Auflagen zum Brandschutz erfüllt Hochhaus wieder freigegeben
Wuppertal · Die Bewohner des geräumten Hochhauses an der Wuppertaler Heinrich-Böll-Straße können wieder zurück in ihre Wohnungen. Das hat die Stadtverwaltung am Mittwoch (25. Juli 2017) bestätigt.
"Bei einem Termin mit Vertretern der Eigentümergesellschaft haben sich Mitarbeiter des Bauordnungsamtes und der Feuerwehr am Dienstag davon überzeugt, dass die brennbare Kunststofffassade im Bereich des Treppenhauses und der balkonartigen Laubengänge, dem einzigen Rettungsweg im Brandfall, entfernt und außerdem mit einem Gerüst am Gebäude ein zweiter Zugang für die Feuerwehr geschaffen wurde", heißt es aus dem Rathaus. "Eben diese Kombination aus einer brennbaren Fassade an dem Hochhaus und Rettungswegen, die über Außenbalkone in das einzige Treppenhaus führen und im Brandfall womöglich nicht mehr hätten genutzt werden können, hatte am Dienstag, 27. Juni, die Brandschutzexperten der Stadt zu der Entscheidung der sofortigen Evakuierung bewogen."
Vorausgegangen war das verheerende Feuer im Hochhaus Grenfell Tower im Londoner Bezirk Kensington, bei dem mindestens 80 Menschen ums Leben kamen oder bis heute vermisst werden. Die Erkenntnisse über die rasende Geschwindigkeit, mit der sich in London die Flammen über die Hochhausfassade ausgebreitet hatten, habe auch die Feuerwehrleute in Wuppertal alarmiert und zu einer Neubewertung der schon lange bekannten Brandschutzmängel am Hochhaus in der Heinrich-Böll-Straße geführt.
Deshalb hatte die Stadt das Hochhaus im Wuppertaler Quartier Hilgershöhe binnen Stunden räumen lassen. "Rund die Hälfte der insgesamt 72 Bewohner, die nicht bei Verwandten oder Freunden unterkommen konnten, wurde noch am selben Abend in komplett ausgestatteten, städtischen Wohnungen versorgt", so die Verwaltung.
"Es war eine höchst einschneidende und belastende Maßnahme für die Menschen", erklärte Baudezernent Frank Meyer nach der Wiederfreigabe des Gebäudes. "Das war uns bei der schwierigen Entscheidung bewusst. Aber in Kenntnis von London konnten wir nicht anders handeln. Wenn unmittelbare Gefahr für Leib und Leben besteht, müssen die Menschen in Sicherheit gebracht werden."
Eine Betreuung der Betroffenen sei auch über die Evakuierung hinaus von der Stadt sichergestellt gewesen. So habe es ein täglich geöffnetes Beratungsbüro für alle Anliegen, Wohnungsangebote für Umzugswillige, einen Info-Abend und regelmäßige Zeiten gegeben, in denen die Bewohner begleitet von Mitarbeitern der Stadt ihre Wohnungen aufsuchen konnten, um persönliche Dinge zu holen.
"Wir sind froh, dass die Menschen, die das möchten, nun wieder in ihre vier Wände zurück können", erklärte Baudezernent Frank Meyer. "Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die neben ihrer ohnehin hohen Arbeitsbelastung die betroffenen Bewohner unterstützt und ihnen vor Ort den begleiteten Zutritt zu ihren Wohnungen ermöglicht haben."
Die Stadt behält sich vor, entstandene Kosten vom Eigentümer des Gebäudes zurückzufordern.