„Kommerz ist nicht die Idee“ Loch und Löcher

Wuppertal · Bereits im März wurde im „Loch“ an der Bergstraße ein ganzes Wochenende lang zweijähriges Bestehen gefeiert. Die Besucher waren und sind die Schnittmenge aus Künstlern und Interessierten, aus Ehrenamtlichen und Neugierigen.

Foto: Max Höllwarth

„Kommerz ist nicht die Idee!“ Maik Ollhoff, Musiker, Veranstalter und kultureller Netzwerker, versucht, das Phänomen Loch zu erklären. Er war es, der mit einigen anderen beim Langen Tisch vor zehn Jahren den Deweerthschen Garten überaus erfolgreich bespielte. Er war es, der später den Begriff „Sommerloch“ kurzerhand zum Programm machte. Er war es, der nun wiederum mit zahlreichen Mitstreitern das Loch im ehemaligen „Bücherschiff“ ins Leben gerufen hat.

„Kreatives Kollektiv“ lautet vielleicht das Geheimnis des Erfolges – wobei im Loch eben nicht nur Künstler, sondern alle dem Kollektiv angehören. „Es ist eine Art Forum. Ein Raum zum Ausprobieren, Forschen und Entwickeln. Besucher werden nicht selten selber zu Akteuren.“ Der Begriff Begegnung wird hier groß geschrieben, „und das generationsübergreifend“, wie Maik Ollhoff betont, denn: „Das ist durchaus stadtgesellschaftlich relevant. Wir sind quasi ein soziokulturelles Zentrum. Und zwar eines, das durchaus bekannt ist für ein hochkarätiges, experimentelles und verrücktes Programm.“

Weit über Wuppertals Grenzen hinaus im Übrigen. Vor allem in der Jazzszene ist der Ruf bis in die Metropolen vorgedrungen: Im November 2018 wurde der Jazzclub gar mit dem höchstdotierten Bundesmusikpreis „Applaus“ ausgezeichnet. Musiker, Literaten und bildende Künstler nehmen gerne das Loch in die Liste der Veranstaltungsorte und Ausstellungsräume auf, nicht zuletzt wegen der hier vorherrschenden Philosophie: „Wir bieten absolut professionelle Rahmenbedingungen für Künstler. Das heißt auch, es wird prinzipiell Eintritt genommen. Kunst ist hier nicht Mittel zum Zweck!“

Beim Stichwort Geld drängt sich dann auch schon die Frage nach der Finanzierung auf. Wie funktioniert das alles? „Ehrenamtlich, bei sehr geringer Miete“, lautet die eigentlich wenig überraschende Antwort, die noch ergänzt wird: „Man stößt da aber an seine Grenzen. Das Loch benötigt unbedingt feste Stellen. Wer sonst soll all das auf dem Schirm haben?“

Maik Ollhoff allein jedenfalls auf keinen Fall, ist das Loch ja nur ein Projekt, an dem er mitwirkt. „Wir machen ja schon richtig viel. Egal ob Kommunikation, Vernetzung, der Blick auf die Szene. Schließlich sind wir hier absolut am Puls der Zeit. All das ist sehr zeitintensiv und funktioniert nicht im luftleeren Raum!“

Loch und Löcher also, was der sehr umtriebige Kulturarbeiter, der sich zum Beispiel Inspiration in der holländischen Clubkultur holt, klar formuliert: „Wir brauchen ein Bekenntnis zu diesem Ort! Festangestellte, die den Laden koordinieren.“ Er wisse, so Maik Ollhoff, dass man von Seiten der Stadt inhaltlich zum Loch stehe – aber: „Wir brauchen Planungssicherheit, eine Perspektive.“

Also Geld. Für einen besonderen Ort, mit einem besonderen Programm. Für einen gewissen Geist, der dahinter steckt. Für Stammgäste und Menschen, denen das Loch offenbar eine kunstvolle Heimat gibt und die auf Facebook Kommentare hinterlassen wie: „Man kann im Loch alleine sein, ohne alleine zu sein.“

Mit Kommerz hat das alles dann immer noch nichts zu tun.