Literarischer Salon Gesprächskultur wie bei „Zimmer frei!“

Wuppertal · Seit 2014 laden Katrina Schulz und Torsten Krug fünfmal im Jahr bekannte und nicht ganz so bekannte Autoren aus dem In- und Ausland in ihren "Literarischen Salon" im Café Ada ein. Die Abende sind mehr als eine Lesung.

Bei ihnen fühlen sich die Autoren immer willkommen: Torsten Krug und Katrina Schulz.

Foto: Höllwarth

Auch dank der ganz eigenen Art der Gastgeber.

Ein Literaturgespräch sollte es sein. Aber ein ganz besonderes. Nach Vorbild des "Literarischen Salons" in Köln, wo Navid Kermani und Guy Helminger seit vielen Jahren Schriftsteller in den Stadtgarten einladen, um mit ihnen über Bücher und Texte zu sprechen, aber auch, um mit ihnen Platten zu hören und Videos anzusehen. So etwas schwebte Torsten Krug vor, als er vor rund vier Jahren darüber nachdachte in Wuppertal eine eigene Literaturreihe zu initiieren. "Die Idee war, Literatur in ein schönes Umfeld zu setzen. Und das haben wir im Café Ada gefunden", erzählt Krug, der die Salon-Atmosphäre dort sehr schätzt.
Und da er die Autoren-Gespräche nicht alleine führen wollte, holte er Katrina Schulz mit dazu. Der Theaterregisseur und Autor und die Musikerin — zwei unterschiedliche Gastgeber, die sich dem Gast auf ganz verschiedene Art nähern. Und ja, das erinnert nicht ganz zufällig auch an das "Zimmer frei"-Duo Christine Westermann und Götz Alsmann. "Stimmt", sagt Krug, "ich mochte die Gesprächskultur in der Sendung. Bei uns sollte es ein bisschen so sein wie bei bei guten Partys, bei denen man sich immer in der Küche trifft und dort die besten Gespräche hat."

Und die Idee geht auf. Bei "Literatur auf der Insel" lesen die Gäste nicht nur aus ihren Büchern, sie erzählen auch von ihrem Schaffen, bringen fremde Texte oder Musik mit, die ihnen wichtig sind. Und nach der Pause können die Themen des Abends weiter vertieft werden — durch Fotos, Musik, einen Film oder im freien Gespräch. Neben namhaften Autoren aus dem In- und Ausland gibt es einmal im Jahr eine Ausgabe mit einem regionalen Autor. Immer wieder entstanden so in den vergangenen drei Jahren ganz besondere Momente. "Bei Gerbrand Bakker haben alle sieben Minuten lang andächtig der Musik von Richard Strauss gelauscht", erinnert sich die Musikerin. "Das ist heute noch einer meiner Lieblingsmomente!" Ein anderes Mal habe sie gemeinsam mit dem Gast um Fassung gerungen. Zwar erinnert sich die Tochter von Ursula und Hermann Schulz genau an den Auslöser: "Es war ein Thomas-Mann-Zitat aus ,Doktor Faustus', die Kretzschmar-Ausführungen über die Sonate op. 111 von Beethoven. Der Abschnitt: ,Wenn es aber zuende geht und indem es zuende geht' hat uns beide so angerührt, dass wir mit den Tränen gerungen haben." Wer aber dieser Gast war, das erinnert Schulz heute nicht mehr.

Überhaupt, die Gäste. Die können sich sehen lassen: Alissa Walser war schon da, Marica Bodrožic, Clemens Setz, Gerbrand Bakker, Bodo Kirchhoff, Peter Stamm und Hanns-Josef Ortheil auch. "Bei Ortheil waren rund 200 Leute da, das Ada platzte aus allen Nähten", erzählt Torsten Krug. "Das war eher ein Rockkonzert als eine Lesung."

Und wer sucht die Gäste aus? "Eigentlich Torsten", sagt Katrina Schulz. Der sei der Literaturexperte, sie als Musikerin eher die Stimme aus dem Volk. "Wir haben ganz andere Blickwinkel auf die Bücher", sagt die 53-Jährige. "Und ich lade prinzipiell alle ein, die ich spannend finde", erklärt Krug. Dass die Autoren auch alle der Einladung auf die "Insel" (Das türkische Ada heißt auf Deutsch Insel) folgen, das liegt, man muss es sagen, nicht zuletzt auch an der guten Gage, die die man ihnen anbieten kann. Denn unterstützt wird die Lesereihe von der Kunststiftung NRW, der Stadtsparkasse, der Jackstädt-Stiftung und dem Kulturbüro. Auch der Wuppertaler Autor Hermann Schulz als Mentor der Reihe dürfte maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben. Doch Geld hin oder Fürsprecher her, am Ende kommt es auch auf die Qualität der Gastgeber an. Und die haben bisher nur gutes Feedback erhalten: "Alle haben sich bei uns herzlich willkommen gefühlt!"