Flutfolgen in Hahnenfurth Das alles nur irgendwie durchstehen

Wuppertal · Vor zwei Jahren traf die Flut auch den Stadtteil Hahnenfurth im Wuppertaler Westen. Fragt man Eva Hobusch (67) heute nach ihren Gefühlen, kommt ihr vor allem das in den Sinn: Verzweiflung. Vielleicht noch Ohnmacht – und dann der unbedingte Wille, durchhalten zu wollen.

Die verheerende Flut im Stadtteil Hahnenfurth im Juli 2021: Das unbeleuchtete Haus rechts im Bild ist das von Eva Hobusch.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Derweil steigt sie in der Küche über ein Waschbecken, das eigentlich ins Bad gehört. Der Boden ist herausgerissen, an den Wänden ist der Putz abgeschlagen. Die Möbel sind eingelagert. Einen Herd gibt es nicht, auch keinen Kühlschrank. Erst war sie im Hotel, dann in einer Ferienwohnung. Mehr als 12.000 Euro hat Eva Hobusch dafür bezahlt. Jetzt „campiert“ sie wieder in ihrem Haus. Im Obergeschoss, denn bis dorthin war das Wasser vor zwei Jahren nicht vorgedrungen.

An den Abend im Juli 2021 erinnert sich Eva Hobusch noch genau: Als sie aus dem Schlafzimmer nach unten in die Küche gehen wollte, steht sie dort im Wasser. Es sprudelt aus der Toilette, sie denkt an einen Wasserrohrbruch. Als sie nach draußen auf die Straße schaut, sieht sie dort die Gullys überlaufen. Und alles läuft ins Haus. „Es war wie in einem schlechten Film“, versucht sie, ihre Erinnerung in Worte zu fassen.

Sie schaltet noch schnell den Strom ab, dann fährt sie ins Hotel. Sie zieht sich die nassen Klamotten aus und fällt erschöpft ins Bett. Als Eva Hobusch am nächsten Morgen vor ihrem Haus steht, ist das Wasser weg. Dass es drinnen mehr als einen Meter hoch gestanden hatte, sieht sie an den Schmutzrändern. Sie watet durch Schlamm, überall liegen Möbel herum. Woher die Holzklötze angespült wurden? Sie weiß es nicht. Auf einem Schrank rotiert der elektrische Staubsauger, das Wasser muss ihn hochgespült haben.

Der Sohn bestellt einen Container für den Müll und dennoch ist schnell klar: Mal eben mit dem Hochdruckreiniger durchgehen, das wird nicht reichen. Nach endlosen Telefonaten sagt eine Firma zu, die Dinge anpacken zu wollen. Wochenlang stehen Trocknungsgeräte im Haus. Ob denn der Boden nicht raus müsse? Der Firmeninhaber winkt ab, das sei nicht nötig. Im Februar 2022 sind die Handwerker fertig, die neue Küche ist aufgebaut.

Und dann ist da diese Stelle auf dem Boden, Eva Hobusch nennt es „grieselig“. Ein Architekt kommt, danach der Gutachter. Die Versicherung schickt eine Baubiologin, die schlägt sofort Alarm. Die Flut hatte krankmachende Keime in die Wände gespült, der Anstreicher hatte einfach drübergeputzt. Der Boden war noch nass, die Fliesen einfach draufgeklebt. Die Experten waren sich schnell einig: Alles muss raus.

Die Möbelpacker kommen, die neue Küche wird wieder abgebaut. Der frische Putz kommt von den Wänden, die Böden werden herausgerissen. Eva Hobusch muss eine Wohnung anmieten, um weiterhin Tageskinder betreuen zu können. Dazu bezahlt sie noch das Lager, in dem die Möbel untergestellt sind. Das kostet sie jeden Monat 1.500 Euro. Den Job an den Nagel hängen? Das geht nicht, von irgendwas muss sie ja leben. Was die Versicherung am Ende übernimmt, ist auch noch nicht klar.

Derweil geht es seit Monaten nicht weiter auf der Baustelle. Erst waren es die Handwerker, deren Angebote auf sich warten ließen. Jetzt muss die Akte wieder zur Versicherung. Was muss Eva Hobusch am Ende selbst bezahlen? Auch das ist nicht klar. Sie hat sich einen Anwalt genommen, möglicherweise landet die Sache noch bei Gericht. Derweil weiß Eva Hobusch nicht mehr, woher sie die Kraft nehmen soll, um das alles weiter durchzustehen.

Die Sanierungsfirma hat ihr gesagt: Wenn es einmal losgeht, dauert es noch acht Wochen. Das ist drei Monate her, und es bewegt sich nichts. Eva Hobusch kämpft mit den Tränen, als sie davon erzählt.