Bis September 2024 Baustelle lähmt Praxisbetrieb in der Müggenburg

Wuppertal · Wegen Kanalarbeiten der Stadtwerke ist die Müggenburg seit Monaten gesperrt und wird das auch noch lange bleiben. Das sorgt nicht nur für lange Staus in Wichlinghausen, sondern bringt auch eine Physiotherapie-Praxis und ihre Patienten in Not.

Jacqueline Döring vor ihrer Praxis in der Müggenburg – im Hintergrund die stillgelegte Bushaltestelle.

Foto: Simone Bahrmann

Jacqueline Döring hatte gerade erst umfangreich in ihre „Physiotherapie Müggenburg“ investiert, um für ihr 14-köpfiges Team und die Patienten noch bessere Bedingungen zu schaffen, als sie im Januar von einem Schreiben der Stadtwerke überrascht wurde: Es war die Mitteilung darüber, dass die Müggenburg wegen der Erneuerung von Versorgungsleitungen mehr als ein Jahr lang voll gesperrt werden muss.

„Und zwar mit nur sieben Tagen Vorlauf“, erinnert sich Döring, die daraufhin alle Hände voll zu tun hatte, ihren großen Patientenkreis über die Folgen zu informieren, Denn im Zuge der Sperrung wurde auch die Bushaltestelle direkt vor der Tür der Praxis stillgelegt. Der nächste ÖPNV-Halt ist seitdem mehr als 500 Meter weit entfernt.

„Für ältere und gehbehinderte Patienten und Menschen in der postoperativen Behandlung ist das nicht zu schaffen. Und Taxis sind für die meisten zu teuer“, erklärt sie das nun schon seit einem halben Jahr akute Problem, das sie auch in einem Schreiben an den städtischen Seniorenbeirat thematisierte.

Döring: „Es geht dabei ja nicht nur um massiv rückläufige Umsätze bei mir, sondern auch um eine echte Lücke in der Gesundheitsversorgung älterer Menschen.“ Zukünftig solle dies bei Planungen von Baustellen dieser Größe berücksichtigt werden, schrieb der Beirat daraufhin den Stadtwerken ins Pflichtenheft – was aber die aktuelle Situation nicht auflöst.

Zumal Jacqueline Döring die Erfahrung gemacht hat, dass die Sperrschilder an der Einfahrt in die Müggenburg auch motorisierte Patienten abhalten, überhaupt noch in die Straße einzubiegen. In Eigeninitiative hat sie hier bereits ein Hinweisschild auf die freie Zufahrt zur Praxis installiert. Für zusätzlichen Unmut sorgte die Tatsache, dass die Baustelle nach ihren Beobachtungen im Sommer wochenlang ruhte.

Auf Rundschau-Nachfrage bestätigt Stadtwerke-Sprecher Rainer Friedrich, dass es tatsächlich eine zweiwöchige Arbeitsunterbrechung gab, da keine Elektriker für die Umbindung von Hausanschlüssen verfügbar waren. Nach aktuellem Stand werde der laufende Bauabschnitt zwischen Gennebreck und Tütersburg voraussichtlich in rund vier Wochen abgeschlossen. Dann folge der zweite Bauabschnitt zwischen Tütersburg und Stollenstraße, an dem bis Ende des Jahres gearbeitet werde.

Problem hier wie auch beim ersten Bauabschnitt laut Friedrich: „Der Kanal liegt mittig unter der Straße und es gibt Abstandsregeln für den Baubereich vom Straßenverkehr. Wegen der Bausicherheit muss dafür die Straße komplett gesperrt werden.“ Deshalb sei auch eine Ampellösung, mit der man den Busverkehr hätte aufrechterhalten können und die sich auch Jacqueline Döring gewünscht hätte, nicht realisierbar gewesen.

Ändern könnte sich das beim auch noch anstehenden dritten Step des Marathon-Projekts. „Dann arbeiten wir an Strom-, Gas- und Wasserleitungen. Da hier die Leitungs-Trassen anders verlaufen, werden wir prüfen, ob der Straßenabschnitt dann als Einbahnstraße einspurig befahren werden kann. Dies wäre dann ab etwa Anfang kommenden Jahres der Fall“, so Friedrich. Die Gesamtmaßnahme werde wohl bis September 2024 dauern.

Länger als geplant, weil sich die Stadt unterdessen entschieden habe, im Zuge der Maßnahme einen Straßenvollausbau durchzuführen. In Wichlinghausen brauchen also nicht nur Jacqueline Döring und ihre Patienten noch ganz viel Geduld ...