"Gibt es hier auch Pilze?"
Wuppertal · Unter dem Titel "Kulturlandschaften" macht sich Autor Wladimir Kaminer für den TV-Sender 3sat auf in die "deutsche Provinz". Zweite Station ist Wuppertal. Zu sehen ist der Film am Dienstag (25. August 2015) um 19.30 Uhr.
"Die Stadt erinnert mich an San Francisco, nur ohne die Golden Gate Bridge." Worte, die Wladimir Kaminer für Wuppertal findet. Der Russe ist aufgebrochen, die Kultur im Tal zu suchen. Da fällt ihm zuerst einmal Horst Tappert ein, bevor er sich auf die Socken macht, um das Tanztheater Pina Bausch zu besuchen. "Ahnen" wird geprobt, und Kaminer versteht die Welt nicht mehr. Als düster und komisch zugleich, beschreibt er das Gesehene, wagt sich an Interpretationen — von Lutz Förster milde belächelt. Tänzerin Julie Ann Stanzak lockt den Star der "Russendisco" aufs Parkett — der fühlt sich im "Café Moritz" sichtlich wohler.
Die Schwebahn, schnell noch ein Hinweis auf Tuffi, bringt ihn zu Katharina und Eberhard Kranemann. Hier geht es kumpelhaft zu, die beiden improvisieren im Musikstudio des Wuppertaler Multi-Talents, malen gemeinsam im Garten. "Warum bleibt ihr in Wuppertal?", will der Autor wissen. "Die Stadt betreibt zwar eine Politik der Kulturvernichtung, aber die Power kommt von unten", ist die Antwort. "Hier ist ein Künstler noch etwas Besonderes", nimmt Kaminer mit und macht sich auf zum Theater am Engelsgarten, von Intendantin Susanne Abbrederis erwartet. Die setzt ihr strahlendstes Lächeln auf und nimmt ihn mit auf ihre Reise auf den Spuren Else Lasker-Schülers.
"Wachsen hier auch Pilze?" — das ist sicherlich nicht der richtige Einstieg für ein Gespräch mit Tony Cragg. Nur mühsam bewahrt der Bildhauer die Fassung: Dass ihn der Dreh und Kaminer nerven, verbirgt er nicht. "Hier leben Bürger mit einem großen Herzen und viel Engagement für die Kultur", ist Kaminers Fazit.