Wer sind die Leittragenden? Jobcenter kürzt Nachhilfesätze
Wuppertal · Unbestritten ist Bildung der Schlüssel zum beruflichen Erfolg. Doch wie teuer darf Bildung sein, wenn's in der Schule nicht rund läuft und Defizite extern aufgearbeitet werden? Als Richtschnur gibt das Bildungs- und Teilhabegesetz (BuT) die "Ortsüblichkeit der Kosten" vor.
Genau die hat das Jobcenter jetzt unter die Lupe genommen.
"Dies geschah vor allem vor dem Hintergrund, dass Studieninstitute, die nach der Einführung des BuT gegründet wurden, deutlich höhere Stundensätze berechnet haben als alteingesessene. Stellenweise wurden für Kinder ohne Sozialleistungsbezug niedrigere Preise festgelegt als für Kinder mit Sozialleistungsbezug", berichtet Andreas Kletzander vom Vorstand des Jobcenters.
Und erklärt weiter, dass nach einer Abfrage in strukturell vergleichbaren Städten wie Dortmund, Hagen, Remscheid und Köln die Stundensätze entsprechend dem ermittelten Durchschnitt angeglichen wurden — von 20 Euro für 45 Minuten und 40 Euro für 90 Minuten auf jeweils 15 und 30 Euro. Kletzander verspricht sich von der "Anpassung", die jetzt in Form eines Kooperationsvertrages Nachhilfeanbietern für das neue Schuljahr vorgelegt wurde, mehr Transparenz und Kostengerechtigkeit.
Norbert Meyer, Beiratsvorsitzender des Nachhilfeinstitutes "Abacus", befürchtet hingegen im Zuge der Neuerung das Aus für die Einzelnachhilfe vieler Wuppertaler Anbieter. "Lehrer, Akademiker und Lehramtsstudenten erhalten für 90 Minuten Unterricht zwischen 23 und 25 Euro. Ergo bleiben 5 bis 7 Euro für die Institute übrig. Wie soll ein gewerblicher Anbieter, der neben Verwaltungs-, Werbungs- und Personalkosten noch Steuern und Sozialversicherung zahlen muss, davon existieren? Selbst wenn wir wollten, zu diesem Preis geht Einzelnachhilfe nicht mehr."
Das bedeute unter dem Strich: Wer mehr zahlt, wird weiter individuell gefördert, bei Leistungen nach BuT gibt's maximal Gruppenunterricht.
Betroffene zeigen sich verärgert: "Zwei Monate Einzelunterricht haben bei meinem Sohn sichtbaren Erfolg gebracht. Damit soll es jetzt vorbei sein? Das ist diskriminierend", ist Udo Haarmann als Vater wütend und enttäuscht zugleich. Die Grünen im Rat der Stadt wollen jetzt das Thema in der Sozialausschuss-Sitzung vom 5. September auf die Tagesordnung bringen.