Guter OB, schlechte Politik

Betr.: "Neulich... in der Stadthalle", Abschiedsrede des damaligen Oberbürgermeisters Peter Jung, Rundschau vom 7. Oktober

Der eher verhaltenen Würdigung der Ansprache des Oberbürgermeisters beim Tag der deutschen Einheit kann ich nicht zustimmen. Für mich war es eine hervorragende Rede, in der alles gesagt wurde und kein Wort zu viel. Jeder Satz hatte den richtigen Zungenschlag: In freier Rede war es ein beeindruckender, respektabler Abschied. Als Repräsentant der Stadt hat Peter Jung für das Ansehen Wuppertals geleistet.

Dagegen war die Politik, die unter seiner Führung veranstaltet wurde, eine einzige Katastrophe: Der Neubau der Schwebebahn war ein — nie aufgeklärtes — finanzielles Desaster: Kosten 650 Millionen bei veranschlagten 250 Millionen Euro.

Der Teilverkauf der Stadtwerke an GdF/Suez brachte der Stadt eine Teilbeteiligung am Kohlekraftwerk Wilhelmshaven. Der Kaufpreis kann abgeschrieben werden. Die Verluste sind nicht absehbar. Das Fuhlrott-Museum wurde geschlossen, die "Hoch"-Kultur blindwütig ruiniert.

Das geschichtliche Stadtbild in Elberfeld wurde und wird durch die Überbauung Morianstraße und die Betonierung des Döppersberges dauerhaft zerstört. Andere politische Fehlleistungen wie der Ikea-Homepark und die Bebauung des Carnaper Platzes mussten durch den Widerstand der Bürger verhindert werden.

Zu den drei in der Amtszeit des Oberbürgermeisters berufenen Dezernenten muss sich jeder Bürger eine eigene Meinung bilden.

Nicht zuletzt ist ja das städtische Haushaltsdefizit überwiegend in der Amtszeit von Oberbürgermeister Jung entstanden. Und der entschlossene Sparwille beruhte nicht auf einer politischen Entscheidung der Stadt, sondern wurde vom Land diktiert. Bevölkerungsrückgang und Verlust von Arbeitsplätzen konnten aufgehalten werden. Dies resultiert jedoch jedoch aus der positiven Konjunkturlage.

Der Leuchtturm des letzten Jahrzehnts, die Nordbahntrasse, entstand durch private Initiative.

Günter Schiller, Worringer Straße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)