Gesperrter Beitrag Medienprojekt klagt gegen YouTube

Wuppertal · Das Medienprojekt Wuppertal protestiert bei YouTube gegen die Sperrung seines politischen Bildungsfilms „Misstrauisch“ über die Corona-Mahnwachen am 18. Dezember 2021 in Wuppertal. Es fordert das Unternehmen auf, „den Film so schnell wie möglich wieder freischalten“. Gleichzeitig kündigt das Medienprojekt rechtliche Schritte an.

Das Logo des Wuppertaler Medienprojekts.

Foto: Medienprojekt

„Schon die Inhaltsbeschreibung des Films bei Youtube beschreibt den aufklärerischen Blickwinkel des Kurzfilms: ,Misstrauisch‘. Am 18. Dezember 2021 versammelten sich am Geschwister-Scholl-Platz in Wuppertal in einer ,Mahnwache‘ mit Grablichtern Gegner der Corona-Maßnahmen, darunter Impfgegnerinnen und -gegner, Demokratieskeptikerinnen und -skepktiker, Querdenkerinnen und -denker, Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretiker und Rechtsextreme, die ihre antidemokratischen Meinungen in Redebeiträgen und Interviews äußerten. Das Wuppertaler ,Bündnis gegen Nazis‘ rief deswegen zum Gegenprotest auf. Dabei spricht auch der Wuppertaler SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh deutlich Worte. Eine Reportage zur politischen Bildung von jungen Filmemacherinnen und vom Medienprojekt Wuppertal“, so das Medienprojekt.

Und weiter: „Das Medienprojekt Wuppertal ist ein gemeinnütziger Verein und wird als freier Träger der Jugendhilfe unter anderem vom Wuppertaler Jugendamt und vom Bundesland Nordrhein-Westfalen gefördert. Die pädagogische Einrichtung produziert mit jungen Menschen Filme zur politischen Bildung. Auch dieser von YouTube aktuell kritisierte Film ,Misstrauisch‘ wurde gefördert im Kinder- und Jugendförderplan des Landes NRW als Projekt zur politischen Bildung und Wertebildung.“

Ein Interviewpartner der Dokumentation sei unter anderem der Wuppertaler Bundestagsabgeordnete Helge Lindh (SPD), der sich klar gegen Kommentare von Impfverweigerern und medizinische Fehlinformation stelle. „Die Kommentare der Corona-Protestteilnehmer spiegeln nicht die Meinung des Films, der Filmemacher oder unserer Filmeinrichtung als Filmproduzenten wider, sondern dienen im Film als Zitate zur kritischen Reflexion und Aufklärung. Kommentare, die zu medizinischen Fehlinformationen führen könnten, werden durch kritische Kommentare der Gegenseite entkräftet. Zur inhaltlichen Bewertung des Films auf eine mögliche gefährdende oder aufklärerische Wirkung auf Zuschauende muss man diesen in seiner Gesamtheit der Aussage sehen und nicht einzelne Zitate fehldeuten“, so die Kritik des Medienprojekts an YouTube.

Das Medienprojekt Wuppertal ist nach eigenen Angaben „die größte und bedeutendste Nachwuchsfilmeinrichtung in Deutschland“. Sie wurde in den letzten Jahren für die besondere Qualität seiner filmischen Arbeit immer wieder ausgezeichnet: „In diesem Jahr wurde das Medienprojekt Wuppertal u.a. mit dem Bundes-Schülerfilmpreis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und dem Deutschen Jugendfilmpreis des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für politische Bildungsfilme ausgezeichnet.“

„Wir sehen den Film ausdrücklich als sinnvoll für die politische Bildung und Jugendbildung auch in Bezug auf den Corona-Diskurs und sehen in ihm ein sinnvolles aufklärerisches Medium, welches der grundgesetzlich geschützten Pressefreiheitsrecht entspricht. Da der Film in seiner Gesamtaussage konstruktiv-kritisch und aufklärerisch im Corona-Kontext ist, entspricht er auch natürlich den Maßstäben von YouTube“, so das Medienprojekt. „Auf ihrem Telegram-Kanal freuen sich schon Teilnehmerinnen und der Mahnwache hämisch über die YouTube-Sperrung des kritischen Films.“

Nach der Sperrung des Films 20 Minuten nach der Veröffentlichung am 22. Dezember 2021 habe YouTube geschrieben: „Hallo Medienprojekt Wuppertal, unser Team hat deine Inhalte geprüft und leider festgestellt, dass sie gegen unsere Richtlinien zu medizinischen Fehlinformationen verstoßen. Die folgenden Inhalte wurden von YouTube entfernt: Video: Misstrauisch. Wir können verstehen, wenn du deswegen jetzt möglicherweise enttäuscht bist. Wichtig ist uns dabei aber vor allem, dass YouTube eine sichere Plattform für alle Nutzer ist. Deshalb löschen wir Inhalte, die gegen unsere Richtlinien verstoßen. Wenn du der Meinung bist, dass es sich hierbei um einen Irrtum handelt, kannst du Beschwerde einlegen und wir prüfen den Fall noch einmal. Wie verstoßen deine Inhalte gegen die Richtlinien? Inhalte, in denen der Nutzen des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder von lokalen Gesundheitsbehörden empfohlenen Social Distancing oder der Selbstisolation ausdrücklich infrage gestellt wird und die dazu führen könnten, dass Menschen sich nicht an diese Empfehlungen halten, sind auf YouTube nicht erlaubt.“

Das Medienprojekt hat umgehend Widerspruch bei YouTube eingelegt. Die Sperrung werde auch nach einer zweiten Prüfung weiter aufrechterhalten mit der Begründung. „Nachdem wir uns den Inhalt noch einmal angesehen haben, sind wir auch diesmal zu dem Ergebnis gekommen, dass er gegen unsere Richtlinien zu medizinischen Fehlinformationen verstößt. Wir können verstehen, wenn du deswegen jetzt enttäuscht bist. Wichtig ist uns dabei aber vor allem, dass YouTube eine sichere Plattform für alle Nutzer ist. Das Video wird nicht auf Youtube reaktiviert.“

Das Medienprojekt Wuppertal hat sich nun ein weiteres Mal an Youtube gewendet und will nun rechtlich gegen die Sperrung vorgehen.