Wuppertaler Volunteer als "Weltbürger" "Die beste Zeit meines Lebens“
Wuppertal · Der Wuppertaler Milos Jovanovic war schon bei zahlreichen Großereignissen als ehrenamtlicher Helfer dabei — und pflegt nun Kontakte in die gesamte Welt.
Eigentlich war der Gedanke ein anderer. Als der Wuppertaler Milos Jovanovic 2002 von einer Kommilitonin an der Uni Düsseldorf erfuhr, dass sie sich als Volunteer für die Olympischen Spiele 2004 in Athen beworben hatte, dachte er sich: "Flug und Unterkunft wurden zwar nicht bezahlt. Aber ein Praktikum im Media Center kann ja nicht schaden." Zumal Jovanovic damals journalistisch tätig war.
Der Anruf kam tatsächlich. "Die Nummer mit der Vorwahl +30 kannte ich nicht. Dann aber habe ich mich daran erinnert, dass Serbien die+381 hat, also bin ich ran." Es war die Zusage aus Griechenland. Die Schwester eines Freundes, die in Athen lebt, lud ihn daraufhin ein, die Wohnung zu nutzen. "Den Schlüssel habe ich heute noch, sie wollte ihn nicht zurück, sondern sagte, dass ich sie immer haben kann, wenn ich in Athen bin. Einfach unglaublich."
Statt im Medienbereich landete der 37-Jährige in der Zuschauer-Betreuung. Ein Glücksfall. "In den Stadien habe ich so viele tolle Menschen kennen gelernt, war bei der Generalprobe für die Eröffnungsfeier dabei. Nicht nur bei der Abschlussfeier hatte ich eine Gänsehaut."
Die Athener waren hochgradig gastfreundlich. "Sie haben uns Volunteers immer eingeladen. Ich habe viele Freunde fürs Leben gefunden, aus Neuseeland, Portugal, Südafrika, überall." Und viele Sportler inklusive der Medaillengewinner getroffen. "Diese vier Wochen waren die beste Zeit meines Lebens. Ich hatte Blut geleckt — und Heimweh nach Olympia."
Und so kam es, dass Jovanovic, der Sportkurse an der Bergischen Uni gibt, auch zu den Winterspielen 2006 nach Turin fuhr. Dort lernte er zwar Stars wie Anne Friesinger, Georg Hackl und Sergej Bubka kennen, half Eiskunstläufer Jewgeni Pluschenko beim Wäschewaschen, doch die Euphorie kam nicht auf. "Das Olympische Dorf war nicht gut organisiert, es gab zu viele Volunteers — es fehlte einfach die Magie."
Anders als bei der Fußball-WM im selben Jahr in die Deutschland, kurz nach dem Ende des Studiums.. Dort hatte Jovanovic einen ganz großen Auftritt. Er durfte vor der Partie gegen Argentinien die rund 7.000 Fans aus Serbien und Montenegro in ihrer Heimatsprache begrüßen. "So etwas wirkt noch lange nach."
Es folgten unter anderem das internationale Jugendfestival EYOF 2007, die Universiade 2009 in Belgrad ("Eine schöne Zeit") und der Eurovision Song Contest 2011 in Düsseldorf, bei dem er als persönlicher Betreuer des bosnischen Sängers Dino Merlin fungierte — und dann eine Pause. "Rio hat mich nicht so interessiert, Vancouver hat zeitlich nicht gepasst." Die wissenschaftliche Laufbahn am Fraunhofer-Institut und die Geburt der beiden Kinder (2013 und 2016) erhielten Vorrang.
Nun aber hat sich Jovanovic entschieden, sich als ehrenamtlicher Helfer für die Winterspiele 2018 im südkoreanischen Pyeongchang zu bewerben. "Ich kann das jedem jungen Menschen nur empfehlen. Es hat mein Leben nachhaltig geprägt und mich internationalisiert. Man verdient zwar nichts, bekommt ein paar Geschenke wie eine Uhr oder einen Rucksack. Aber ich habe dafür viel, viel mehr erhalten."
Für die Volunteer-Uniform aus Athen hat er 1.200 Euro geboten bekommen — und dankend abgelehnt. Zu hoch ist der ideelle Wert." Und noch ist die "Karriere" ja auch noch nicht abgeschlossen: "Wer weiß, vielleicht haben ja auch später meine Kinder einmal Spaß daran!"