Altro Mondo-Wohnungen an der Engelshöhe Mit Regenschirm auf dem Klo
Wuppertal · An der Engelshöhe wird die Kritik am Immobilienunternehmen Altro Mondo immer lauter. Jetzt kamen 30 Betroffene zu einer ersten Versammlung von Betroffenen. Die Stadt Wuppertal hat dort als Mieter ebenfalls Erfahrungen mit unhaltbaren Wohnungs-Zuständen gemacht.
Es war ein stürmischer Tag im März, als es an der Engelshöhe 65 krachte. Dachteile fielen auf die Straße, Sturmtief „Eberhard“ hatte das Flachdach des achtstöckigen Hauses abgedeckt. Bewohner wählten den Notruf, verletzt wurde niemand. „Die Feuerwehr war zweimal hier, wir standen kurz vor der Not-Evakuierung“, erinnert sich Sabine Gabriel. Sie wohnt seit 50 Jahren in der Engelshöhe, im 7. Stock. „Ich saß damals mit dem Regenschirm auf dem Klo“, erinnert sie sich an das Wasser, das von oben in ihre Wohnung lief. Ein von Polizei und Feuerwehr hinzugezogener Dachdecker habe für eine Notabdeckung gesorgt – und dabei sei es geblieben. Zweimal seien Gutachter im Haus gewesen, um den Versicherungsschaden in Augenschein zu nehmen. Handwerker hätten den Putz und die Fliesen von den Wänden geschlagen und in etlichen Wohnungen Trocknungsgeräte aufgestellt, für die man die Stromkosten noch selbst habe bezahlen müssen. Ansonsten sei nichts passiert – bis heute.
Hinzu komme auch, dass wochenlang der Aufzug nicht funktioniert habe und ältere Bewohner, die teilweise mit dem Rollator unterwegs seien, zu Fuß in die oberen Etagen hätten gehen müssen. Unterstützung vom Vermieter? Fehlanzeige!
„Mit meinen Schriftsätzen können die sich eine ganze Wohnung tapezieren“, kommentiert Sabine Gabriel ihre erfolglosen Versuche, die Immobiliengesellschaft Altro Mondo auf die Missstände hinzuweisen.
Bei einer Zusammenkunft der Altro Mondo-Mieter schlugen die Wellen jetzt hoch. Der Rundschau-Bericht über Armin Schmitz, dessen Badezimmer seit zehn Jahren vom Abwasser aus der oberen Etage unter Wasser gesetzt wurde, hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Simone Gunia und weitere „Altro Mondo -Betroffene“ hatten Einladungen in die Briefkästen geworfen. Eilig wurden nun beim ersten Treffen Stühle herbeigeschafft, am Ende saßen mehr als 30 Leute in dem kleinen Raum im Begegnungszentrum an der Höhe.
Was dort zu hören war, glich dem sprichwörtlichen Fass ohne Boden. Bewohner berichteten von Wasserschäden, die nicht repariert wurden. Teilweise seien Putz und Tapeten von der Wand gerissen und Trocknungsgeräte aufgestellt worden. Danach sei nichts mehr passiert.
„Bei uns läuft das Abwasser seit zwei Jahren ins Wohnzimmer und ins Schlafzimmer“, sagt Hacer Özer, die mit ihrer Familie am Elfenhang wohnt. Das Waschbecken könne man nicht mehr benutzen, weil das Abflussrohr kaputt sei. Sie, ihr Mann und die beiden Kinder würden immer nur kurz unter die Dusche springen. Im Schlafzimmer würden Kellerasseln über die feuchten Wände laufen. Man habe ihr geraten, doch auszuziehen.
Ein gänzlich anderes Problem hat eine Nachbarin, in deren Wohnung sich die Nachtspeicheröfen nicht abschalten lassen. Sommers wie winters sei sie „von einer Bullenhitze“ geplagt – abgesehen von den hohen Stromkosten, die sie bezahlen müsse.
Michael Walter hingegen wäre froh, wenn man die in seiner Wohnung herumstehenden Nachtspeicheröfen endlich abholen würde, die schon vor Monaten abgebaut wurden. Außerdem seien die neu verlegten Heizungsrohre nicht verkleidet und die Durchbrüche in die oberen Etagen nicht isoliert worden. „Ich kann ihnen sagen, was die oben im Fernsehen gucken“, sagt Walter, der sich mittlerweile an den Mieterbund gewandt hat. Einige Mieter an der Engelshöhe und am Elfenhang haben außerdem bereits Strafanzeige gegen die Immobiliengesellschaft gestellt oder sie wegen zivilrechtlicher Ansprüche verklagt. Im Oktober soll eine der Zivilklagen verhandelt werden.
Auch das Sozialressort der Stadt Wuppertal hat Wohnungen von Altro Mondo im Bereich Elfenhang angemietet und ähnliche Erfahrungen gemacht. Laut Dezernent Stefan Kühn habe von 22 Einheiten mittlerweile die Hälfte wegen der dort herrschenden Zustände teil fristlos wieder gekündigt. „Auch für uns ist das Beschwerdemanagement vorsichtig gesagt schwer zu erreichen“, so Kühn über die Kommunikationsprobleme mit dem Unternehmen, das sich bis heute nicht öffentlich zur aktuellen Situation an der Engelshöhe geäußert hat. Das Sozialressort hat als Konsequenz aus den Erfahrungen auch die Kollegen der Wohnungsaufsicht informiert, die den gesetzlichen Auftrag hat, auf Antrag Missstände in Wohngebäuden zu überprüfen.