In der Leitstelle der Berufsfeuerwehr Mit Video: Die W-Fragen sind Vergangenheit
Wuppertal · Rund 145.000 Notrufe pro Jahr, also etwa 400 am Tag, treffen in der gemeinsamen Feuerwehr-Leitstelle der Städte Wuppertal und Solingen ein. Dort gibt es inzwischen ein neues System.
Früher sollten die Hilfesuchenden möglichst die fünf „W-Fragen“ (Wo ist das Ereignis? Wer ruft an? Was ist geschehen? Wie viele Betroffene? Warten auf Rückfragen!) berücksichtigen: Das gehöre inzwischen der Vergangenheit an, erklärt Disponent Timo Vollmer, der auch Ausbilder ist: „Der Anrufer braucht keine Angst zu haben.“ Vielmehr werde man in der Ausnahmesituation durch den Dialog geführt, dadurch beruhigt und mental „eingefangen“. Das Wichtigste sei zunächst das „Wo“.
Acht Disponentinnen und Disponenten arbeiten in der Leitstelle, die ihren Sitz in der Hauptfeuer- und Rettungswache an der Wuppertaler August-Bebel-Straße hat, im 24-Stunden-Dienst. „Es sind alles ausgebildete Feuerwehrleute, die auch Erfahrung im Rettungsdienst haben“, erklärt Oliver Wilkes, der Chef der Leitstelle. Die Ausbildung dauert acht Wochen und umfasst auch den wichtigen Bereich der Kommunikation. 80 Prozent der Anrufe beziehen sich auf medizinische Notlagen. Inklusive der Krankentransporte und der Sonderleitungen etwa für Polizei und Stadtwerke sind es 205.000 Gespräche pro Jahr.
„Auf der Leitstelle können wir bis zu 16 Notrufe parallel entgegennehmen“, so Wilkes. Die genaue Zahl sei abhängig von der Tages- beziehungsweise Nachtzeit und der entsprechenden Besetzung. Die Disponentinnen und Disponenten leiten den Einsatz ein – und können bei größeren Gefahrenlagen rasch weitere Kräfte aktivieren. Wichtig sei die Konzentration bei großem Aufkommen, aber auch die Technik mit kategorisierten Eingabefeldern im Computerprogramm und die Standort-Überwachung der Fahrzeuge helfe, ergänzt Vollmer. „Wählen Sie die 112 bei lebensbedrohlichen Erkrankungen oder wenn Sie selber das Gefühl haben, dass Sie gerade ganz akut und schnell Hilfe benötigen“, erklärt Wilkes.
Die 19 222 sei dagegen für Krankentransporte, die aber im Vorfeld kostentechnisch mit der Krankenkasse abgesprochen werden müssen. Und die 116 117? Das ist der kassenärztliche Notdienst, wenn die Hausärztin oder der Hausarzt – etwa am Wochenende – nicht im Dienst sind.
Zwei Tatsachen freuen Wilkes ganz besonders. Die Zahl der Fake-Anrufe, früher oftmals aus Neugier oder als Scherz von Kindern abgesetzt, sei stark zurückgegangen, seit die SIM-Karten der Handys aktiviert und registriert werden müssten. Und: „Es gibt auch Danksagungen.“ Etwa, wenn die Disponentin oder der Disponent einem Angehörigen mit Tipps zur Reanimation geholfen hat, bis der Rettungsdienst eingetroffen war.