Wie fühlt sich ein Besuch im Fitnessstudio an? Training zwischen Atemnot und Hygienewänden
Wuppertal · Sport und Corona, das ist ja so eine Sache. Nachdem ich mich nach fast zwei Monaten Lockdown gerade an meine Homeworkout-Routine gewöhnt hatte, öffneten just in dem Moment die Fitnessstudios wieder. Und ein bisschen kitzelt es mich ja schon, trotz Maskenpflicht in die heiligen Hallen der schwitzenden Pumper zurückzukehren.
Die ersten Wochen waren schwierig, doch mittlerweile macht es mich glücklich, auf der Nordbahntrasse zu joggen, einen Podcast im Ohr, und anschließend im Wohnzimmer noch ein paar Kraftübungen dranzuhängen. Ich gebe zu, neben dem Sofa, das mit Versprechen von spannenden Romanlektüren und einem gemütlichen Fernsehabend lockt, fällt das Training nicht ganz so intensiv aus wie im Studio. Aber was macht das schon in einer Zeit, in der alle etwas gemütlicher werden?
Seit letzter Woche darf jetzt allerdings wieder im Fitnessstudio trainiert werden, und meine Workout-Routine gerät ins Wanken. Kehre ich zurück an die Geräte? Als ich dann hörte, dass in meinem Studio Maskenpflicht gilt, stand der Entschluss für mich fest: Nein! Kein Training mit Maske! Ich muss mich an der Supermarktkasse schon immer stark konzentrieren, nicht zu hyperventilieren. Wie soll ich da mit Maske im Gesicht keuchend Sport treiben?
Aber irgendwie kitzelt es mich dann doch. Mal wieder Sport in einer Umgebung, in der alle nur zu diesem Zweck hergekommen sind, pusht mich mehr, als das heimische Sofas als demotivierender Trainingspartner. Also probiere ich es aus und kehre trotz Maskenpflicht und geschlossenen Umkleiden in mein Studio zurück. Bereits in voller Montur, mit Handtuch und Wasserflasche in der Hand, werde ich am Eingang aufgefordert, mir die Hände zu desinfizieren. Schnell Maske auf, dann strebe ich zu den Cardiogeräten. Da jeder zweite Crosstrainer abgesperrt ist, darf ich hier erstmal die Maske von Gesicht ziehen. Beim Aufwärmen habe ich Zeit, meinen Blick durchs Studio schweifen zu lassen. Einige Geräte sind abgesperrt, zwischen anderen wurden sogenannte „Hygienewände“ aufgebraut, damit man sich beim Pumpen nicht zu nahekommt. Wer an einem Gerät sitzt, kann die Gesichtsmaske abnehmen, wer sich durch den Raum bewegt, muss sie wieder aufziehen. Das bringt es allerdings mit sich, dass ich mir ständig ins Gesicht fasse und am Ende entscheide, die Maske einfach auflasse. Bekomme ich ein Gefühl von Atemnot, lege ich die Nase frei. Wirklich gut besucht ist das Studio nicht.
Neben mir sind vielleicht noch zehn andere Sportler da, eher ungewöhnlich für die Tageszeit. Der Mattenbereich ist abgeräumt, das Benutzen der Matte scheint wohl zu unhygienisch, das Anfassen der Geräte allerdings nicht. Um die Griffe nach jedem Training zu desinfizieren, fehlt es an bereitgestelltem Desinfektionszeug. Auch wenn es sich gut anfühlt, wieder zurück zu sein zwischen all den schwitzenden und stöhnenden Menschen (ich kann absolut nachvollziehen, wenn das nicht jeder versteht), erlebe ich die Stimmung doch irgendwie gedrückt. Jeder wirft sich verstohlene Blicke zu: Trägt der andere auch Maske? Was treibt ihn trotz Corona ins Studio?
Der Trainer gibt sein Bestes, gute Laune zu verbreiten und begrüßt jeden seiner Studiogäste mit einem fast schon zu überschwänglichen „Hallo, schön dich zu sehen!“. Die Trainingszeit ist auf maximal 90 Minuten begrenzt, ich verlasse schon nach 60 Minuten das Studio, die Übungen auf der Matte kann ich ja sowieso nicht machen. Draußen an der frischen Luft und befreit von der Gesichtsmaske, resümiere ich für mich, dass es mir zwar schon gefehlt hat, so richtig wie früher fühlt es sich aber bei Weitem noch nicht an.