Gegen das Vergessen „Covidfighter“: Kampf für Alltagshelden

Wuppertal · Langsam kehren wir zur Normalität zurück, nehmen Routinen wieder auf und vergessen allzu schnell, was uns die vergangenen Wochen bewegt hat. Dem möchten die beiden Krankenpfleger André Günther, Spitzname Günni, und André Theisen mit einer besonderen Idee entgegenwirken.

Die Krankenpfleger André Theisen und André Günther machen mit ihren „Covidfighter“-T-Shirts auf systemrelevante Berufsgruppen aufmerksam.

Foto: Covidfighter

Der Wuppertaler Günther und der Haaner Theisen arbeiten beide als Fachpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin im Evangelischen Krankenhaus (EVK) Mettmann. Günther zurzeit auf der Intensivstation und damit in direktem Kontakt zu Covid-19-Patienten. Seinen Arbeitsalltag verbringt er in einem Ganzkörper-Schutzanzug und zusätzlich ausgestattet mit Maske, Schutzvisier oder Schutzbrille und Gummihandschuhen. Ziemlich nassgeschwitzt und ausgepowert schält er sich am Ende des Tages aus dem Gummi-Kokon.

Das Erlebte verarbeitet der Intensivpfleger in seiner Kunst und Malerei. So entstand nach einem besonders harten Arbeitstag, wie er sagt, das Bild des „Covidfighters“ (deutsch: Covid-Kämpfer): ein Mensch in gelber Schutzmontur, der mit hochgestreckter Faust und Beatmungsschlauch in der Hand mutig gegen Covid-19-Viren kämpft. Der 33-jährige Pfleger postete das Acrylgemälde auf seinem Instagram-Account und schickte es zusätzlich an seinen Kumpel André Theisen. „Ich fand es total cool und dachte mir, den Covidfighter könnten wir doch auch irgendwo drauf drucken“, erzählt der 44-Jährige.

Genau das haben die beiden Kollegen auch gemacht. Von der Leinwand losgelöst, landete der Kämpfer auf T-Shirts und Hoodies, verkauft werden die über den Shop alltagshelden-mit-herz.shop. Und damit der „Covidfighter“ neben seiner Symbolfunktion noch etwas Gutes bewirkt, gehen von jedem T-Shirt 2 Euro und von jedem Hoodie 3 Euro an die „Aktion Deutschland Hilft“, einem Bündnis, das sich unter anderem für Flüchtlinge engagiert.

André Günther mit dem Original-Bild des Covidfighter auf Leinwand.

Foto: Covidfighter

Wichtig ist den beiden Krankenpflegern aber in erster Linie die Botschaft, die hinter dem „Covidfighter“ steckt. „Wir dachten, es ist schön, wenn Menschen unsere Shirts tragen und andere sehen, dass da jemand ist, der einen systemrelevanten Beruf ausübt“, erklärt Theisen während einer 24-Stunden-Schicht im Krankenhaus am Telefon. Systemrelevant sind für Günther und Theisen nicht nur Krankenpfleger, sondern auch Feuerwehrleute, Verkäufer, Müllwerker und Mütter. Noch vor wenigen Wochen wurde jeden Abend für diese Menschen am offenen Fenster geklatscht, Gesundheitsminister Jens Spahn versprach Klinikpersonal eine Bonuszahlung von 1.500 Euro. „Aber bis jetzt ist noch kein Cent geflossen“, sagt Theisen. Für Günther, für Theisen und für all ihre Kollegen ist es wichtig, dass die Wertschätzung, die sie in den vergangenen Wochen aus der Gesellschaft erfahren haben, nicht vergessen, ja dass darauf vielleicht sogar aufgebaut wird und die Anerkennung sich in Zukunft im Gehalt widerspiegelt.

„Wir erleben immer wieder Menschen, die abwinken und sagen, Corona sei doch jetzt vorbei“, erzählt Theisen. Genau davor haben die beiden Krankenpfleger Angst, vor dem schnellen Vergessen des Virus’ und der Rolle, die systemrelevante Berufsgruppen während der Pandemie gespielt haben. „Die Botschaft des Covidfighters steht bei der Aktion im Vordergrund“, betont der 44-jährige. Dass sie dabei zusätzlich mit jedem verkauften Shirt die Initiative „Aktion Deutschland Hilft“ unterstützen, ist ein netter Bonus.