Corona-Pandemie Suchthilfe in besonders schwierigen Zeiten

Wuppertal · Das Blaue Kreuz Deutschland, das sein Hauptgeschäftsstelle in Wuppertal hat, stellt angesichts der besonderen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf digital um. Es bietet eine umfangreiche Telefonberatung an und unterstützt Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen mit Online-Tools.

Jürgen Paschke, Bundesvorsitzender des Blauen Kreuzes in Deutschland.

Foto: BKD

Die Corona-Pandemie stellt die Suchthilfe vor ganz neue Herausforderungen. Selbsthilfegruppen können nicht in gewohnter Art und Weise zu ihren wöchentlichen Treffen einladen, Beratungsstellen müssen den Publikumsverkehr einstellen, Kliniken und sozialtherapeutische Einrichtungen sind gezwungen, verstärkt Maßnahmen zu ergreifen, um suchtkranke Bewohnerinnen und Bewohner, Klientinnen und Klienten sowie Mitarbeitende zu schützen. Das Blaue Kreuz möchte Hilfesuchende weiter unterstützen und bietet deshalb verstärkt Telefon- und Onlineberatung an.

Die Corona-Pandemie schafft ein ideales Umfeld für Suchtmittelmissbrauch: Angst vor dem Unbekannten, fehlende Unterstützung, Isolation, finanzielle Unsicherheit und Langeweile begünstigen den Griff zum Suchtmittel. Das Kontaktverbot zwingt Menschen, mehr als sonst zu Hause zu bleiben. In einem harmonischen Umfeld, kein Problem. Doch was ist mit Suchtkranken, ihren Angehörigen oder denjenigen, die gerade versuchen, von ihrer Sucht wegzukommen? Was ist mit Spielsüchtigen oder Suchtgefährdeten, die nun noch mehr als sonst vor dem Computer, Smartphone oder in den Sozialen Medien mit diffusen Angstmeldungen hängen? Der Griff zur Flasche, der nächste Klick zum Online-Casino oder der nächste Schuss scheinen verlockend. Die Gefahr für Suchtkranke, in dieser neuen Situation in alte Muster zu verfallen, ist gewaltig. Das Blaue Kreuz möchte gefährdete und von Sucht betroffene Menschen sowie Angehörige nicht alleine lassen und helfen, Rückfällen vorzubeugen.

Mit 31 Beratungsstellen und über 1.050 Gruppen- und Vereinsangeboten ist das Blaue Kreuz an über 360 Standorten in Deutschland vertreten, um von Sucht betroffene Menschen und ihre Angehörigen zu unterstützen. Auch wenn Beratungsstellen für den Publikumsverkehr und Face-to-Face-Gespräche geschlossen sind, wird das Beratungsangebot weiter aufrechterhalten und digital oder telefonisch angeboten. Ist ein Klientenkontakt unbedingt notwendig, wird abgeklärt, ob die Person gesund ist. Wenn möglich werden die Gespräche dann im Freien bei einem Spaziergang durchgeführt.

„Wir wollen unsere suchtkranken Freunde gerade jetzt in ihren Spannungen nicht allein lassen. Wir stehen an ihrer Seite, um die erreichten positiven Entwicklungen beim Bewältigen ihrer Sucht zu sichern und gemeinsam Perspektiven für ihre nahe Zukunft zu entwickeln“, sagt Jürgen Paschke, Bundesvorsitzender des Blauen Kreuzes in Deutschland. „Nachvollziehbare Ängste sollen sie nicht in die Arme der falschen Tröster und Problembewältiger treiben. Stattdessen gilt es, gemeinsam Bewältigungsstrategien zu entwickeln und sich in dieser herausfordernden Zeit gegenseitig zu unterstützen.“

Die Gruppenleitenden und alle Verantwortungsträger sind im Sinne der Selbsthilfe für die Aufsicht der Einhaltung der Erlässe zuständig. In vielen Gruppen haben sich bereits Telefonketten, WhatsApp-Gruppen, Gespräche über Facetime und andere Medien gebildet. Das Blaue Kreuz hat einen Koordinierungsstab eingesetzt, der täglich die aktuelle Situation bewertet und über notwendige Maßnahmen informiert. Über Sonder-Newsletter, den internen Login-Bereich und Social Media fließen wichtige Informationen. Auch werden Fragen über einen neuen FAQ-Bereich auf der Homepage www.blaues-kreuz.de beantwortet.

Die Bundeszentrale ist weiterhin sowohl telefonisch als auch per E-Mail zwischen 8 und 16.30 Uhr erreichbar. Die einzelnen Arbeitsbereiche werden mit einer stark reduzierten Besetzung weitergeführt. Auch ein Servicetelefon für Ehrenamtliche unter der Nummer 0202/62003-45 steht zur Verfügung.