Jürgen Hardt zum Tode von Heiner Geißer Einer der "brillantesten politischen Denker"

Wuppertal / Berlin · Der Wuppertaler Bundestagsabgeordnete Jürgen Hardt hat sich in einer Stellungnahme zum Tode des ehemaligen CDU-Generalsekretäts Heiner Geißler geäußert. Der Wortlaut.

Jürgen Hardt.

Foto: Büro Hardt

"Mit Heiner Geißler verliert Deutschland einen der brillantesten politischen Denker. Freunde wie politische Gegner haben seinen intellektuellen Scharfsinn bewundert und vor seiner Wortgewalt manchmal auch gezittert.

Ich habe Heiner Geißler im Jahr 1987 in meiner Funktion als Bundesvorsitzender des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) kennen gelernt. Er war damals CDU-Generalsekretär. Zu den für mich politisch prägendsten Erlebnissen zählt ein Auftritt gemeinsam mit Heiner Geißler am 10. Dezember 1987 zum Tag der Menschenrechte an der Universität in Frankfurt. Kurz zuvor war bei den Protesten gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens ein Polizist erschossen worden. Die Atmosphäre im prall gefüllten Hörsaal war aggressiv und gewaltgeladen.

Unser Auftritt gemeinsam mit dem frisch gewählten AStA-Vorsitzenden des RCDS wurde von Linken und Autonomen niedergeschrien. Im Hörsaal hing ein Transparent: ,Geißler in die Badewanne', in Anspielung auf den Tod des früheren Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel. Als der Leiter des Personenschutzes uns einen Zettel zuschob ,Rückzug nicht gesichert', rief Heiner Geißler zurück: ,Dann bleiben wir eben hier'.

Die Standfestigkeit in Fragen von Demokratie und Menschenrechten zeichnete Heiner Geißler sein Leben lang aus. Dabei scheute er auch den Konflikt mit politischen Freunden nicht, wie der Streit mit Franz-Josef Strauß über die Menschenrechtsverletzungen in der damaligen Diktatur Chile zeigt. Er war es auch, der chilenische Oppositionspolitiker nach Deutschland holte und ihnen öffentliche Auftritte möglich machte. Zwei von ihnen, Patricio Aylwin und Eduardo Frei, wurden später Präsidenten von Chile.

Seine Weitsicht und sein moralischer Kompass sollten für alle Politiker demokratischer Parteien ein Vorbild sein."