisziplinäre Teams, um auf die ganzheitlichen Herausforderungen angefangen von der Bildung bis hin zur Behandlung von Traumata zu reagieren.
Bernd Schäckermann, Geschäftsführer der CVJM-Einrichtung in Wuppertal-Oberbarmen wies indes darauf hin, dass es eine Reihe von Stadtteilen wie Wuppertal-Oberbarmen gibt, in denen die Zusammenarbeit zwischen Menschen mit verschiedenen Kulturen und Religionszugehörigkeit seit langem sehr gut funktioniert.