Kritik von DGB und GEW Wuppertal Vor dem Schulstart: „Schlüssiges Konzept fehlt“

Wuppertal · Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisieren, dass ein „schlüssiges, pädagogisches Konzept“ zur Wiederaufnahme des Unterrichts fehle, „das die Defizite aus dem abgelaufenen Schuljahr auffängt und den absehbaren Unterrichtsausfall im neuen Schuljahr ausreichend berücksichtigt“.

Das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium auf dem Johannisberg (Symbolbild).

Foto: Wuppertaler Rundschau

Durch die Corona-Krise träten die „gravierenden Versäumnisse der Schulpolitik der letzten Jahre noch deutlicher zum Vorschein“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme: „Wie sollen die Schulen überhaupt einen vernünftigen Regelbetrieb unter Corona-Bedingungen gewährleisten? Das würden sich derzeit viele Kolleginnen und Kollegen an den Schulen fragen. Sie seien es, die den Unterricht unter Realbedingungen stemmen müssten.“

Der von Schulminister Gebauer erhoffte angepasste „Unterricht nach Stundentafel und in Präsenz“ scheitere an den nicht zur Verfügung gestellten Hilfsmittel: „Schon der Schulstart in ,normalen‘ Zeiten in den vergangenen Jahren war nie einfach: Anhaltender Lehrkräftemangel, schlechte Hygienesituation und mangelhafter Bauzustand vieler Schulgebäude, ganz zu schweigen von der schon längst überfälligen Digitalisierung der Schulen!“ Es stelle sich zudem die Frage, „was in diesem Schuljahr wirklich inhaltlich geleistet werden kann, zumal es ja häufig noch versäumten Lernstoff aus dem letzten Schuljahr“ gebe. Dafür liefere das Ministerium „nur schnell zusammengeschusterte Broschüren mit wenig hilfreichen Botschaften. Zitat: ,Stellen sie erst einmal fest, wie viel Personal an ihrer Schule zur Verfügung steht …‘.“

„Die angekündigten kurzfristigen Maßnahmen zur Verbesserung der Personalsituation sind reine Augenwischerei!“, so Richard Voß von der GEW Wuppertal. Schon lange fordere die GEW von der Landesregierung umfassende und wirkungsvolle Maßnahmen gegen den anhaltenden Lehrkräftemangel. Noch immer fehlten ausreichend Studienplätze, halte der Numerus Clausus Studienanfängerinnen und -anfänger ab. Da für den Bereich der Sekundarstufe II ein Überangebot von Lehrkräften bestehe, müsse „die Landesregierung ihr halbherziges Handeln aufgeben und echte Anreize dafür setzen, bereits ausgebildete und künftige Lehrkräfte für die Grundschule und die Sekundarstufe I langfristig zu gewinnen“.

Das könne aber nur gelingen, „wenn endlich die gleiche Bezahlung für alle Schulstufen eingeführt wird, wie in vielen anderen Bundesländern bereits geschehen“. Stattdessen setze die Schulministerin vor allem auf vorübergehende Mehrarbeit der Lehrkräfte, wolle die Referendare zu weiteren Zusatzstunden animieren, noch mehr Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger ohne Lehrerausbildung gewinnen. Lehrkräfte der Sekundarstufe II sollten kurzfristig aushelfen. Dies sei „ein hilfloses Konzept“.

Das gelte auch für die Digitalisierung. Erst die Corona-Pandemie habe die Landesregierung aus ihrem „Dornröschenschlaf“ geholt: „Auf einmal ist die Ausstattung mit digitalen Endgeräten möglich, ein Schritt, den die Gewerkschaften lange gefordert haben. Aber jetzt nur für Millionenbeträge Endgeräte anzuschaffen, macht noch lange keinen guten Unterricht und auch keinen vernünftigen Unterricht im Homeschooling“. Guido Grüning vom Wuppertaler DGB: „Hier wird wieder zu kurzfristig gedacht! Jedermann weiß, wie anfällig Technik ist. Die aufwändige Wartung kann nicht auf die Schulen abgewälzt werden, aber auch nicht auf die klammen Kommunen. Das Land muss unverzüglich mit zusätzlichen Finanzmitteln auch das Wartungsproblem lösen.“

DGB und GEW in Wuppertal fordern NRW-Schulministerin Gebauer auf, den Worten auch Taten folgen zu lassen: „Schulen brauchen Rückendeckung, wenn sie individuelle Lösungen finden müssen – zum Beispiel wegen des absehbaren Lehrkräftemangels oder der räumlichen Voraussetzungen. Wir brauchen für die Schulen endlich eine gute und funktionierende Infrastruktur, gut ausgebildete Lehrkräfte, passende technische Ausstattung und zukunftsweisende Konzepte.“