Alte Tradition der Hungertücher

In der Fastenzeit, die am Aschermittwoch (18. Februar 2015) beginnt, zeigt die Katholische Citykirche Wuppertal den Bilderzyklus "Abendessen" von Anke Büttner in St. Laurentius. Die Vernissage beginnt am Montag (23.

Februar 2015) um 14 Uhr in der Basilika.

Der Bilderzyklus "Abendessen" besteht aus vier Einzelbildern, die durch verbindende Elemente sowohl ein Ganzbild ergeben, aber auch für sich allein stehen. Der Bilderzyklus nimmt Bezug auf das letzte Abendmahl, das für Katholiken die Einsetzung der Eucharistie bedeutet. Jede Eucharistiefeier ist mehr als bloße Erinnerung; sie vergegenwärtigt dieses letzte Abendmahl, in dem das für das Christentum zentrale Ereignis von Kreuzestod und Auferstehung Jesu Christi gefeiert wird. Im gemeinsamen Mahlhalten ereignet sich die Gemeinschaft der Menschen mit Gott, die die Gemeinschaft der Menschen untereinander begründet, neu. Das Mahl als gemeinschaftsstiftendes Zeichen ist deshalb unaufgebbar; es bildet das Fundament der Kirche selbst.

Anke Büttner interpretiert in ihren Bildern diese Bedeutung des Mahles neu. Das wird schon im Titel deutlich, wenn nicht vom "Abendmahl", sondern moderner vom "Abendessen" die Rede ist. Gleichzeitig nimmt Anke Büttner die alte Tradition der Hungertücher auf. In der Tradition der römisch-katholischen Kirche wurden in der Fastenzeit die Altäre mit Hungertüchern verhüllt, um so auch die Augen zum Fasten zu führen. Die Liturgie wurde nur gehört, aber nicht gesehen. Am Karfreitag wurde an der Stelle, in der verkündet wird, dass im Moment des Todes Jesu der Vorhang im Tempel zerriss, das Hungertuch zerrissen, so dass an Ostern die Liturgie auch wieder gesehen wurde. In der Fastenzeit des Folgejahres wurde das Hungertuch dann wieder zusammengenäht und der Altar wieder verhüllt (hierher stammt auch der althochdeutsche Ausdruck "am Hungertuch nagen" — am Hungertuch nähen).