Kunst in Barmen Zaungäste vor der Gemarker Kirche
Wuppertal · Die Gemarker Kirche hat Zuwachs bekommen. Es sind Zaungäste. Zwei Frauen und ein Mann sind auf den Vorplatz der Kirche gezogen. Holzskulpturen, die der Wuppertaler Künstler Georg Janthur vor Ort angefertigt und auf Betonfundamenten platziert hat.
„Ich bin den Werth rauf- und runtergelaufen und habe mir die Menschen angeschaut“, sagt Janthur. „Meine Zaungäste stehen für zufällige Begegnungen an bestimmten Orten. Kirche als Ort der Begegnung. Da passen meine Skulpturen gut hin“, so der 64-jährige Künstler.
Jeder „Gast“ ist ein neues Individuum, das nach einer Skizze aus dem Eichenstamm angefertigt wird. Alle entstehen aus einem Stück Eichenholz, das mit der Kettensäge grob bearbeitet wird. Dabei ist die Figur selbst rund 40 Zentimeter groß und wächst aus einem 2 bis 2,30 Meter großem Holzstamm heraus.
Die Gesichter der Zaungäste sind nicht im Detail ausgearbeitet, sondern vielmehr angedeutet, so dass jede und jeder sie beim Betrachten ergänzen oder sich selbst darin erkennen kann. Am Ende bemalt Janthur seine Zaungäste mit wetterfester Acrylfarbe. Seit 2005 entwirft der Wuppertaler Künstler seine Zaungäste.
Rund 100 von den Holzskulpturen gibt es bereits, sie sind weit verteilt. Einige von ihnen stehen beispielsweise in Riga, andere am Zürichsee in der Schweiz oder auf dem „SolarDecathlon“-Gelände auf der Wuppertaler Nordbahntrasse. Dort hat ihn auch Martina Köster-Scheider, Pfarrerin der Gemeinde Gemarke-Wupperfeld „entdeckt“. Nun wurden drei Zaungäste an der Zwinglistraße am Aufgang zum Café Komma und dem Verbindungsweg platziert.
„Mich hat es sehr gereizt, mit den Zaungästen die Brücke zwischen Kirchplatz und Innenstadt zu beleben“, sagt Pfarrerin Martina Köster-Schneider. So fügen sich die Holzskulpturen perfekt in die Umgestaltung des Vorplatzes von Gemeindehaus und Gemarker Kirche.
Köster-Schneider beschreibt die Zaungäste so: „Die Skulpturen von Georg Janthur sind keine Götter, sondern Gäste. Menschen mit unterschiedlichsten Geschichten. Aus unserem Holz geschnitzt. Sie sind einladend, aber nicht aufdringlich. Sie haben dein und mein Gesicht. Sie sind nicht unverwüstlich, sondern verletzlich.“