Diskussionsrunde Kampf um die Freibäder
Wuppertal · Die Zeiten für private Freibäder in Wuppertal sind hart. Haben sie noch Zukunft? Darum ging es jetzt einer Diskussionsrunde im evangelischen Gemeindezentrum am Eckbusch.
Anfang der 90er Jahre unterhielt die Stadt Wuppertal noch vier Frei- und zehn Hallenbäder. Im Zuge von Sparmaßnahmen reduzierte sich der Bestand auf aktuell fünf Hallenbäder und das Freibad Mählersbeck. Dass auch in den ehemaligen städtischen Bädern am Eckbusch und in Vohwinkel bei entsprechendem Wetter noch Badevergnügen geboten wird, ist privatem Engagement zu verdanken.
Aber: Während das Freibad Eckbusch die vergangene Badesaison trotz einer notwendigen Reparatur in Höhe von 16.000 Euro fast mit einer Schwarzen Null abschließen konnte, steht man in Vohwinkel aktuell vor dem Problem, eine defekte Filteranlage für 75 000 Euro erneuern zu müssen.
Das Geld dafür ist nicht da, somit sieht es in Richtung Badesaison 2019 düster aus in Vohwinkel. Vor diesem Hintergrund stellten sich jetzt der FDP-Landtagsabgeordnete Marcel Hafke, Frank Mühlhoff, Geschäftsführer der Freibad-Eckbusch Betreibergesellschaft, Sportdezernent Matthias Nocke und Hartwig Carls-Kramp, Vorsitzender des „Netzwerkes Bürgerbad“, einer bundesweit tätigen Initiative zur Unterstützung privat betriebener Freibäder mit Sitz in Schwelm, unter der Moderation von Yannik Bartsch, Pressesprecher des Fördervereines Freibad Eckbusch, der spannenden Frage: Welche Zukunft haben die so genannten Bürgerbäder?
Klar ist, dass zwei Risikofaktoren die Arbeit der Ehrenamtler ausbremsen (können): Unvorhersehbare Defekte in der Technik, die überwiegend aus den 70er und 80er Jahren stammt, und das immer weniger werdende Fachpersonal. Probleme, die ansatzweise in der lokalen und überregionalen Politik angekommen sind. „Auch wenn wir jetzt eine weitere Ausbildungsstelle besetzt haben, unsere Fachkräfte sind mit der Betreuung der städtischen Bäder voll ausgelastet. Aber es eröffnet sich vielleicht in Kooperation mit dem Jobcenter eine Alternative, Personal für die privaten Freibäder zu rekrutieren“, so Nocke, der jetzt mit Jobcenter-Chef Thomas Lenz entsprechende Gespräche führen will. Auch vom Land ist Hilfe in Sicht: „NRW stellt jetzt 300 Millionen Euro für Bäder zur Verfügung“ erklärte Hafke.
Allerdings nur für Einrichtungen, die zum Landessportbund gehören ... In Sachen kommunaler Unterstützung ist Schwelm bereits einen Schritt weiter: „Wir bekommen einen jährlichen Zuschuss von der Stadt in Höhe 60.000 Euro. Das ermöglicht es uns, eine Fachkraft ganzjährig anstatt, was ja wenig attraktiv ist, nur saisonal einzustellen, berichtete Carls-Kramp - verbunden mit der Forderung an Bund Land, ihr „Stiefkind“ Freibäder wieder aufpäppeln: „Dass immer weniger Kinder schwimmen können, ist auch dem kurzsichtigen Sparkurs der Politik zu verdanken.“ Ein Stamm von 60 ehrenamtlichen Helfern, finanzielle, materielle und ideelle Unterstützung vom Förderverein und ein (überschaubarer) Sponsoren-Pool sind das Fundament auf dem das Freibad Eckbusch seit 2008 ruht.
„Ähnlich sieht es bei fast allen privaten Bädern in der Republik aus, wobei eines klar sein sollte: Was die Ehrenamtler in ihrer Freizeit leisten, stellt einen wichtigen Beitrag zur Aufenthaltsqualität im Quartier dar, fördert die Gesundheit von Menschen und den sozialen Zusammenhalt. Und das sind Aspekte, die von der Politik gewünscht werden und wofür sie auch ihren finanziellen Beitrag leisten sollte“, brachte es Carls-Kramp auf den Nenner, dem alle in der Runde zustimmten. Und dass Matthias Nocke zum Ende der Veranstaltung einem Vertreter vom Freibad Vohwinkel signalisierte, eine Lösung für die aktuelle Misere zu suchen, das setzte ebenso einen positiven Schlussakzent wie die Mitteilung von Mühlhoff, das zumindest der kommenden Badesaison im Freibad Eckbusch „bis auf schlechte Launen von Petrus“ nichts entgegenstehe.