BürgerBahnhof feiert Jubiläum "Ungewöhnliche Konzerte - das ist unser Ding"
Wuppertal · In diesem Jahr feiert der BürgerBahnhof Vohwinkel sein 10 jähriges Jubiläum — zehn Jahre voller Musik und Kultur, in denen sich der alte Bahnhof zum Dreh- und Angelpunkt der Vohwinkeler Kulturlandschaft entwickelt hat.
Gefeiert wird der runde Geburtstag nicht im großen Stil, sondern bescheiden, dem BürgerBahnhof und seinem Flair angemessen. "Wir sind nicht so die Leute, die gerne über sich sprechen", erklärt Uli Kopka, einer der Hauptakteure des Projekts BürgerBahnhof Vohwinkel. "Wir feiern das Jubiläum lieber mit ungewöhnlichen Konzerten. Das ist unser Ding."
Und ungewöhnlich wird es auf jeden Fall: Das erste Jubiläumskonzert findet am 8. Juni mit der belgischen Folk-Band "WÖR" statt, und zwar in der Schalterhalle bei laufendem Bahnbetrieb. "Das gibt es sonst nirgendwo", betont Kopka das außergewöhnliche Konzertambiente. Was ihm dabei besonders gefällt: "Konzerte in der Schalterhalle führen immer zu ungewöhnlichen Begegnungen. Die Menschen laufen zwangsläufig daran vorbei, und manche bleiben dann einfach stehen und hören zu." Direkt am nächsten Tag geht es dann auch im selben "Konzertsaal" weiter, mit "Bach im Bahnhof" und dem weltberühmten Cellisten Alban Gerhardt. "Sonntag und Montag spielt Alban Gerhardt mit dem Sinfonieorchester in der Historischen Stadthalle, und vorab am Samstag, 9. Juni, kommt er zu uns", freut sich Kopka über den Besuch des Weltstars.
Ende Juni geht es weiter mit den Jubiläums-Feierlichkeiten, und zwar unter freiem Himmel im Hof. Am 29. Juni rockt die Vohwinkeler Cover-Band "Route B7" den Hinterhof des alten Bahnhofs und am Sonntag, 1. Juli kommen "Seatown Seven" mit Swing und Jazz und einem Bandleader, der schon weit über 80 Jahre alt ist. "Da steckt der Swing einfach in den Knochen", kommentiert Uli Kopka. Nach den "Betriebsferien" im August folgen dann Konzerte im Zuge der Veranstaltungen Viertelklang und Wuppertal 24h live.
Nach zehn Jahren ist der BürgerBahnhof mit seinem Kulturprogramm fest im Stadtteil verankert. Anlässlich des Jubiläums wagt Uli Kopka einen Blick zurück und gibt einen Einblick in die Anfänge des Kunst- und Kulturprojekts. "Eine kleine Gruppe Vohwinkeler-Bahnliebhaber hat sich damals getroffen, um etwas zum 100-jährigen Jubiläum des Gebäudes zu organisieren", erzählt er. Das war im Jahr 2008.
Um eine Nutzungsgenehmigung für einige Räume des Bahnhofs zu erhalten, wandten sich die Akteure an die Bahn — und stießen dort auf einen begeisterten Ansprechpartner. Für weitere Unterstützung bei der Organisation und Finanzierung ihrer Veranstaltung fragten die Ehrenamtlichen den Bürgerverein Vohwinkel um Hilfe — "Und der ist bis heute unsere Mutter", so Kopka. Am Wochenende von Wuppertal 24h live wurde dann schließlich gefeiert, mit Musik von lokalen Chören und einer Filmvorführung in Kooperation mit "Movie in Motion" von Mark Tykwer. "Das alles war so ein durchschlagender Erfolg dass die Leute zu uns kamen und fragten: 'Und das soll es jetzt gewesen sein?‘", erinnert sich Uli Kopka.
Als sich immer mehr Leute bei den Akteuren meldeten, um für weitere Veranstaltungen ihre Hilfe anzubieten, traten die Ehrenamtlichen mit der Bahn in Verhandlung. "Für ein regelmäßiges Kulturprogramm wollten wir auch eine feste Anlaufstelle im Bahnhof haben", erzählt Kopka. Relativ unproblematisch bekam das Team kostenfrei seine jetzigen Räume gestellt — und als Gegenzug? "Müssen wir ab und zu mal einen Handwerker reinlassen. Eben ein Geben und Nehmen." Mittlerweile haben sich die Räume links neben dem Bahnhofseingang richtig gemausert. Eine Küchenzeile ist hinzugekommen, einige Stehtische und im hinteren Raum, dem 'Konzertsaal‘, befindet sich eine Bühne und professionelles Equipment.
Unbestuhlt finden bis zu 100 Leute Platz in dem Saal, mit Bestuhlung rund 80 Zuhörer. "Seit September 2010 stellen wir ein regelmäßiges Programm auf die Beine, mit ungefähr fünf Veranstaltungen im Monat", erklärt Kopka. Und nicht nur das: Die sogenannten "Bahnhofsversteher" — insgesamt 18 Ehrenamtliche — kümmern sich auch um den Bahnhof an sich, installieren Fahrradständer und haben eine digitale Anzeigetafel mit allen Zugfahrzeiten in ihr Schaufenster gehängt. "Wie auf den großen Bahnhöfen", sagt Kopka. Auch der BürgerBahnhof als 'Anlaufstelle‘ wird von den Vohwinkelern immer wieder wahrgenommen: "Wir haben zwar keine offiziellen Öffnungszeiten, aber wenn wir hier sind, kommen die Leute mit ihren Problemen und Beschwerden rund um den Bahnhof zu uns."
Für das ganze ehrenamtliche Engagement der "Bahnhofsversteher" gab es zu Beginn des Jahres eine kleine Anerkennung von Seiten der Stadt. Das Projekt erhält eine einmalige Förderung im Wert von 5.000 Euro. "Das klingt zwar nicht viel, ist es für uns aber", sagt Bahnhofsversteher Uli Kopka. Die ganze Organisation habe mittlerweile solche Dimensionen angenommen, dass sie ehrenamtlich fast nicht mehr zu stemmen sei. "Von dem Geld können wir eine bezahlte Stelle einrichten und dem Projekt BürgerBahnhof so noch mehr Zeit widmen", sagt Kopka, der die Stelle in Zukunft auch bekleiden wird.