Veranstaltungsreihe der Begegnungsstätte Alte Synagoge "Nazi-Jägerin" Klarsfeld zu Gast in Wuppertal

Wuppertal / Paris · Die Begegnungsstätte Alte Synagoge in Wuppertal erinnert im Herbst 2016 mit prominenten Referenten an den 70. Jahrestag der "Nürnberger Prozesse".

Beate und Serge Klarsfeld.

Foto: AFP

Vor wenigen Tagen ist vor dem Landgericht Detmold das Urteil gegen einen ehemaligen SS-Wachmann im Vernichtungslager Auschwitz gesprochen worden. Begonnen hat die juristische Ahndung von nationalsozialistischen Gewaltverbrechen vor 75 Jahren — mit dem Urteil von Nürnberg am 1. Oktober 1946 gegen 24 Angehörige der NS-Führungsspitze, u.a. Hermann Göring, Rudolf Heß und Albert Speer.

Norbert Frei.

Foto: Norbert Frei

Die Begegnungsstätte Alte Synagoge organisiert aus diesem Anlass eine Veranstaltungsreihe im Herbst 2016 mit Vorträgen, Lesungen, Gesprächen und Filmvorführungen. Kooperationspartner sind die Bergische VHS, das Katholische Bildungswerk und Arbeit & Leben Berg-Mark. Die Reihe wird von der Landeszentrale für politische Bildung NRW gefördert.

Die Begegnungsstätte hat prominente Experten und Zeitzeugen für die von ihr konzipierte Veranstaltungsreihe gewinnen können. Den Eröffnungsvortrag am 3. November bestreitet Prof. Dr. Norbert Frei (Jena), einer der renommiertesten deutschen Zeithistoriker. Zugesagt hat auch Oberstaatsanwalt Andreas Brendel, Leiter der "Zentralstelle" für die Bearbeitung von NS-Massenverbrechen in NRW. Brendel war Anklagevertreter im Detmolder Auschwitz-Prozess.

"Besonders freuen wir uns, dass auch Beate Klarsfeld nach Wuppertal kommen will", so Dr. Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungsstätte. Die in Paris lebende "Nazi-Jägerin" wird über ihre 2015 mit ihrem Ehemann Serge Klarsfeld veröffentlichte Autobiografie sprechen. Bekannt wurde die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes durch ihre spektakuläre Ohrfeige, die sie 1968 dem früheren Bundeskanzler und einstigem NS-Propagandisten Kiesinger verpasste. Große Verdienste erwarben sich die Klarsfelds durch ihr unermüdliches Aufspüren von NS-Tätern.

Im Mittelpunkt der Reihe "Geschichte vor Ort" stehen NS-Prozesse und die in diesen Verfahren angeklagten NS-Täter. Einige von ihnen stammten aus Wuppertal und haben nach dem Krieg Karriere gemacht. Die Veranstalter fragen, wie Politik und Gesellschaft auf die NS-Prozesse reagiert haben, ob die Strafermittler bei ihrer Arbeit unterstützt oder eher behindert worden sind und welche Rolle NS-Prozesse einer kritischen Selbstaufklärung der deutschen Gesellschaft spielten.